Herzschlagfinale um die deutsche Rallye-Krone
Marijan Griebel in der «Waschstraße»
14 Wertungsprüfungen über knapp 165 Kilometer auf Bestzeit in drei verschiedenen Ländern, dazu 25 Starter in der Topklasse der Deutschen Rallye Meisterschaft. Das Finale der höchsten deutschen Rallyeliga im Rahmen der ADAC Knaus Tabbert 3-Städte-Rallye rund um Waldkirchen im bayrischen Wald versprach schon im Vorfeld Hochspannung und Motorsport der Extraklasse.
Der 33-jährige Polizeioberkommissar Marijan Griebel (Hahnweiler) und sein fünf Jahre jüngerer Co-Pilot Tobias Braun (Bückeburg) reisten mit drei Saisonsiegen und großen Titelhoffnungen in den Südosten der Republik. Am ersten Rallyetag, der komplett in der Tschechischen Republik auf trockener Piste ausgetragen wurde, konnte das Duo auch sofort an die zahlreichen Erfolge der vergangenen Monate anknüpfen und sich vom Start weg an die Spitze des DRM-Feldes setzen. Diese Führung gaben sie auch bis zum Ende des ersten Tages nicht mehr ab.
Mit dem Wetter änderte sich fortan auch sukzessive die Ausgangssituation für Griebel. Über Nacht erreichte der gemeldete Dauerregen die Rallyeregion und verwandelte die teilweise extrem schnellen Wertungsprüfungen teilweise in Rutschbahnen mit Nebel und Aquaplaning.
Nach vier der acht zu fahrenden Tests am zweiten Rallyetag lagen Griebel und Braun immer noch unmittelbar hinter der Spitze und auf Titelkurs. Der immer stärker werdende Regen und die damit verbundene Aquaplaning- und Unfallgefahr zwangen den zweifachen Deutschen Meister jedoch zum Umdenken.
«Unser Titelkonkurrent aus Sachsen lag nach zwei Dritteln der Rallye nur auf Rang vier, hätte jedoch gewinnen müssen um sich den Titel noch zu krallen. Da für uns eine Zielankunft absolut essentiell und die Bedingungen immens schwierig waren beschloss ich, das Risiko zu minimieren und sicher ins Ziel zu fahren», fasst Griebel die Situation vor den finalen Wertungsprüfungen zusammen.
Neuerliche sintflutartige Schauer ließen jedoch auch die beiden führenden Piloten straucheln, sodass es auf der letzten Wertungsprüfung der Saison zum Titelshowdown kam – während Griebel auf Rang vier liegend dieses Mal nur in der Zuschauerrolle war, musste der Bayer Dinkel seine letzten fünfeinhalb Sekunden Vorsprung vor dem mit maximalem Risiko heraneilenden Sachsen Philip Geipel verteidigen, um selbst die Rallye zu gewinnen und Marijan Griebel zum Deutschen Rallye Meister zu machen.
Hochspannung und Dramatik pur erlebten alle Beteiligten in diesen Minuten, doch für den Pfälzer Griebel sollte es dieses mal nicht zum Happy End reichen. Geipel war sechs Sekunden schneller als Dinkel, gewann damit mit einer halben Sekunde Vorsprung die Rallye und mit einem Punkt vor Griebel die Deutsche Meisterschaft.
«Natürlich ist dieses ultraknappe Ergebnis für uns sehr bitter. Mit drei Saisonsiegen und den meisten Bestzeiten aller Fahrer müssen wir uns aber nicht lange grämen, zweimal habe ich selbst bei der letzten Veranstaltung den Titel geholt, nun müssen wir uns eben einmal mit Rang zwei begnügen. Ich glaube, gerade das Spitzenquartett der Deutschen Rallye Meisterschaft hat den Rallyefans in diesem Jahr tollen Sport, viel Action und spannende Wettbewerbe geboten und wir hatten in unserem Citroen C3 Rally2 eine Menge Spaß. Danke an Tobias für seinen tadellosen Job, sowie ans Team und ganz besonders auch an alle meine hervorragenden Partner», so Griebel.
Die Saison 2022 ist für Griebel hingegen noch nicht beendet, einen Titel gibt es ebenfalls noch zu gewinnen. Das Finale des «Stellantis Motorsport Rally Cup Belux» findet am ersten Dezemberwochenende rund um das belgische Spa statt. Nach drei Saisonsiegen haben Griebel und Braun dort die Gelegenheit, die Enttäuschung des verpassten dritten Titels endgültig vergessen zu machen.