So sieht die Le-Mans-Vorbereitung bei Mike Conway aus
Nach der dreiteiligen Serie mit Porsche-LMP1-Pilot Timo Bernhard (und dem großen positiv Feedback) hat SPEEDWEEK.com auch bei der Konkurrenz nachgehört. Im Gespräch mit Mike Conway berichtet der Brite über seine ganz spezielle Le-Mans-Vorbereitung und erklärt, wie er als Profi-Sportler durchs Leben kommt.
Herr Conway, wie bereiten Sie sich denn hinsichtlich der 24 Stunden von Le Mans besonders vor, um die Strapazen gut zu meistern?
«Ich bereite mich vor der Saison natürlich gründlich vor. Dazu gehören allerlei Tests und Fitnessprogramme, die mir individuell natürlich enorm helfen, um körperlich fit zu sein. Dazu kommen die Nachtfahrten und die Rennen in Daytona und Sebring, die mir ebenfalls als Vorbereitung für Le Mans dienen. Unabhängig davon muss jeder Fahrer seinen eigenen Rhythmus finden, wie und womit er sich am Besten vorbereitet. Ein großes Thema ist in Le Mans ja der Schlaf zwischen den Stints. Der Eine findet da besser rein als der Andere. Ich selbst finde meist nach dem zweiten Stint ein wenig Zeit zum Schlafen. Aber da bin ich auch nur circa eine Stunde weg, weil ich immer wissen will, was mit dem Auto ist und was meine Kollegen machen. Es ist ein tiefer Schlaf, den ich in dieser kurzen Zeit habe, aber das Aufwachen ist verrückt. Dann weiß ich erst nicht recht, wo ich bin und merke, wie verschwitzt mein Körper ist. Der Körper arbeitet während der ganzen Zeit und ist auch beim Schlafen am Limit. Und nach dem Aufwachen ist der Puls auch gleich wieder voll auf Touren, denn die ersten geordneten Gedanken gelten dem Auto und dem Team.»
In Le Mans liegt zwischen Vortest und der eigentlichen Rennwoche nur eine Woche. Bleiben Sie da direkt vor Ort in Frankreich?
«Dienstags nach dem Test ist immer noch ein Shakedown, für den Motoren gewechselt werden oder anderes anfällt. Danach gehe ich meist zurück in die Heimat und nutze die Tage für ein leichtes Training. Das ist die Zeit, die man nutzt, um sich für die Anstrengungen in Le Mans vorzubereiten. Man geht noch einmal durch die Daten und prüft sich selbst. Und am Wochenende fliege ich dann wieder nach Frankreich. Danach geht es Schlag auf Schlag. Das Qualifying dauert alleine ja schon bis Mitternacht und ehe man dann wieder zurück im Hotel ist, schlägt die Uhr 1:30 Uhr. Am nächsten Tag ist es ebenfalls wieder 1:30 Uhr bis man ins Bett kommt. Und wir müssen um 11:00 Uhr wieder an der Strecke sein. Und am Rennteag musst Du als Fahrer schon um 8:00 Uhr morgens zum Warmup da sein. Das heißt, um 06:30 Uhr aufstehen und das Rennen beginnt um 15:00 Uhr. Also, das ist ein langer Tag.»
Haben Sie ein Ernährungsplan?
«Die Ernährung ist ein sehr wichtiges Thema für uns. Wir bekommen eine Ernährung, die leicht bekömmlich und auf uns zugeschnitten ist. Es gibt Nahrung, die wir vermeiden sollen. Aber gleichzeitig weiß unser Ernährungsberater auch, was wir gerne mögen. Ich persönlich versuche so weit wie möglich bei einer gesunden Ernährung zu bleiben und alle Snacks zu vermeiden. Besonders diese Riegel sind tödlich. Wenn man nicht genügend Schlaf bekommt, merkt das der Körper auch sofort und lässt Dich das spüren. Mein Körper mag es dann gar nicht, wenn er zu viel Zucker bekommt. Da ist Reis mit Gemüse wesentlich besser. Auch wenn ich oft ein wirkliches Verlangen nach Snacks habe, weiß ich genau, dass sich das dann am nächsten Tag rächen wird. Körperlich ist das wirklich enorm spürbar. Ich fühle mich dann ausgelaugt. Während des Rennens im Auto merke ich das nicht, aber danach oder in den Zwischenzeiten. Kaffee gehört bei mir auch zu den Nahrungsmitteln, die ich versuche, nur reduziert zu mir zu nehmen. Die Stints sind manchmal sehr lang, so dass man dazwischen etwas essen muss. Das ist dann entweder so eine Art Astronautennahrung oder ein isotonisches Getränk. Das hilft ganz super, wenn man zwischen drei und vier Stunden hinter dem Lenkrad sitzt. Beim Rennen verbrennt der Körper auch eine Menge Kalorien. Alleine 20 Prozent der Kalorien werden vom Gehirn verbrannt. Und wenn Du dann aufgrund von Nahrungsdefiziten die Konzentration verlierst, ist das suboptimal. Deswegen esse ich so anderthalb Stunden bevor ich in den Wagen steige das letzte Mal. Aber das ist alles eine Erfahrungssache und hat viel mit Disziplin zu tun.»
Hier geht es zur Serie mit Porsche-LMP1-Pilot Timo Bernhard (Teil1, Teil2 und Teil3)