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Ricky Taylor: Für uns ist in Le Mans ein Podium drin

Von Martina Müller
Er ist derzeit einer der erfolgreichsten Piloten Nordamerikas. Bei den 24 Stunden von Le Mans wird Ricky Taylor im einzigen Riley-LMP2 starten. Mit SPEEDWEEK.com hat er sich über die Chancen im Rennen unterhalten.

Ricky Taylor schwimmt derzeit auf einer Erfolgswelle: In der amerikanischen IMSA-Serie hat er im Cadillac DPi im Team seines Vaters Wayne Taylor die ersten fünf Saison-Rennen gewonnen. Bei den 24 Stunden von Le Mans steht der 27-Jährige vor einer ganz anderen Herausforderung. Denn er startet im Riley Mk.30 des extra für das Event zusammengestellten Teams um den texanischen Viper-Händler Ben Keating. Doch damit nicht genug. «Wir sind der einzige Riley im Feld und kämpfen hier somit gegen die Übermacht von 24 anderen LMP2-Fahrzeugen. Da steht uns eine Menge Arbeit bevor», ist sich Taylor der bevorstehenden Aufgabe im Gespräch mit SPEEDWEEK.com bewusst. Mit der Reglementsänderung vor der Saison 2017 haben in der LMP2-Kategorie nur noch vier Hersteller eine Berechtigung zur Teilnahme bekommen. Neben Riley sind dies Oreca, Ligier und Dallara.

Dazu kommt: Riley hat mit Abstand die wenigsten Kundenteams akquirieren können. Lediglich 'VisitFlorida Racing' bringt in der amerikanischen IMSA-Serie einen Mk.30 an den Start. Der Einsatz von Keating Motorsports in Le Mans ist auch nur ein er 'One-Off' - zumindest in diesem Jahr. «Wir konnten vor knapp zwei Wochen beim Vortest unglücklicherweise nur die Hälfte der Testzeit nutzen», gibt Taylor Einblicke in die derzeitig Situation bei Keating Motorsports.

Doch gerade mit der Verpflichtung des Sohnes von Sportwagen-Legende Wayne Taylor holte sich Ben Keating einen erfahrenen Langstrecken-Piloten in sein Team. Jeroen Bleekemolen komplettiert das Trio. Nicht nur, dass Taylor seit Jahren erfolgreich in der IMSA-Serie unterwegs ist, auch in Le Mans konnte er bereits Erfahrungen sammeln. So fuhr er 2013 für Larbre die Corvette C6.R und war 2014 mit dem Morgan LMP2 – ebenfalls für Larbre – in an der französischen Sarthe unterwegs, bevor er 2016 in der Werks-Corvette C7.R antrat. Die Entwicklung in der LMP2-Klasse konnte er also hautnah erleben und somit auch Vergleiche ziehen.

«2014 fuhr ich den Morgan LMP2. Und der Unterschied von damals zu jetzt ist enorm. Es ist unglaublich, wie viel mehr Downforce und Leistung die Wagen bekommen haben. Das ist ein wahnsinniger Sprung nach vorne. Eigentlich sind es zwei verschiedenen Klassen: Es sind LMP2-Wagen, welche die Geschwindigkeit der LMP1 haben. Das macht natürlich Spaß und ist für das Team, die Fahrer und sicherlich auch die Fans total aufregend», strahlte Taylor.

Mit Rundenzeiten, die dem Bereich von 3:37 nicht überschritten haben, fährt der Riley in Le Mans momentan in den hinteren Rängen der LMP2-Klasse mit. Hinsichtlich der Wettbewerbssituation ist sich Taylor bewusst, dass dem Team große Anstrengungen bevorstehen. Vor allem, wenn bedacht wird, dass die Top-Autos der Klasse locker im Rennen die 3:30er Marke knacken werden. In der Qualifikation lag die LMP2-Bestzeit sogar bei 3:25. «Wir arbeiten daran, in die tiefen 3:30 zu kommen. Jedoch müssen wir noch mit vielen Unbekannten zurecht kommen, die das Auto schneller machen könnten. Es ist in Le Mans immer ein Balanceakt zwischen großem High-Speed und den Kurven, in denen mechanischer und aerodynamischer Grip gefragt ist. Somit müssen wir immer mit einem Kompromiss aufwarten», erklärt der amerikanische Youngster.

Aber gerade in einem Langstrecken-Rennen sind Rundenzeiten aber nicht der einzige Faktor für ein erfolgreiches Resultat. Auch Strategie, Taktik und der Renngott haben ein Wörtchen mitzureden. «Wir fahren mit Michelin-Bereifung. Das ist ein Punkt, der uns von den meisten anderen LMP2 unterscheidet. Wir wissen nicht, was die ultimative Pace mit den Reifen sein kann. Aber vielleicht können wir länger mit diesen Pneus unterwegs sein als die Konkurrenz. Und falls es regnet – es sieht zwar nicht danach aus – könnten wir auch da einen Vorteil haben», will sich Taylor noch nicht komplett geschlagen geben.

Doch gerade die Langstrecken-Tauglichkeit hat der Riley Mk.30 schon bewiesen. «Dieser Wagen war der einzige LMP2, der die 24 Stunden von Daytona fast problemlos durchgefahren ist. Die Standfestigkeit könnte also auch in Le Mans einer unserer großen Pluspunkte sein. Der Wagen hat alles, was man für ein erfolgreiches Langstrecken-Rennen braucht. Auch wenn es für viele nicht danach aussieht, am Ende könnte auch ein Podiumsplatz drin sein», ist Ricky Taylor für die 24 Stunden von Le Mans optimistisch.


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