Formel 1: FIA spricht Urteil

24h Le Mans: All dies sollte man zum Klassiker wissen

Von Oliver Müller
Mit den 24 Stunden von Le Mans feiert die Sportwagen-Szene ihr alljährliches Highlight. SPEEDWEEK.com gibt einige grundlegende Informationen und Rückblicke zum Rennen, das auch Teil der Sportwagen-WM (FIA WEC) ist.

In Le Mans laufen die Vorbereitungen auf das große 24-Stunden-Rennen bereits auf Hochtouren. Nach dem abgelaufenen Vortest am vergangenen Sonntag kehrte zunächst etwas Ruhe rund um den so prestigeträchtigen 'Circuit de la Sarthe' ein. Doch nun füllen sich die Teambereiche der 62 Equipen wieder mit immer mehr Personal. Als nächster wichtiger Agendapunkt steht am Sonntag und Montag die technische Abnahme der Boliden in der Innenstadt von Le Mans an. Spätestens dann ist die gut 140.000 Einwohner zählende Stadt in Westfrankreich der Hot-Spot der motorsportlichen Sportwagen-Welt.

Le Mans gilt als einer der letzten verbliebenen Motorsport-Klassiker. Zum ersten Mal fand dieses 24-Stunden-Rennen im Jahre 1923 statt. Von damals stammt auch noch der offizielle Name der Veranstaltung: Grand Prix d’Endurance les 24 Heures du Mans. 33 Fahrzeuge waren im Premierenjahr am Start. Am Ende siegte der Chenard & Walcker von André Lagache und René Léonard. Nach diesen beiden Herren sind übrigens gegenüber von Start/Ziel auch zwei Tribünen benannt. Das Rennen wird seither jährlich ausgetragen. Lediglich in den Jahren 1936 (landesweiter Streik) bzw. 1940-1948 (zweiter Weltkrieg und die Folgen) fiel das Event aus.

Der sogenannte 'Circuit de la Sarthe' besteht zu ziemlich genau zwei Dritteln aus öffentlichen Landstraßen, die extra für das Event abgesperrt werden. Seit einer Neugestaltung der 'Porsche-Kurven' im Vorfeld der letztjährigen Ausgabe beträgt Streckenlänge nun exakt 13,626 Kilometer. Aber schon vorher hat der Kurs diverse Änderungen erfahren. Ab 1932 wurde beispielsweise nicht mehr bis in die City von Le Mans (Pontlieue-Viertel) gefahren. Seit 1972 wird der legendäre Streckenabschnitt 'Maison Blanche' ausgelassen, da beginnend mit den bereits erwähnten 'Porsche-Kurven' bis hin zu Start/Ziel ein eigener Streckenteil erreichtet wurde, der nicht mehr über Landstraßen führt. Um die Top-Speeds zu reduzieren, musste die lange Hunaudières-Gerade im Jahre 1990 um zwei Schikanen ergänzt werden.

Aus der Zeit vor der Drittelung der Hunaudières stammt auch der offizielle Geschwindigkeitsrekord. Roger Dorchy schaffte 1988 im WM P88 atemberaubende 405 km/h. (Über den Le-Mans-Rekord gibt es viele Geschichten und Legenden – sowohl über die 405 km/h an sich, als auch über andere Fahrzeuge, die schneller gewesen sein sollen). Beim Vortest 2019 lag der Bestwert bei 350,1 km/h, den Stoffel Vandoorne im BR1-AER von SMP Racing erreichte.

2018 konnte Toyota nach langen Jahren der Durststrecke erstmals das Rennen gewinnen. Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Fernando Alonso siegten vor ihren Teamkollegen Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López. Das Rennen hatte nicht den ultimativen Spannungswert, da Toyota nach dem LMP1-Rückzug von Audi und Porsche lediglich gegen unterlegene Privatteams antrat. Auch in der GTE-Klasse gab es einen Doppeltriumph. Michael Christensen, Kévin Estre und Laurens Vanthoor gewannen im Porsche 911 RSR vor den Markengefährten Richard Lietz, Gianmaria Bruni und Frédéric Makowiecki.

