Stuck & Scheider: DTM braucht eine oberste Instanz
Hans-Joachim Stuck
Die Verantwortlichen haben es natürlich vorher gewusst. BMW, Audi und Mercedes war es bewusst, dass es Diskussionen geben würde. Zunächst im April, als bekannt wurde, dass man BMW mit ein paar Zugeständnissen unter die Arme greifen würde. 7,5 Kilogramm weniger Gewicht und einen um 50 Millimeter breiteren Heckflügel, um genau zu sein.
Und genauso klar war: Sollte BMW gewinnen und in den drei Wertungen irgendwo vorne liegen, würden die Diskussionen weitergehen. Das taten sie auch, selbst in der Stunde seines Titelgewinns musste Champion Marco Wittmann Fragen zu dem Thema beantworten. Der Grundtenor: Hat der Titel einen faden Beigeschmack?
DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck ist bei dem Thema zwiegespalten. Zum einen hält er Wittmann für einen absolut verdienten Meister. Zum anderen hält er die Zugeständnisse für richtig.
Und zwar zu «100 Prozent. Es gab auch mal eine Lex Audi und es gab auch mal Ausnahmen für Mercedes - BMW ist also kein Einzelfall. Es geht in dieser Serie vor allem um eins: Spannung. Wenn mal vor der Saison einer in den Eimer greift, dann setzt man sich in dieser Rennserie zusammen und rettet ihn vor dem Desaster. Wir haben nun mal keine Markenvielfalt wie anderswo, wo 14 Hersteller mitfahren. Wir haben drei. Und wenn einer nur hinterfährt, haben wir - und die Fans - ein Problem. Dann wird es nämlich langweilig.»
Allerdings kritisierte Stuck zugleich auch die grundsätzliche Struktur der Serie. In der DTM bestimmen die drei Hersteller mit, was das Reglement betrifft. «Und das ist nicht richtig so. Es sollte eine oberste Instanz geben, wie wir vom DMSB, die die Regeln macht und überwacht», sagte Stuck bei Sport1.
Denn diese Sonderlösungen sollte es grundsätzlich eigentlich nicht mehr geben. «Die Hersteller sollen im Winter das Maximale herausholen. 2019 müssen wir sehen, dass wir es hinbekommen, dass der DMSB die komplette Sporthoheit übernimmt», forderte Stuck.
Der scheidende DTM-Pilot Timo Scheider war in den vergangenen Jahren Fahrersprecher bei Audi und Mitinitiator der Fahrergewerkschaft. So bekam der zweimalige Meister einen tiefen Einblick in das, was bei der Entscheidungsfindung hinter den Kulissen passiert. Auch er ist für eine oberste Instanz.
Die Fahrer sind dabei gar nicht das Problem, so Scheider. In den Meetings sind alle Piloten der DTM einer Meinung. «Doch dann geht es in die Gremien und Technik-Abteilungen, und vieles wird dann doch anders entschieden, weil der eine Hersteller einen Vorteil nutzen möchte oder es ihn stört, dass der anderen Hersteller einen solchen hat», sagte er.
Herumschlagen mit diesen Problemen muss er sich nicht mehr, Audi hatte ihn vor dem Saisonfinale aussortiert. Doch natürlich ist Scheider nach 16 Jahren in der Tourenwagenserie mit dem Herzen weiter dabei. «Ich kann der DTM nur wünschen, dass das aufhört. Der Weg, auf dem sich die DTM befindet, ist kein Guter», so Scheider.