Sebastian Vettel (Ferrari): WM-Stolperstein Technik
Sebastian Vettel vor Lewis Hamilton
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Barbara Keller-Richter aus Kassel wissen: «Ihr habt doch um den Ungarn-GP herum die Liste verbrauchter Motorenteile veröffentlicht. Wenn ich mich richtig erinnere, fahren Sebastian Vettel und Kimi Räikkkönen mit dem letzten erlaubten Turbo. Was passiert nun im weiteren Verlauf der WM? Wird das für Vettel nicht zum Problem?»
Eine berechtigte Frage. Sky-GP-Experte Marc Surer hat von Anfang der Saison an gewarnt: «Alle reden immer vom Grundspeed der Autos, der ist bei Ferrari und Mercedes ungefähr ähnlich hoch. Es gibt aber drei weitere Faktoren, welche den Ausschlag über den WM-Titel geben werden. Der erste Faktor ist die Effizienz bei der Entwicklung. Bislang liegen da Ferrari und Mercedes auf Augenhöhe. Der zweite Faktor ist die Standfestigkeit. Und da erkenne ich Vorteile für Mercedes. Der dritte Faktor wird gerne vergessen – Glück oder Pech.»
Was ist nun Stand der Dinge in Sachen Motoren? Zur Erinnerung: Eine moderne Antriebs-Einheit der Formel 1 ist reglementarisch in sechs Elemente aufgeteilt:
– V6-Verbrennungsmotor
– Turbolader
– MGU-H («motor generator unit – heat»; also der Generator für jene Energie, die beim Turbolader gesammelt wird)
– MGU-K («motor generator unit – kinetic»; also der Generator für die kinetische Energie, die beim Bremsen gesammelt wird)
– Batterie-Paket
– Kontroll-Elektronik
Generell sind pro Fahrer und Saison also vier Antriebseinheiten erlaubt. Sollte im Laufe des Jahres ein fünftes Element gebraucht werden, so muss der betroffene Fahrer in der Startaufstellung um zehn Ränge zurück. Zum Ungarn-GP veröffentlichte der Autoverband FIA folgende Liste verbrauchter Teile, hier nur jene von den beiden Top-Teams Ferrari und Mercedes-Benz.
Verbrennungsmotor – Turbolader – MGU-H – MGU-K – Batterie – Elektronik
Lewis Hamilton (Mercedes): 3 – 3 – 3 – 3 – 2 – 2
Valtteri Bottas (Mercedes): 3 – 3 – 3 – 3 – 2 – 2
Sebastian Vettel (Ferrari): 3 – 4 – 3 – 3 – 3 – 3
Kimi Räikkönen (Ferrari): 3 – 4 – 3 – 3 – 3 – 3
Das wirkt auf den ersten Blick beunruhigend, denn wir haben noch neun GP-Wochenenden vor uns! Aber die Zahlen sagen nicht alles. Denn im Rahmen des Ungarn-GP hat Ferrari-Technikchef Mattia Binotto zwar Probleme eingestanden, der in Lausanne geborene Italiener gibt sich aber zuversichtlich, dass Vettel und Räikkönen dennoch über die Runden kommen.
Mattia Binotto: «Ja, da ist natürlich eine gewisse Sorge, weil wir ganz zu Beginn der Saison schon mit Turboschäden zu kämpfen hatten. Das hatte zur Folge, dass wir den die weiteren Lader verhältnismässig früh einbauen mussten.»
Allerdings stehen fast alle der bereits eingesetzten Turbos zur Verfügung. Einzig jener Turbo, der im Auto von Räikkönen in Bahrain kaputtging, ist nicht mehr einsetzbar. Alle anderen Turbolader der Firma «Honeywell Turbo Technology» (früher Garrett) sind wenn auch nicht mehr neu, so doch weiter verwendbar.
Binotto erklärt: «Wir haben die restlichen Turbos modifiziert, damit die Standfestigkeit verbessert wird. Derzeit läuft alles gut, und wir setzen die Lader im Rotationssystem ein. Das Ziel besteht darin, mit den bereits verwendeten Turboladern durch die zweite Saisonhälfte zu kommen.»