Wurz (Toyota): Irrwitz, dass ein Auto 24-Stunden hält
Toyota geht nach dem gewonnenen Qualifying und der Pole von Kazuki Nakajima als Favorit in die 82. 24h von Le Mans. Der Saisonstart mit dem neuen TS040 ist bisher beeindruckend: Siege in Silverstone und Spa, Bestzeit beim Le-Mans-Testtag durch Sébastien Buemi, nun die Pole von Nakajima. Audi scheint beim Speed über eine schnelle Runde der Konkurrenz von Toyota und Porsche unterlegen zu sein, über dem Porsche schwebt weiter das Damoklesschwert der Unzuverlässigkeit.
Toyota zuverlässig und schnell
Der TS040 war bisher nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig. In der Öffentlichkeit hatten die Japaner bisher nur zwei Probleme: Nico Lapierre musste beim Testtag die vordere Radaufhängung richten lassen, Stephané Sarrazin blieb im ersten Qualifying nach einem Problem mit dem Öldruck liegen. «Nichts ernsthaftes und nichts, worüber wir uns Sorgen machen, aber natürlich nicht unbedingt geplant», winkt Toyota-Technikchef Pascal Vasselon ab. «Der Motor wäre ohnehin nach dem Qualifying getauscht worden, nun haben wir ihn halt früher gewechselt.»
Grösser als die Aufregung um den raren Technikdefekt am Toyota waren Gerüchte um angeblich flexible Karrosserieteile am TS040, die bei hohem Tempo nachgeben und um ein zweifelhaftes Bremssystem. Der TS040 hat ein aktives Bremssystem, bei dem sich die Bremskraft im Auto bidirektional verstellt, je tiefer das Auto in die Kurve eintaucht. Vasselon räumt mit diesen Gerüchten auf: «Wie in der Formel 1 und in anderen Serie auch, sind ziemlich viele Teile flexibel und in Bewegung. Sollte man die entsprechenden Tests mit unseren Karosserieteilen durchführen, werden wir diese ohne Probleme bestehen. Bei der Bremse gab von der FIA lediglich eine Klarstellung, was erlaubt ist. Unser System war immer zugelassen und das hat die FIA bestätigt, einige unserer Konkurrenten brauchten hier etwas Erklärung. Wir haben das Reglement einfach besser gelesen und unsere Konkurrenten brauchten Nachhilfe in diesem Punkt. Das System ist eigentlich ein ganzer Hut, einige Journalisten meinten aber, dieses haltlose Thema nochmals aufwärmen zu müssen.»
Wurz: Heisses Rennen wäre prima
Alex Wurz, zweifacher Le-Mans-Sieger 1996 im Joest-TWR-Porsche und 2008 im Peugeot 908, weiss, dass trotz der bisher guten Performance im Rennen eine Unzahl von Stolpersteinen vor Toyota liegen kann. «Man kann bei Langstreckenrennen nie komfortabel ins Rennen gehen», sagt der Österreicher. «Selbst wenn man 30 long-runs gefahren hat und 28 oder 30 fertig gefahren hat, hast Du Angst. Es ist alles am Limit konstruiert und wir gasen um die Kurven ohne Rücksicht auf Verluste am Auto. Ich finde es immer noch irrwitzig, dass ein Auto 24-Stunden halten kann. Denn so wir das prügeln, es sehr beeindruckend, das es hält.»
Wurz hofft ein heisses Rennen – nicht nur im Kampf um die Spitze, sondern auch bei den Temperaturen: «Unsere Ingenieure wünschen sich das natürlich nicht, denn durch die ganze Hybridtechnik hat man ohnehin schon hohe Temperaturen im Auto. Als Fahrer wünsche ich mir, dass es richtig heiss wird, denn dann zahlt sich mein Fitnesstraining aus.»