«Die DTM ist ein Bonus!»
Die Trauben in der DTM hängen hoch: Coulthard und Schumacher
Der 17. Startplatz und Rang 12 im Rennen mögen für den einen oder anderen Zuschauer nicht das gewesen sein, was sie von einem 13-maligen Grand-Prix-Sieger erwartet hatten. Aber [*Person David Coulthard*] hatte sich für sein DTM-Debüt nicht nur bescheidenere, sondern auch generell andersartige Ziele gesetzt:
«Mein Wunsch war es, die Rückkehr ins Rennauto zu geniessen – und das im Kreis meiner Familie. Karen war da, unser Sohn war da – auch wenn er nicht so viel mitgekriegt hat –, meine Eltern waren da. Von daher wurden alle meine Erwartungen erfüllt», betont der Mercedes-Werkspilot. «Sportlich gesehen war es mein Ziel, verglichen mit den anderen Neulingen konkurrenzfähig zu sein, das Auto nicht rauszuhauen und ins Ziel zu kommen. Dass ich hinten stehen würde, war mir völlig klar.»
Schon von Anfang an hatte Coulthard auch gegenüber Sportchef Norbert Haug klargestellt, worauf es ihm in der DTM ankommen würde: «Ich sagte ihm: ‹Wenn du einen Mann suchst, der jede Sekunde des Tages Daten studiert und nach der letzten Tausendstel forscht, dann bin ich nicht sicher, ob ich dieser Mann noch bin. Aber wenn du mich fragst, ob ich gewillt bin, mein Bestes im Rennauto und beim Kontakt mit den Fans zu geben und mit einem Lächeln herumzulaufen, weil mir alles so viel Freude macht – dann, ja, bin ich dieser Mann!› Und Norbert war da voll auf meiner Wellenlänge.»
Der 39-Jährige weiss sehr genau, dass die Trauben in der DTM hoch hängen und wie unterschiedlich die DTM verglichen mit der Formel 1 ist: «Deswegen war ich in Hockenheim auch nicht enttäuscht. Ich betrachte die DTM als Bonus zu meiner bisherigen Karriere. Vielleicht klappt es, vielleicht auch nicht. Und was habe ich zu verlieren? Gar nichts.»
David hat den richtigen Umgang mit den Dunlop-Einheitsreifen als den entscheidenden Faktor für gute Rundenzeiten erkannt: «In der DTM ist die Relation zwischen Power, Abtrieb und Gewicht ganz anders als in der Formel 1. Und die Reifen sind viel schmaler. Also spielen sie in der Gesamt-Performance eine viel wichtigere Rolle. Das zu verstehen, das Limit zu kennen und einzuhalten, ist der Schlüssel zu guten Rundenzeiten. Und im Moment verstehe ich es noch nicht.»
In Sachen Abstimmung lässt er sich Zeit und vertraut seinem Ingenieur: «Ich will mir das gar nicht mit Gewalt eintrichtern, indem ich stundenlang über den Daten brüte. Ich möchte, dass dieses Verständnis wächst, dass meine natürlichen Instinkte mir dazu verhelfen, gut mit den Reifen umzugehen und schneller zu werden. So wie es zu Kart-Zeiten war. Als junger Kerl habe ich auch nicht lang gefragt. Ich bin einfach gefahren.»
Den ersten Teil unseres grossen Exklusiv-Interviews mit David Coulthard lesen Sie in der Ausgabe 20 von SPEEDWEEK. Ab kommenden Dienstag im Zeitschriftenhandel.