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Mark Thatcher: Bruchlandungen eines Promis

Kolumne von Friedbert Holz
​Keine Seltenheit, dass sich gelangweilte Playboys oder Promis im Umgang mit schnellen Autos probieren. Dazu gehörte auch Mark Thatcher, Sohn der britischen Premierministerin Margaret Thatcher.

Offensichtlich wohl behütet und zusammen mit Schwester Carol in einem finanziell sehr begüterten Umfeld aufgewachsen, fand der junge Mark Thatcher wohl schon bald Gefallen an allem, was Tempo macht.

So versuchte sich der Herrenfahrer nach ersten Ausflügen im Club-Sport, bei Track-Days und einem ersten Renn-Einsatz auf einem Toyota Corolla schon bald eine deutliche Stufe höher: Er fuhr 1980 in einem Osella PA8 zusammen mit der Renn-Amazone Lella Lombardi aus Italien die 24 Stunden von Le Mans.

Auch ein Jahr später wieder war er wieder an der Sarthe, diesmal auf einem Porsche 935 im Team des Schweizers Claude Haldi. In beiden Rennen schied er wegen Unfalls aus.

Dafür hatte er 1981 in Le Mans Anny-Charlotte Verney über ihren gemeinsamen Sponsor kennen gelernt. Und so beschlossen die beiden einen kühnen Plan: Sie wollten im Januar 1982 bei der berüchtigten Rallye Paris-Dakar antreten.

Zusammen mit einem Mechaniker im Auto starteten sie tatsächlich in einem Peugeot 504 Kombi, fielen aber mit Defekten an Hinterachse und Lenkung aus.

Da es damals noch keine GPS-Ortung gab und sie die geplante Route um etwa 70 Kilometer verfehlt hatten, fand sie die Besatzung eines algerischen Militärflugzeugs erst nach fünf Tagen in einem Wüstendorf.

Verney bei der Ankunft im Hotel: «Ich habe nie zuvor gesehen, wie dort ein immerhin schon 28-Jähriger von seinem Vater wegen dieser Suchaktion so angeschrien wurde.»

Gut fünf Jahre später, Mitte September, beim letzten Lauf zur Tourenwagen-Europameisterschaft 1987 im französischen Nogaro, sollte es ebenfalls etwas lauter werden: Diesmal zwischen Gabriele Rafanelli, Teamchef des BMW Bigazzi-Teams, und jenem verhätschelten Minister-Sprößling, dem 1995 das Nachrichtenmagazin Spiegel einmal «das Auftreten eines Vorstadt-Strizzi» bescheinigt hatte.

Denn Rafanelli war sauer, konnte nicht verstehen, weshalb Thatcher sein Auto, einen M3, so unbedacht weggeworfen hatte.

Was passiert war, dazu hätte eine Betonmauer an der Strecke viel erzählen können, wie heftige Kratzer an ihrer grauen Fassade bewiesen. Sie würde sich wahrscheinlich an jenes weiße Bigazzi-Auto erinnern, das sie nach einem kräftigen Rempler aus ihrer beschaulichen Ruhe an diesem 13. September, einem heißen Spätsommer-Sonntag, gerissen hatte.

Am Steuer des Unglücks-BMW saß besagter Mark Thatcher, der offenbar viel zu schnell in die Linkskurve kurz vor dem Ziel gefahren war – auch letzte, verzweifelte Bremsspuren kündeten stumm von diesem Drama.

Als sich die Wolke aus Staub und herumfliegenden Metallteilen wieder gelegt hatte, kam ein sehr betretener Fahrer an die Box zurück und saß dort noch lange nachdenklich.

Für die Mechaniker-Truppe von Aldo Bigazzi hieß dies wieder: schrauben, schrauben, schrauben!

Aber es gab auch viel Erfreuliches für BMW an diesem Wochenende: Nach seinem dritten Platz im Rennen, zusammen mit Altfrid Heger im Linder-M3, durfte sich der sympathische Schwarzwälder Wilfried «Winni» Vogt als Tourenwagen-Europameister 1987 feiern lassen!

Es sollte sein größter Motorsport-Erfolg sein, zwei Jahre später musste er sich dem Krebs ergeben, gerade 44 Jahre jung. Auf dem Podium vervollständigten zwei weitere M3-Duos den BMW-Triumph: die Sieger Fabièn Giroix / Jean-Pierre Jaussaud sowie die Zweitplazierten Markus Oestreich / Dieter Quester.

Mark Thatcher, der trotz seines Missgeschicks in Frankreich der Marke BMW treu blieb, sollte ein Jahr später immerhin Dritter werden bei einem Rennen am Hafen des neuseeländischen Wellington, zusammen mit Trevor Crowe, wieder an Bord eines diesmal schwarz lackierten M3.

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