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Dakar-Führung wechselt wieder zu Al-Rajhi/Gottschalk

Von Martin Gruhler
Auf der elften und vorletzten Dakar-Etappe setzte sich Toyota-Pilot Yazeed Al-Rajhi im Gesamtklassement wieder an die Spitze und liegt nun sechs Minuten vor dem Teamkollegen Henk Lategan.

Die Tageswertung sicherte Ford-Pilot Markus Ekström, dessen dritter Gesamtplatz immer wahrscheinlicher wird. Motorradfahrer und Automobilsten fuhren heute wieder getrennte Strecken, was gestern zum taktischen Langsamfahren für spätere vorteilhafte Starts von Toppiloten bei den Autos geführt hatte.

Lokal-Hero Al Rajhi ist mit dem heutigen Ergebnis noch einen Hauch davon entfernt, der erste saudi-arabische Fahrer zu werden, der die Rallye Dakar gewinnt.

Zusammen mit seinem Navigator Timo Gottschalk ging der Saudi mit einem Rückstand von 2.27 Minuten auf Lategan in die heutige 279 Kilometer lange Shubaytah-Schleife. Dank der besseren Startposition auf der gestrigen Prüfung konnten sie die Südafrikaner Lategan/Cummings früh einholen und bei Kilometer 138 schon die virtuelle Führung übernehmen.

Von da an konnte Al Rajhi seinen Vorsprung auf Lategan auf über sechs Minuten ausbauen - jetzt scheinbar die Zementierung des Gesamtsiegs, denn morgen am Finaltag sind nur noch 61 Kilometer zu fahren.

Die Wüstenfüchse Al Rajh/Gottschalk spielten bei der 47. Ausgabe von Anfang an eine starke taktische Karte aus und übernahmen erst nach der neunten Etappe zum ersten Mal die Führung. Diese wechselte in einer Art Ping-Pong-Spiel mit Lategan/Cummings mehrere Tage hin und her.

Für die heutige wohl alles entscheidende Etappe hatte Al Raijh offensichtlich wieder mit seinem gestrigen bewussten Rückfallenlassens für eine bessere hintere Startposition die perfekte Strategie ausbaldowert.

Für Lategan war die heute Vorentscheidung eine ziemlich bittere Pille, denn der dreifache südafrikanische Rallye-Raid-Meister hatte die Gesamtführung seit der zweiten Etappe inne, bevor er sie am letzten Dienstg erst einmal verlor. Nachdem er am Mittwoch wieder an die Spitze der Gesamtwertung zurückgekehrt war, wussten er und sein Navigator Brett Cummings im Vorfeld, dass die weiter hinten startenden Fahrer heute einen großen Vorteil haben würden.

Das bewahrheitete sich: Während Lategan vom 11. Platz aus zwar auch stark fuhr, hatte Al Rajhi vom 33. Platz aus einen leichteren Start und kam innerhalb der ersten 45 KIlometer bis auf 44 Sekunden an die Gesamtführenden heran.

Bei Kilometer 94 fehlten Al Rajhi nur noch vier Sekunden, der dann bei Kilometer 103 die Führung mit 1:24 Minuten Vorsprung übernahm. Bei diesem Abstand wäre Lategan morgen noch für den Gesamtsieg realistisch fähig gewesen, jedoch baute Al Rajhi den Vorsprung bis zum heutigen Ziel auf eine Führung von achteinhalb Minuten aus und besitzt für den morgigen Show Down die allerbesten Karten.

«Wir sind heute ein bisschen zu weit vorne gestartet, weil wir gestern direkt hinter den Spitzenfahrern ins Ziel kommen sind. So waren wir heute einfach im Nachteil. Wir haben nicht kampflos aufgegeben, aber das war heute halt schon alles, was wir heute erreichen konnten. Wir haben unseres Bestes gegeben aber ich bin definitiv kein Sand- und Dünenexperte, aber wir haben es in einem Stück bis zum Ende geschafft», kommentierte Lategan lapidar.

Lategan hatte das Gefühl, dass er in den Dünen eigentlich sehr gut unterwegs gewesen war - aber Al-Rajhis Vorteil mit dem späteren Start erwies sich am vorletzten Tag eben als entscheidend.

