Formel 1: Abschied in der Unterhose

Licht und Schatten für ZM-Racing in Deutschland

Von Toni Hoffmann
Dominik Dinkel/Pirmin Winklhofer werden bei der ADAC 3-Städterallye in der Gesamtwertung ausgezeichnete Dritte, Hermann Neubauer/ Ursula Mayrhofer scheiden am 1. Tag durch einen technischen Defekt aus.

An diesem Wochenende wurde die deutsche Rallye-Meisterschaft mit der vom ADAC organisierten Knaus Tabbert 3-Städterallye (im Süden der Bundesrepublik im Bayrischen Wald mit dem Zentrum Waldkirchen), entschieden. Die Rallye führte erstmals durch die drei Länder Tschechien. Deutschland und Österreich und wird im nächsten Jahr als Zentraleuropäischer Lauf im Rahmen der Rallye-Weltmeisterschaft im Oktober 2023 gefahren werden. 2022 standen 14 Sonderprüfungen mit einer Kilometerangabe von 168,5 auf dem Programm, die Gesamtlänge der Rallye betrug 602,10 Kilometer. Man startete am Freitagnachmittag etwas verspätet in Waldkirchen, dann ging es auf die Prüfungen nach Tschechien, während am Samstag dann die restlichen acht Wertungsprüfungen abwechselnd in Österreich und Deutschland gefahren wurden.

Es ging sportlich noch um die Titelentscheidung in Deutschland. Hier tobte der Kampf zwischen Philip Geipel mit Katrin Becker-Brugger als Co auf Skoda Fabia Rally2 Evo und dem zweifachen Meister Marijan Griebel mit Beifahrer Tobias Braun auf Citroen C3 Rally2. Interessanter Aspekt am Rande. Das deutsche Reglement sieht bei diesem letzten Saisonlauf vor, dass nur jener ausländische Starter Punkte bekommt, der bereits zweimal heuer in der DRM gestartet ist. Dies war bei keinem ausländischen Piloten der Fall, so dass etwa Simon Wagner, Eric Cais oder Hermann Neubauer keine deutschen Meisterschaftspunkte bekommen konnten. Am Ende gewann Philip Geipel knapp und feierte seinen ersten Rallye-Meistertitel.

Unter den insgesamt 27 Topmannschaften der Klasse RC2 befand sich auch das deutsche Duo Dominik Dinkel/ Pirmin Winklhofer auf Ford Fiesta Rally2. Der für das Team von BROSE Motorsport startende 29-jährige Rossacher wurde die ganze Saison über von der österreichischen Einsatz-Mannschaft ZM-Racing technisch betreut. Dies war auch so beim Saisonabschluss an diesem Wochenende.

Dinkel startete in die Rallye auf den ersten drei Prüfungen eher sehr verhalten, ab der Wertungsprüfung Vier steigerte sich der Franke aber gewaltig und arbeitete sich langsam aber doch auch recht sicher in der Gesamtwertung nach vorne. Ab der Wertungsprüfung 10 war er hinter dem Tschechen Eric Cais bereits Zweiter. Dieser bekommt wie weiter oben erklärt, aber keine Meisterschaftspunkte, so dass Dominik Dinkel als bester Deutscher in die letzten vier Wertungsprüfungen startete. Auf den Prüfungen 11, 12 und 13 konnte er seinen knappen Vorsprung gegenüber seinem stärksten Verfolger Philip Geipel noch verteidigen. Auf der letzten Prüfung war dann Geipel nach 168 SP-Kilometern um fünf Zehntel schneller, damit wurde Geipel hinter Cais Zweiter und Dinkel Gesamtdritter. In der rein deutschen Wertung belegte Dinkel mit seinem Co Pirmin Winklhofer Rang Zwei und kann mit diesen beiden Podestplätzen auf einen erfolgreichen Saisonabschluss blicken.

Stellungnahme von Dominik Dinkel zu seinem Triumph: «Auf Grund meines Fehlens bei der Cimbern Rallye hatte ich mir fest vorgenommen mich bei der 3-Städte Rallye voll und ganz auf einen Podestplatz zu konzentrieren. Dies ist mir nun auch erfreulicher Weise als Gesamt-Dritter und zweitbester Deutscher gelungen. Der Start in die Rallye war aber nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Ich bin einfach zu aggressiv unterwegs gewesen, um mein Ziel zu erreichen. Dann habe ich meinen Fahrstil total umgestellt, bin runder und auch wesentlich ruhiger gefahren und habe so einen richtigen Renn-Rhythmus gefunden. Diese Taktik ist voll aufgegangen. Dafür möchte ich mich bei meinen Co Pirmin bedanken, bei BROSE Motorsport und auch beim Einsatzteam ZM-Racing. Natürlich gehen Glückwünsche auch an den neuen deutschen Meister Philip Geipel.»

Ebenfalls am Start für ZM-Racing war der Österreicher Hermann Neubauer mit Co-Pilotin Ursula Mayrhofer auf Ford Fiesta Rally2, der heuer in Österreich Vize-Meister hinter Simon Wagner wurde.

Neubauer im Pech

Neubauer begann die Rallye fulminant, nach den Zwischenzeiten lag er schon vorne, doch dann machte sich ein Defekt bemerkbar, der Motor lief nur mehr auf drei Zylindern und Neubauer büßte im Ziel dieser ersten Wertungsprüfung mehr als vierzig Sekunden ein. Die Mechaniker von ZM-Racing erkannten als Schadenursache ein elektronisches Problem und man forderte Neubauer auf ein anderes System im Auto umzuschalten. Diese Tatsache führte dazu, dass der Salzburger mit der Wut im Bauch sich die Bestzeiten auf den Prüfungen Zwei und Drei holte und sich damit vom 20. Platz auf den zehnten Rang nach vorarbeiten konnte. Dann kam die WP 4 und schon wieder kam es zu einem Leistungsverlust, etwa die gleichen Probleme wie am Beginn der Rallye. Im Service traf man dann schweren Herzens die Entscheidung die Rallye nicht mehr fortzusetzen.

Dementsprechend enttäuscht war Hermann Neubauer: «Ich verstehe die Welt nicht mehr, wieder hat uns ein Defekt aus dem Rennen genommen, den man während der Rallye einfach nicht orten konnte. Dabei war ich sehr gut in Form, bin zwar lange Zeit nicht im Auto gesessen und konnte trotzdem, auch für mich überraschend, Bestzeiten gegen die starke Konkurrenz herausfahren. Leid tut mir das für das ganze ZM-Racing Team, die reißen sich für einen erfolgreichen Einsatz den Arsch auf und am Ende war alles umsonst.»

Teamchef Max Zellhofer: «Rallyefahren kann so schön, aber auch so enttäuschend sein. Für mich war das auch bei dieser Rallye so. Einerseits hat uns Dominik Dinkel sehr viel Freude mit einem tollen Saisonabschluss bereitet, andererseits hat Hermann Neubauer wieder einmal viel Pech gehabt. Wenn die Elektronik in so einem Rallyeauto verrücktspielt, ist es ganz einfach nicht möglich, dieses Problem in der vorgegebenen Zeit zu erkennen und dann auch noch zu reparieren. Schade ich hätte den voll motivierten Hermann Neubauer gerne im Ziel gesehen.»   

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