Schlechte Nachricht nach schönem Tag
Auf dem Weg nach Colón - Nani Roma
Zwiespältiger hätte der Tag heute kaum sein können. Endlich ging die Rallye Dakar richtig los, nachdem gestern nur eine Verbindungsetappe gefahren wurde. Wieder standen tausende Fans am Straßenrand und jubelten den Teilnehmern zu. Doch am Nachmittag ging im Biwak eine Nachricht wie ein Lauffeuer um: bei einem Unfall von einem deutschen Fahrer, war ein Zuschauer schwer verletzt worden. Wenig später erreichte uns die Todesnachricht.
Dabei hatte der Tag so schön begonnen. Die Rallye-Piloten hatten sich gestern auf den Weg nach Colón gemacht – nur eine Verbindungsetappe, keine Wertung. Zuvor waren sie in Buenos Aires vor über 300.000 Zuschauern über die berühmte Rampe gefahren. Es herrschte trotz der schwülen 26 Grad Volksfeststimmung und es war überraschend, wie viele fliegende Händler Dakar-Klamotten, -Fahnen und –Bilder anboten. Ob da der ein oder andere seiner eigenen Kreativität freien Lauf gelassen hatte, sei mal dahingestellt.
Wir machten uns allerdings erst am zweiten Januar auf den Weg direkt nach Cordoba – dem Ziel er ersten echten Dakar-Etappe. Kaum erreichten wir den Dunstkreis der Stadt, standen schon die ersten Fans an den Straßenrändern: bejubelten die Fahrer, machten Fotos und hatten am Ende des Tages wahrscheinlich mehr Videomaterial, als die Fernsehanstalten. Ganze Familien hatten sich im Schatten der Bäume und Sträucher niedergelassen. Sogar der Nachwuchs, der noch nicht mal den Windeln entstiegen ist, war dabei.
Im Biwak angekommen, schwitzten wir bei rund 38 Grad vor uns hin, als uns die schlechte Nachrichte erreichte. Bei Kilometer 75 war der Deutsche Mirco Schultis von der Strecke abgekommen, hatte einen Zaun durchfahren und raste ausgerechnet in eine Gruppe Zuschauer. Wie sich später herausstellte, war er in der Staubwolke eines Konkurrenten unterwegs gewesen und hatte dadurch eine Kurve übersehen. Ein Unfall wie er bei der Dakar nun mal passieren kann. Doch mit fatalen Folgen: eine schwer verletzte Frau, starb am Nachmittag im Krankenhaus.
Zwar hatte die Gruppe nicht in den extra eingerichteten „öffentlichen Zonen“ gestanden, Augenzeugen zufolge aber auf einem umzäunten Grundstück. Per Zufall bekam ich mit, wie die beiden Piloten in ihrem Desert Warrior und Begleitung der Polizei am Abend ins Biwak zurückkehrten. Zu dem Zeitpunkt wussten sie noch nichts von dem Tod der Argentinierin. Die kommenden Tage bringen hoffentlich nur noch gute und spannende Nachrichten rund um den Sport.
Schlechte Nachricht nach schönem Tag.