Nasser Al-Attiyah: «Dakar 5 Jahre in Saudi-Arabien»
Freundliches Wiedersehen mit dem katarischen Rallye-Star Nasser Al-Attiyah beim Motorrad-GP auf dem Losail Circuit in Katar. Und der dreifache Dakar-Rallye-Gewinner (er siegte 2011, 2015 und 2019) berichtete begeistert von der Rückkehr der Dakar-Rallye aus Südamerika. Der in Doha geborene Scheich kennt alle Einzelheiten hinsichtlich der Zukunft des Mega-Events.
«Für mich das ist ein großer Schritt, denn der Standortwechsel nach Saudi-Arabien ist für mich wie eine Heimkehr der Rallye nach Afrika», frohlockt der 48-jährige Al-Attiyah. Aber Katar liegt mit den Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten, Bahrain, dem Jemen sowie den Malediven und einem Teil von Libyen im Clinch. Katar wurde wirtschaftlich isoliert, man kann von einer Wirtschaftsblockade sprechen. Katar weist jedoch den Vorwurf, extremistische Gruppen wie den IS unterstützt zu haben, seit Jahren zurück.
Wird Nasser also 2020 überhaupt an der Dakar teilnehmen können? «Hm, ich werde um meine Teilnahme kämpfen», lacht der populäre Ausnahmekönner aus der Wüste. «Im Moment darf ich nicht nach Saudi-Arabien reisen, zumindest nicht als Tourist. Das wäre ein bisschen schwierig. Aber ich denke, wenn dort ein großer Event wie die Dakar-Rallye stattfindet, werde ich mitfahren können. Ich werde das in Ordnung bringen. Ich werde dort sein!»
«Ich werde mir diese Dakar in Saudi-Arabien nicht entgehen lassen. Für unseren Nachbarstaat ist das ein riesiges Investment. Ich habe gehört, die Saudis bezahlen 80 Millionen für fünf Jahre, also 16 Millionen im Jahr», erzählt Al-Attiyah. Da geht es wohl um US-Dollar.
KTM-Berater Heinz Kinigadner meinte, man sollte auch Nachbarländer wie Oman oder Dubai in die Rallye einbeziehen. Al-Attiyah: «Ich habe gehört, Saudi-Arabien hat für fünf Jahre unterschrieben. Im ersten Jahr wird exklusiv in Saudi-Arabien gefahren. Im zweiten Jahr könnten neben Saudi-Arabien auch Abu Dhabi und Oman dazu kommen. Im dritten Jahr sollen neben Saudi-Arabien noch Jordanien und Ägypten einbezogen werden. Im vierten Jahr sollte man meiner Meinung nach von Saudi-Arabien über Ägypten und Algerien sowie Marokko nach Paris fahren.»
Übrigens: Der neue Dakar-Race-Director ist Albert Castera, bisher Veranstalter der Marokko-Rallye.
Katar wird von den feindlich gesinnten Saudis sicher nicht als Standort für die Rallye berücksichtigt werden. Da macht sich Nasser keine Illusionen. Aber Al-Attiyah schmiedet eigene Pläne. «Wir planen die neue Silkway-Rallye. Wir starten in Katar, dann geht’s in den Iran, nach Kasachstan und nach Moskau. Iran ist ein riesiges Land mit umfangreichen Wüstengebieten. Die Menschen dort sind sehr an diesem Projekt interessiert.»
Nasser Al-Attiyah nimmt seit 2004 an der Dakar-Rallye teil. «Damals bin ich mit einem Mitsubishi-ART gefahren und Zehnter geworden. Ich hatte einen Mechaniker!»
Neben den drei Siegen hat der aktuelle Toyota-Pilot bei der Dakar drei zweite und zwei dritte Gesamtränge erzielt. «Ich habe bei Toyota für fünf Jahre unterschrieben. Ich werde in den nächsten fünf Jahren gewinnen», lacht der fröhliche Katari. «Nein, Spaß beiseite. Ich verhandle mit Toyota. Sie haben mir ein Angebot für drei Jahre gemacht. Aber ich unterschreibe noch nicht, ich warte auf das neue Reglement. Denn die Buggys sind immer noch schnell.»
Nasser Al-Attiyah blickt auf eine unfassbare Erfolgsbilanz: 2006 war er Production Rallye-Weltmeister, 13 Mal hat er die Middle East Rally Championship gewonnen, 2014 und 2015 war er WRC-Champion. 2008, 2015 und 2016 siegte er im FIA Cross Country-Rallye-Cup.
Und dann hat Nasser noch eine sportliche Nebenbeschäftigung. «Sechsmal war ich als Tontauben-Schütze für die Olympischen Spiele qualifiziert, viermal bin ich ins Finale gekommen, 2012 in London habe ich die Bronzemedaille gewonnen. Momentan kämpfe ich um die Qualifikation für die Spiele in Tokio. Dazu muss ich den World Cup gewinnen.»
Dann zeigt Nasser, der nur 4 km vom Losail Circuit entfernt wohnt, auf seinem i-Phone ein Video, das vor zwei Tagen aufgenommen wurde. Da hat er mit seinem 850 PS starken V8-Chevy-Buggy mit Jorge Lorenzo auf dem Beifahrersitz einen Ausflug in die Wüste gemacht, er fuhr nur auf den Hinterrädern, auch bergauf in den Dünen. Lorenzo winkte schon nach wenigen Metern kopfschüttelnd ab, aber er musste dieses Manöver fünf Minuten lang erdulden.
Nasser Al-Attiyah kann sich ausmalen, dass Saudi-Arabien als Dakar-Austragungsort umstritten sein wird. «Aber ich habe den Leuten von der ASO gesagt: Ja, ihr könnt in Südamerika bleiben. Aber nur, wenn ihr 2020 wieder in drei Ländern fahren könnt.»