Formel 1: FIA spricht Urteil

Lausitzring: Zu wenig Rückhalt aus der Politik

Von Andreas Reiners
Ein Erfolg: Das Motorsport Festival auf dem Lausitzring

Ein Erfolg: Das Motorsport Festival auf dem Lausitzring

Der Verkauf an die DEKRA soll den Lausitzring als Rennstrecke retten. Die Betreiber konnten den Betrag für Modernisierungsarbeiten nicht aufbringen, die Politik wollte nicht.

Seit Montagmorgen ist offiziell: Der Lausitzring wird an die DEKRA verkauft, welche den EuroSpeedway hauptsächlich zu Testzwecken für die Autoindustrie nutzen möchte. Der Lausitzring wurde im Jahr 2000 auf dem Areal eines ehemaligen Kohle-Tagebaus eröffnet und großteils mit EU-Fördergeldern finanziert. Man sprach von Baukosten in der Höhe von rund 280 Millionen Euro.

Die Rennstrecke wurde bald nach der Fertigstellung dank eines dilettantischen Managements von einer schweren Krise heimgesucht, die Betreiber wurden 2002 zahlungsunfähig. Vor dem heute verkündeten Verkauf an die DEKRA war die EuroSpeedway Verwaltungs GmbH am Ruder, sie gehört den Alpha-Technik-Gründern Josef Hofmann und Josef Meier aus Stephanskirchen. Die beiden umtriebigen Bayern kauften die Rennstrecke 2011, vorher existierte seit 1. Januar 2009 ein langjähriger Pachtvertrag.
Zur erhofften Durchführung eines Formel-1-GP brachten es die Lausitzring-Betreiber nie.

Immerhin gastierte die amerikanische IndyCar-Serie im September 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz. Dieser Event gelangte durch den verheerenden Unfall von Alex Zanardi zu trauriger Berühmtheit. Der Ex-Formel-1-Pilot aus Italien verlor bei diesem Crash beide Beine.

Als einer der zuschauerträchtigsten Höhepunkte 2017 wurde das Motorsport-Festival mit dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) und dem ADAC GT Masters betrachtet, das bereits im Mai stattfand. Nachdem Oschersleben seit 2016 nicht mehr im DTM-Kalender vorhanden ist, ist der Lausitzring die einzige Strecke im Osten Deutschlands, auf der die Tourenwagenserie gastiert.

Im März wurden bei der Vorstellung des EuroSpeedway-Rennsportkalenders für 2017 auch geplante Modernisierungsarbeiten angesprochen. Es hieß damals, dafür seien höhere Investitionen dringend erforderlich – und wieder einmal Landesmittel.

In der DTM waren die vielen Bodenwellen immer ein Grund für Kritik. Aber: Der neue DTM-Chef Gerhard Berger ist durchaus ein Fan der Strecke. «Wenn die Strecke holprig ist, dann sollen sie eben die Autoabstimmung daran anpassen. Gut möglich, dass im Oval etwas renoviert werden muss, das kann ich nicht beurteilen. Aber generell bin ich nicht derjenige, der alles perfekt haben muss», sagte Berger und bestätigte noch im Mai für die Zukunft: «Natürlich muss man sich den Rennkalender immer erst überlegen. Aber ich finde, dass der Lausitzring ein guter Platz für die DTM ist.» In den vergangenen beiden Jahren lockte das Motorsport Festival immerhin 67.500 Fans über das Wochenende an die Rennstrecke.

Der Lausitzring ist immer wieder in den Genuss öffentlicher Mittel gekommen. «Mit Hilfe des Wirtschaftsministeriums des Landes Brandenburg und dank Unterstu¨tzung der umliegenden Städte und Gemeinden konnten einige innovative Projekte umgesetzt werden, wovon der Gru¨ne Lausitzring mit einer der größten Windenergieanlagen Deutschlands, zwei Photovoltaikanlagen und einer Biogasanlage sicher das Spektakulärste war», teilten die Hofmann und Meier mit.

«Wirtschaftlich betrachtet ist das Betreiben einer Sportstätte fu¨r Motorsport alles andere als ein einfaches Geschäft», wissen die beiden Bayern. «Besonders als Veranstalter von Großveranstaltungen ist man einem hohen finanziellen Risiko ausgesetzt, speziell hinsichtlich der Witterung und anderen äußeren Einflu¨ssen. So mussten vor allem in den ersten Jahren bei der Betreibergesellschaft einige Defizite verbucht werden, welche sich teilweise in hohen sechsstelligen Beträgen negativ niederschlugen.

In der Region kamen diese Großveranstaltungen jedoch wirtschaftlich immer gut an und sorgten fu¨r volle Hotels, Restaurants und Freude der regionalen Unternehmer. Dank zielgerichteter Optimierung und Weiterentwicklung der Veranstaltungen, welche sich in steigenden Zuschauerzahlen und Erlösen auszahlten, sowie einer bodenständigen Betriebsfu¨hrung mit stetiger Effizienz- und Prozessoptimierung konnte der Betrieb stabilisiert, und der Großteil der Verluste wieder ausgeglichen werden. Jedoch konnten durch diese teilweise hohen Investitionen in Veranstaltungen keine Ru¨cklagen gebildet werden.»

Nach 17 Jahren fallen fu¨r den Lausitzring Sanierungen und Modernisierungen an, die u¨ber das Maß der jährlichen Aufwendungen hinausgehen und einen zweistelligen Millionenbetrag erfordern. Aufgrund der fehlenden Ru¨cklagen, die aus dem laufenden Betrieb nicht erwirtschaftet werden konnten, und der auch weiterhin bestehenden wirtschaftlichen Risiken von Großveranstaltungen, hätten diese Investitionen nicht ohne Hilfe der öffentlichen Hand durchgefu¨hrt werden können.

Dahingehende Gespräche gab es mehrere, im Gegensatz zu anderen Sportarten fehlte aber der Rückhalt aus der Politik. «Sportförderung und Erhalt von Sportstätten ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wie in der Leichtathletik, in Ballsportarten, dem Schwimmsport oder im Turnen betrifft dies auch den Motorsport», meinen Hofmann und Meier. «Wir waren sehr dankbar, dass nach vielen Jahren und diversen Gesprächen mit der Landes- und Regionalpolitik auch in Brandenburg nun wieder eine, zumindest kleine, Bereitschaft zur Unterstu¨tzung vorhanden war, nachdem auch andere Bundesländer in ihre Motorsportanlagen investieren. Dennoch war es der zuständigen Politik nicht möglich, der Betreibergesellschaft einen ausreichenden Umfang an Unterstu¨tzung fu¨r die größte Sportanlage Brandenburgs verbindlich zur Verfu¨gung zu stellen. Mit dem jetzt eingeschlagenen Schritt, den Lausitzring an den DEKRA-Konzern zu u¨bergeben, versuchen wir langfristig den Erhalt des Lausitzrings zu sichern, auch wenn sich damit der Schwerpunkt der Nutzungsart verschieben wird. Wir können mit Stolz behaupten, dass wir eine solide Basis fu¨r die Weiterfu¨hrung hinterlassen und bei einigen Veranstaltungen eine werthaltige Tradition aufgebaut haben. Wir hoffen sehr, dass auch weiterhin Veranstalter das Angebot des neuen Eigentu¨mers nutzen und starke Zuschauerveranstaltungen mit packendem Motorsport auf dem Lausitzring durchfu¨hren.»

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