Insgesamt sind in diesem Jahr elf frühere Gesamtsieger der 24h von Le Mans am Start. André Lotterer (2019 im Rebellion R13) und Marcel Fässler (2019 in der Corvette C7.R) konnten dreimal gewinnen. Romain Dumas und Earl Bamber haben jeweils zwei Triumphe eingefahren. Mike Rockenfeller, Loïc Duval, Nick Tandy, Neel Jani und die angesprochenen Fernando Alonso, Sébastien Buemi bzw. Kazuki Nakajima standen einmal ganz oben auf dem Podest.

Nachdem der ACO im Frühjahr zwei neuen temporäre Boxen hat errichten lassen, nehmen nun insgesamt 62 Rennwagen am Klassiker teil. Das ist in der Geschichte des Klassikers sogar ein Rekordfeld. Die Boliden teilen sich auf vier Klassen auf: LMP1, LMP2, GTE Pro und GTE Am. Königsklasse ist die LMP1. Dort treten die Hybrid-Renner von Toyota gegen die privaten Modelle von ENSO CLM, Rebellion (Oreca) und BR (Dallara) an. In der Qualifikation werden die LMP1 aller Voraussicht nach wieder Rundenzeiten von weit unter 3:20 Minuten erreichen.

Die 'kleinere' Prototypen-Klasse LMP2 besteht in diesem Jahr aus 20 Fahrzeugen: Zwölf Oreca 07 (von denen jeweils einer als Alpine A470 und einer als Aurus 01 gebrandet ist), sechs Ligier JS P217 und zwei Dallara P217. Die LMP2 ist eine Spec-Kategorie. Das bedeutet: Neben den drei genannten Chassis wäre hier nur noch der Riley Mk.30 erlaubt. Dieses amerikanische Gefährt wird 2019 aber erneut von keinem Team verwendet. Alle LMP2 sind mit einem 4.2L-V8-Einheitsmotor ausgestattet, der von Gibson geliefert wird. Die LMP2 erreichen in einer trockenen Qualifikation Zeiten von unter 3:25 Minuten. Auch beim Top-Speed sind sie nicht weit von den LMP1 entfernt. Beim Vortest konnten Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 334,9 km/h (Nicolas Lapierre im Alpine) erzielt werden. In dieser Wertung lagen am Testtag 13 LMP2 vor dem besten Toyota (329,8 km/h).

Zu den Prototypen kommen noch die beiden GTE-Klassen. In der Pro-Wertung sind 17 Fahrzeuge dabei: Zwei Aston Martin Vantage AMR, zwei BMW M8 GTE, zwei Corvette C7.R, drei Ferrari 488 GTE, vier Ford GT und vier Porsche 911 RSR. Alle Fahrzeuge werden entweder von Werksteams oder von dem Werk 'sehr nahen' Teams eingesetzt. Die GTE-Pro-Wagen schaffen in der Qualifikation Rundenzeiten von dicke unter 3:50 Minuten. In der Am-Wertung müssen pro Fahrzeug mindestens zwei Piloten mit dabei sein, die den FIA-Amateur-Status besitzen (daher der Name). Einer dieser Fahrer muss sogar zwingend eine Bronze-Klassifizierung haben. Insgesamt sind 17 Fahrzeuge am Start (zwei Aston Martin, acht Ferrari, sechs Porsche und auch ein Ford GT). Die GTE Am erreichen in der Qualifikation Rundenzeiten von unter 3:55 Minuten. Hier nochmals die Entrylist zum Nachlesen.

Seit Gründung der Sportwagen-WM (FIA WEC) im Jahre 2012 sind die 24 Stunden von Le Mans auch Teil dieses Championats. Um die Besonderheit des Rennens an der Sarthe hervorzuheben, werden anderthalbfache Meisterschaftspunkte vergeben. 2019 bilden das Event sogar das Saisonfinale der FIA WEC. Nach den vorzeitigen Markentiteln von Toyota und Porsche stehen die Entscheidungen in den beiden Fahrer-WMs noch aus.

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