Überraschung: DEKRA kauft den EuroSpeedwayLausitz
Der EuroSpeedwayLausitz in Südbrandenburg soll an die Prüfgesellschaft DEKRA verkauft worden sein. Diese Neuigkeit ist in den letzten Tagen durchgesickert und von einigen Medien verbreitet worden.
Bisher will diese Übernahme niemand bestätigen. Es wird auf eine Pressekonferenz am Montag (17. Juli, 10.30 Uhr) in der Motorsport-Arena in Klettwitz (Oberspreewald-Lausitz) verwiesen.
«Wir möchten Sie gemeinsam mit der DEKRA über anstehende Veränderungen im DEKRA Technology Center und am Lausitzring informieren», teilte EuroSpeedway-Sprecher Timo Hanf mit.
Bei dieser Pressekonferenz werden DEKRA Automotive-Vorstand Clemens Klinke, der Leiter des DEKRA Technology Centers Volker Noeske sowie die Geschäftsführenden Gesellschafter der EuroSpeedway Verwaltungs GmbH, Josef Meier und Josef Hofmann, über den Kauf der Immoblie berichten.
Über den Kaufpreis ist bisher nichts zu erfahren – unter den Partnern wurde Stillschweigen vereinbart.
Übrigens: Die DEKRA wollte schon 2008 einmal ein Angebot für die Rennstrecke abgeben. Damals hatte die Rennstrecke 2006 und 2007 unter dem Management von Hans-Jörg Fischer erstmals rund 1 Million Euro Gewinn abgeworfen, nachdem sie 2002 noch in die Insolvenz geschlittert war.
Statt der DEKRA übernahm am 1. Januar 2009 ein Bieter-Konsortium, dem auch die drei Unternehmer und Investoren Sepp Meier, Franz Kürzl (Transportfirma) und Hermann Meier (Hermibau) angehörten, den Lausitzring. Über den Kaufpreis wurden schon damals keine Einzelheiten verraten. «Man kann von einer zweistelligen Millionen-Summe ausgehen», liessen die Investoren damals verlauten, die zuerst einen Pachtvertrag mit Kaufoption abschlossen.
Gleichzeitig ging damals der Niedergang des Nürburgrings los. Der Landsrechnungshof Rheinland-Pfalz kritisierte vor zehn Jahren, dass jedes verkaufte Formel-1-Ticket in der Eifel mit 133 Euro subventioniert werde.
Die DEKRA (das steht für: Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein) betreibt in unmittelbarer Nachbarschaft zum EuroSpeedway seit 2003 ein Testzentrum mit der Bezeichnung «DEKRA Technology Center», in dem es um Typenprüfungen für Automobile und die Entwicklung neuer Fahrzeuge und Bauteile geht. Zu diesen Testcenter gehört auch eine bescheidene Teststrecke.
Die DEKRA ist eine 1925 gegründete deutsche Prüfgesellschaft, die sich schwerpunktmässig mit der Prüfung von Kraftfahrzeugen und technischen Änderungen einen Namen gemacht hat. Sie bietet aber auch weitere Dienstleistungen an und ist in vielen Ländern aktiv. Mit mehr als 39.500 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 2,9 Milliarden Euro ist DEKRA in Deutschland die größte und weltweit eine der führenden Fahrzeug-Prüfgesellschaften und Marktführer in Europa. Der Konzern hat seinen Hauptsitz seit 1946 in Stuttgart.
EurspeedwayLausitz: Zuletzt 2011 verkauft
Der Lausitzring wurde im Jahr 2000 auf dem Areal eines ehemaligen Kohle-Tagebaus eröffnet und großteils mit EU-Fördergeldern finanziert. Man sprach von Baukosten in der Höhe von rund 280 Millionen Euro.
Die Rennstrecke wurde bald nach der Fertigstellung dank eines dilettantischen Managements von einer schweren Krise heimgesucht, sie wurde 2002 zahlungsunfähig, Es gaben seither mehrere Betreiber den Ton an. Aktueller Eigentümer und Betreiber ist die EuroSpeedway Verwaltungs GmbH, sie gehört den Alpha-Technik-Gründern Josef Hofmann und Josef Meier aus dem bayerischen Stephanskirchen, die die Rennstrecke im Jahr 2011 gekauft haben und heute als Geschäftsführende Gesellschafter agieren. Vorher existierte ab 1. Januar 2009 ein langjähriger Pachtvertrag.
Zur erhofften Durchführung eines Formel-1-GP brachten es die Lausitzring-Betreiber nie.
Auch der Wunsch nach der Übernahme und Durchführung des MotoGP-Events nach dem Jahr 2011, als der ADAC Sachsen als Promoter auf dem Sachsenring ausstieg, konnte nie in die Tat umgesetzt werden.
Immerhin gastierte die amerikanische IndyCar-Serie im September 2001 auf dem EuroSpeedwayLausitz. Doch dieser Event gelangte durch den verheerenden Unfall von Alex Zanardi zu trauriger Berühmtheit. Der Ex-Formel-1-Pilot aus Italien verlor bei diesem Crash beide Beine.
Der EuroSpeedway profitierte in den letzten Jahren von den finanziellen Turbulenzen rund um den Nürburgring. Dadurch wuchs bei diversen Rennveranstaltern das Interesse an der Lausitz. Denn auf dem Nürburgring explodierten die Baukosten, man hörte heillos übertriebene Prognosen bezüglich der Besucherzahlen, es gab Kummer wegen nicht genehmigter finanzieller Beihilfen und der nur mit Landesmitteln abgewendeten Pleite.
Der Lausitzring, er liegt 115 Kilometer südlich von Berlin, ist eine von nur vier permanenten Rennstrecken in Deutschland. «Wir konnten andere Veranstaltungen problemlos auffangen», deponierte Frank Poensgen von der Betreibergesellschaft EuroSpeedway. «Turbulenzen bei Mitbewerbern bringen natürlich für uns gewisse Vorteile, weil wir einen stabilen Betrieb gewährleisten können.»
So wurde zum Beispiel für die Saison 2016 die Superbike-WM nach Deutschland in die Lausitz zurückgeholt; sie wird auch am 19./20. August 2017 dort auftreten.
Da Hofmann, Meier und der langjährige EuroSpeedway-Geschäftsführer Bert Poensgen gleichzeitig von 2013 bis 2016 vier Jahre lang mit der Firma MotorEvents als IDM-Promoter agierten, fanden in den letzten Jahren meist auch zwei IDM-Events plus der IDM-Frühjahrstest in Brandenburg statt. Auch das Red Bull Air Race gastierte mehrmals auf der Rennstrecke in der Lausitz.
Als einer der zuschauerträchtigsten Höhepunkte 2017 wurde das Motorsport-Festival mit dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) und dem ADAC GT Masters betrachtet, das bereits im Mai stattfand.
Im März wurden bei der Vorstellung des EuroSpeedway-Rennsportkalenders für 2017 auch geplante Modernisierungsarbeiten angesprochen. Es hieß damals, dafür seien höhere Investitionen dringend erforderlich – und wieder einmal Landesmittel.
Die Superbike-WM-Asse forderten letztes Jahr zum Beispiel vehement einen neuen Asphaltbelag.