Rallye Dakar: Auch Sébastien Loeb im neuen Peugeot
Adieu Citroën, bonjour Peugeot – Sébastien Loeb wird 2016 mehrere Cross-Country-Rallyes bestreiten
Daniel Elena kann sich noch gut an den Tag im vergangenen Juli erinnern, an dem ihn Sébastien Loeb einen überraschenden Vorschlag machte. «Ich habe geglaubt, er will mich auf den Arm nehmen, als er mich gefragt hat, ob ich die Rallye Dakar mit ihm fahren will», blickt der Monegasse zurück, der als Beifahrer zusammen mit Loeb neun Mal Rallye-Weltmeister war. Aber sein Ex-Chauffeur meinte die Sache ernst.
«Natürlich hat mir jeder gesagt, ich solle auf jeden Fall einen Dakar-erfahrenen Copiloten nehmen», gibt Loeb zu. «Aber für mich war das Risiko zu hoch, dass ein Routinier mich erziehen wollte. Ich will aber meinen eigenen Stil entwickeln. Und das geht am besten mit Daniel, der ebenfalls vollkommen ohne vorherige Erfahrung an das Abenteuer Dakar herangeht.»
Der erste Testeinsatz bei der Rallye Marokko Anfang Oktober war bereits äußerst lehrreich. «Ist schon komisch, mit 160 auf eine Kurve zuzufahren, ohne vom Beifahrer zu hören, wie es dahinter weitergeht», beschreibt Loeb. Beifahrer Elena ergänzt: «Rallye-WM ist für den Beifahrer viel anstrengender, weil du viel mehr Kommandos geben musst. Manchmal habe ich kilometerlang nichts zuntun, außer die Anzeigen mit den Fahrzeugdaten zu checken. Außerdem ist der Peugeot 2008 DKR im Vergleich zum Citroën DS3 WRC geradezu eine Sänfte.»
Auch die Navigation, für das Duo Loeb/Elena komplettes Neuland, sorgte für einige Aha-Momente. Das manchmal mühsame Suchen der so genannten Wegpunkte erfordert vom Rallye-Weltmeister ungewohnte Geduld. «Ich habe zum ersten Mal erlebt, dass mein Beifahrer sagt: Keine Ahnung, ob wir jetzt links oder rechts fahren müssen.»
Einige in Marokko erlebte Schwierigkeiten werden Loeb/Elena bei der bevorstehenden Rallye Dakar nicht mehr haben. Anders als beim Test, wo sie ein 2015er Auto fuhren, wird Loeb im Januar wie seine drei Teamkollegen Stéphane Peterhansel, Carlos Sainz und Cyril Despres am Lenkrad eines brandneuen Peugeot 2008 DKR16 drehen. «Weil der viel breiter ist und der Schwerpunkt tiefer, kippt er zum Beispiel nicht so leicht um», erläutert Loeb.
Auch Dakar-Rekordsieger Peterhansel erwartet einen deutlichen Fortschritt gegenüber der für das französische Werksteam bescheiden verlaufenen Rallye Dakar 2015. «Bei einem normalen Rallyeauto sind die Ingenieure schon stolz, wenn sie drei Zehntelsekunden pro Kilometer finden. Beim unserem neuen Auto reden wir eher über Sekunden», verriet der Franzose. Das Ergebnis von rund 250 Kilogramm weniger Gewicht und etwa 20 Prozent mehr Leistung.
Seinen neuen Teamkollegen Loeb schätzt Peterhansel stark ein. «Dass bei der Rallye Dakar 2016 Navigation wahrscheinlich keine so große Rolle spielen wird, spielt ihm natürlich in die Hände.» Loeb selbst bleibt eher bescheiden. «Ich will beim ersten Mal vor allem lernen. Um den Sieg mache ich mir frühestens beim dritten Versuch Gedanken.»
Die Tourenwagen-WM (WTCC) ist für Loeb in der nächsten Saison auf jeden Fall kein Thema mehr, sein bisheriger Arbeitgeber Citroën hat ihn vor die Tür gesetzt. «Diese Entscheidung hat mich überrascht, ich wollte 2016 eigentlich um den Titel fahren.»
Stattdessen wechselt Loeb komplett zu Peugeot, die Rallye Dakar wird im nächsten Jahr nicht sein einziger Einsatz bei einer Cross-Country-Rallye bleiben. «Ich fahre überall, wo Peugeot an den Start geht.» Peugeot-Sportdirektor Bruno Famin geht von mindestens zwei weiteren Einsätzen aus. «Auf jeden Fall in Marokko als Vorbereitung auf die Rallye Dakar 2017. Außerdem denken wir über die neu konzipierte Silkway-Rallye von Moskau nach Peking nach.»