Er schloss auch schon ein Fazit für seine Dakar 2025:«Es ist erstaunlich, wir hatten eine wirklich sehr gute Dakar. Insgesamt bin ich mit dem Verlauf zufrieden. Wir hatten einige Höhen und Tiefen, aber am Ende war es doch eine wirklich gute Rallye für uns».

Abseits der Auseindersetzung um den Gesamtsieg gelang Mattias Ekström/Emil Bergkvist von M-Sport Ford mit dem Tagessieg ein wichtiger Zeitgewinn auf die Dacia-Sandrider Nasser Al-Attiyah und Edouard Boulanger um den dritten Platz auf dem Gesamtsiegerpodium.

Der Schwede gewann seine erste Etappe der diesjährigen Dakar und bescherte dem Raptor T1+ den zweiten Etappensieg in Folge, nachdem Nani Roma am Mittwoch vorne gelegen hatte. Die Dacia-Verfolger wurden heute von Ekström um gut 40 Sekunden distanziert. Ex-DTM-Pilot Ekström geht mit einem Vorsprung von 4.16 Minuten auf den fünfmaligen Sieger Al Attiyah ins morgige Finale.

«Mit meinem Tag heute bin ich ziemlich zufrieden. Ich denke dass Emil und ich bei der Dakar unseres bestes gegeben haben. Es waren sehr harte 14 Tage», zog Ekström ein erstes Fazit.

Auch wenn ein Gesamtsieg offensichtlich nicht mehr in Frage zu kommen scheint, liegen sowohl Ekström als auch Al-Attiyah in Schlagdistanz, sollten Al Rajhi und Lategan morgen größere Problem plagen. Ekström liegt nur 22:34 Minuten hinter Al Rajhi, während Al-Attiyah 26:50 Minuten von der Führung entfernt ist.

Der Wettbewerb ist in diesem Jahr eigentlich ziemlich eng umkämpft. Ford-Fahrer Mitch Guthrie hätte wohl noch ein gutes Wörtchen mehr mitzureden gehabt, wenn auf der zweiten Etappe nicht soviel Zeit verloren hätte. Dort hatte er dem Teamkollegen Carlos Sainz nach dessen Überschlag geholfen. Nun liegt er als Fünfter der Gesamtwertung nur gerade eine knappe Stunde hinter Al Rajhi.

Die heutige Etappe führte heute eine 516 Kilometer lange Schleife durch die Wüste des Empty Quaters um Shubaytah zurückgelegt werden. Die Zeitwertung wurde über 276 Kilometer ausgefahren. Der Start heute musste verschoben heute zeitlich verschoben werden, da wegen Nebel die Helikopter nicht starten konnten.

Der Abstand von 6.11 Minuten zwischen Al Rajhi und Lategan - sollte er gleich bleiben - wäre der kürzeste seit der Ausgabe 2020, als Sainz Al-Attiyah schlug.

Der geringste Vorsprung in der Geschichte der Dakar liegt bei nur 2.12 Minuten, damals im Jahr 2010, als Sainz am Steuer eines Volkswagen Touareg seinen ersten Dakar-Sieg errang.

Ergebnis der 11. Etappe


1. Ekström/Bergkvist (Ford) 4:19:27 Stunden
2. Al-Attiyah/Boulanger (Dacia) +0.41 Minuten
3. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) +1.45
4. Guthrie/Walch (Ford) +9.33
5. Lategan/Cummings (Toyota) +10:23
6. Ferreira/Palmeiro (Mini) +11.36
7. Baciuska/Mena (Toyota) +1.54
8. Serradori/Minaudier (Century) +13.09
9. de Mevius/Baumel (Mini) +20.22
10. Bergounhe/Larroque (MD Optimus) +26.40

 

Gesamtwertung nach 11 von 12 Etappen Shubaytah - Shubaytah (232/152 Kilometer)

1. Al-Rajhi/Gottschalk (Toyota) 51:53.36 Stunden
2. Lategan/Cummings (Toyota) +6.11 Minuten
3. Ekström/Bergkvist (Ford) +22.34
4. Al-Attiyah/Boulanger (Dacia) +26.50
5. Guthrie/Walch (Ford) +59.26
6. Serradori/Minaudier (Century) +1:10.08 Stunden
7. Yacopini/Oliveras (Toyota) +1:58.13
8. Ferreira/Palmeiro (Mini) +2:15.59
09. Quintero/Zenz (Toyota) +2:19.47
10. Baragwanath/Cremer (Century) +2:53.26

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