Yazeed Al-Rajhi: Endlich Dakar-Sieger – das Interview
Seine Leidenschaft für den Motorsport hat sich für Al-Rajhi schon vor langer Zeit entwickelt. Ab 2007 begann, er an lokalen Rallyes im Nahen Osten teilzunehmen und fuhr sogar mehrere Jahre in der WRC. Im Jahr 2014 gelang der erfolgreiche Sprung in die internationale Ebene des Raid-Rallyesports.
Seit seinem Debüt im Jahr 2015, bei dem er einen Etappensieg errang, hat Al-Rajhi mittlerweile elf Teilnahmen an der Dakar absolviert.
Sein bisher bestes Ergebnis war bis dieses Jahr ein dritter Platz in 2022 gewesen. Im vergangenen Jahr führte der heute 43-Jährige die Gesamtwertung an, bis er nach einen spektakulären Unfall auf der neu geschaffenen 48-Stunden-Etappe aufgeben musste.
Außerhalb des Motorsports ist Al-Rajhi auch ein sehr bedeutender Geschäftsmann in den verschiedensten Zweigen.
Die familiengeführte Al-Rajhi Bank ist das größte Finanzinstitut im arabischen Wirtschaftsraum. Al-Rahjhi selbst ist insbesonders in der Immobilien sowie Cateringbranche tätig und hält mehrere Kaffeehäuser.
Yazeed Al-Rajhi ist nicht nur ein ambitionierter und erfolgreicher Motorsportler, sondern in der Wüstenrallyegemeinschaft auch für seine Freundlichkeit und Großzügigkeit in den Biwaks von Dakar bekannt. Seit mehreren Jahren organisiert er die legendären Bankette, besonders am Ruhetag, zu denen er die Teilnehmer immer einlädt.
Yazeed Al-Rajhi, war dies die härteste Dakar, an der Sie bisher teilgenommen haben?
Ja, das war mit Abstand die härteste. Nicht unbedingt, weil die 48-Stunden-Etappe und die Marathon-Etappe schon in der ersten Woche waren, sondern wegen der Härte vieler Etappen. Früher war es so, dass eine lange Etappe leicht und eine kurze Etappe von den Bedingungen her härter war. Wenn man im Roadbook eine Etappe von über 400 km sah, wusste man, dass sie nicht allzu schwer sein würde. Aber in diesem Jahr waren selbst die langen Etappen oft sehr hart für das Auto und die Besatzungen. Ich glaube, sie haben absichtlich versucht, es uns schwerer zu machen, aber vielleicht müssen sie nächstes Jahr einen kleinen Schritt zurückgehen.
Was war für Sie der Schlüssel zum Sieg bei der Dakar?
Der Schlüssel war, eine gute Strategie zu entwickeln. Gemeinsam mit Timo (Beifahrer Gottschalk) haben wir uns die Etappen genau angeschaut und entschieden, wo wir pushen und wo wir uns Zeit lassen sollten uns es verhaltener angehen. Besonders in der ersten Woche haben wir beschlossen, kaum zu attackieren, sondern sicherzustellen, dass wir jede Etappe ohne größere Probleme beenden. Das hat uns geholfen, unser Rennen so zu gestalten und uns für die zweite Woche und am Ende in eine prima Position gebracht. Unser Plan ist super aufgegangen.
Welchen Beitrag leistet der Beifahrer zum Sieg?
Im Rallye-Raid ist der Beifahrer immer wichtig - Navigation ist Teil des Sports. Aber im Fall von Timo geht es darüber hinaus, er hat einen riesigen Anteil an diesem Sieg. Er hat so viel Erfahrung, und er hat auch ein gutes Verständnis für mein Fahrniveau entwickelt. Manchmal sagt er mir, ich solle es etwas ruhiger angehen lassen, wenn er das Gefühl hat, dass ich es übertreibe, und ein anderes Mal treibt er mich an, schneller zu fahren, wenn er das Gefühl hat, dass ich es kann. Und schließlich hat er auch ein sehr gutes Gespür für die Mechanik, so dass er eine wichtige Hilfe bei der Einstellung des Autos vor dem Rennen war.
Wie schätzen Sie den Toyota Hilux im Vergleich zu den anderen (neuen) Autos ein?
Der Hilux ist ausgreift und immer noch sehr stark. Auf jeden Fall ist es mit einem neuen Auto immer schwer, im ersten Jahr zu gewinnen. Aber in gewisser Weise hatte Dacia die Erfahrung von Prodrive und Hunter, auf die man aufbauen konnte. Aber Toyota hat jetzt so viel Erfahrung, und hat den Hilux Schritt für Schritt verbessert. Auch die Unterstützung durch Overdrive wurde von Jahr zu Jahr besser. Das ist es, was es einem privaten Team ermöglicht hat, vor den Herstellerteams zu gewinnen - ich glaube, das letzte Mal, dass das passiert ist, war vor 25 Jahren, aber heute sind wir hier.
Was sind Ihre Pläne für den Rest der Saison 2025?
Ich werde in der Rally-Raid-WM antreten, Bajas fahren und auch in der saudischen Meisterschaft, aber immer mit dem Fokus auf Rallye-Raid. Nach dem Dakar-Sieg in meiner Heimat wäre nach drei Jahren als Vize-Weltmeister die WM-Krone ein weiteres großes Ziel.
...also keine Lust oder Pläne, in die WRC zurückzukehren, immerhin haben Sie über 40 WM-Läufe bestritten, waren in der WRC2 Dritter und nun kommt die WM nach Saudi-Arabien?
Nein, das Kapitel ist für mich abgeschlossen. Ich habe auch viele berufliche Aktivitäten, also muss ich eine Auswahl treffen und mich auf einen Sport konzentrieren. Und Rally-Raid ist mein Lieblingssport, da bin ich zuhause.
Abschließende Frage: Sie sind auch als Geschäftsmann sehr erfolgreich. Gibt es für Sie Parallelen zwischen Wirtschaft und Sport?
Auf jeden Fall. Wenn man im Geschäftsleben erfolgreich sein will, muss man dranbleiben. Es gilt hart zu arbeiten und bis zum letzten Moment zu kämpfen, um ein Projekt erfolgreich abzuschließen und ein Unternehmen so Stück für Stück nach vorne zu bringen. Man muss zielstrebig sein, ein Bild Pixel für Pixel analysieren und dafür sorgen, dass alles zusammen passt. Das Gleiche ist im Sport erforderlich. Hinweis Abschlussbericht Dakar 2025