Umstrittene DTM-Gewichte: Jetzt wird sogar gelost
Leidiges Thema: Die Performance-Gewichte
Die Performance-Gewichte sind das große Streitthema in der DTM in dieser Saison, sie sorgen seit Wochen für Diskussion und dafür, dass die anfängliche Aufbruchstimmung deutlich abgeflaut ist. Nun soll der Entwicklung ein Riegel vorgeschoben werden: Nach Informationen von SPEEDWEEK.com steht fest, dass vor dem fünften Event in Moskau (21. bis 23. Juli) noch einmal an der Regelung geschraubt wird. Es wäre das dritte Mal in diesem Jahr, dass aufgrund der Gewichte am Reglement rumgewerkelt wird.
Angefangen hatte das Dilemma vor drei Wochen in Budapest. Dass die Berechnung damals vom Qualifying auf die Rennen verlegt wurde, war durchaus eine Überraschung und endete in einem Fiasko, genauer gesagt in einer unsäglichen Taktiererei durch sogenannte «Target Lap Times», ein Zielzeitfahren, um so wenig Gewicht wie möglich einzuladen. Anders gesagt: Es wurde nur so schnell gefahren wie nötig, da das Überholen auf dem Hungaroring sowieso schwierig war.
Vor dem Norisring versuchte der DMSB, dies durch die Einschränkung der Kommunikation durch die Boxentafeln einzudämmen. Der Stadtkurs ist als Strecke allerdings speziell, dort gibt es mehr Überholmöglichkeiten. Sollten die Hersteller nun neue Tricks finden, droht auf dem Moscow Raceway wieder ein ähnliches Spiel wie in Ungarn. Deshalb folgt jetzt Teil drei: Ab Moskau werden die Voraussetzungen für die Berechnung verändert.
Bedeutet konkret: Künftig wird von den drei punktbesten Fahrern eines jeden Herstellers der Mittelwert der schnellsten Rennrunden genommen. Bislang wurden die 28 schnellsten Rennrunden herangezogen, von nun an wird nach dem Rennen per Losverfahren festgelegt, wie viele Umläufe es sein werden. Die Spannbreite reicht dabei von 15 bis 30 Runden.
Am Montag soll der Vorschlag des DMSB in der Sporting Working Group besprochen und für das Reglement finalisiert werden. Der DMSB unterstrich bei dem Vorschlag zudem nochmals, dass bei weiteren Verstößen hart durchgegriffen wird. Klar ist: Man will dem, freundlich gesagt, Ausreizen der Grauzonen durch die Hersteller Einhalt gebieten.
Ist das nun die Lösung aller Probleme? Wäre es nach den Fahrern gegangen, hätte man sich gleich komplett von den umstrittenen Gewichten getrennt. SPEEDWEEK.com weiß: Nach den Rennen auf dem Norisring hatten sich die Piloten geschlossen dagegen ausgesprochen und dem DMSB und der ITR das auch sehr deutlich mitgeteilt.
Auch DTM-Chef Gerhard Berger ist kein Freund des Zusatzballasts. Und: Sogar die Hersteller hatten die Abschaffung durchaus diskutiert, kamen dabei aber zu keiner Einigkeit. Denn: Bereits in den vergangenen Wochen hatten die Verantwortlichen immer wieder betont, als Racer wolle man die Gewichte nicht, sie seien aber «alternativlos, denn die drei Hersteller fahren nicht auf dem gleichen Niveau», so Mercedes-Boss Ulrich Fritz.
Die unterschiedliche Performance von Audi, BMW und Mercedes soll durch die Gewichte angeglichen werden. Dass eine Marke allen davon- oder ein Hersteller chancenlos hinterherfährt, will in der DTM nun mal niemand. Auch wenn man den Fans die Daseinsberechtigung nur schwer, die Berechnung inzwischen kaum noch vermitteln kann.
«Im Sport gibt es nur einen Sieger, es können nicht alle gewinnen. Die Intention dahinter kann ich verstehen, aber diese Gewichte sind nicht die richtige Lösung. Wenn ich der DTM-Chef wäre, würde es keine Gewichte geben. Fertig», betonte Mattias Ekström. Er hätte einen Alternativ-Vorschlag: «Stattdessen sollte man es den Herstellern erlauben, die vom Reglement her eigentlich eingefrorenen Autos über den Winter weiterzuentwickeln.» Das dürfte aber mit Verweis auf die in der DTM ständig gestellte Kostenfrage keine Alternative sein. Stattdessen wird nun noch einmal Feintuning betrieben. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, bleibt abzuwarten.