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Collard und das Ziel DTM: «Werde alles daran setzen»
Ricky Collard im Interview über seinen Weg zum Motorsport, sein großes Ziel und seinen schlimmsten Moment, der zugleich auch sein bester war.
DTM
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Mit erfolgreichen Auftritten im Formelsport wusste Ricky Collard schon früh in seiner Karriere zu überzeugen, ehe er im April 2016 Teil des BMW Motorsport Junior Programms wurde. Seither sammelt er Erfahrung im GT- und Tourenwagensport und folgt damit seinem Vater Rob, der seit 2008 erfolgreich mit BMW Fahrzeugen in der British Touring Car Championship (BTCC) unterwegs ist.
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2017 startete Ricky Collard im BMW M6 GT3 im ADAC GT Masters für das BMW Team Schnitzer. Gemeinsam mit Jörg Müller und Jens Klingmann nahm er zudem an den 24 Stunden von Dubai teil, als der BMW M4 GT4 seine Rennpremiere feierte. Im Rahmen des DTM Young Driver Tests erhielt er 2016 die Gelegenheit, Erfahrungen am Steuer des BMW M4 DTM zu sammeln. Ricky, Ihr Vater ist ein erfolgreicher Tourenwagen-Pilot. Hat er Sie auch zum Motorsport gebracht? Eigentlich war es nicht mein Vater, sondern mein Großvater. Mit ihm ging die Motorsport-Geschichte los. Mein Vater hatte mir eigentlich Fußballschuhe gekauft, aber das wollte ich nicht. Ich hatte immer meinen Vater und meinen Großvater Rennen fahren sehen, also musste ich auch fahren. Ich habe dann mit Motocross-Motorrädern angefangen und bin danach über Dirt-Bikes zu Offroad-Buggys und -Karts gewechselt. Es folgte der Einstieg in den professionellen Kartsport, erst auf lokalen Strecken und nur an Wochenenden, weil meinen Eltern die Schule und meine Ausbildung wichtig waren. Später bin ich dann über das Klub- und das nationale Level bis in den europäischen und weltweiten Kartsport aufgestiegen. Dann hatte ich einen schweren Unfall, habe aber das Comeback geschafft und bin in England in der Formel Ford, der Formel 4 und der Formel 3 gestartet. In drei Jahren wurde ich in drei Meisterschaften jeweils Zweiter und kam dann ins BMW Motorsport Junior Programm.
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Nachdem Sie sich für den Motorsport entschieden hatten, wie haben Ihr Vater und Ihr Großvater Sie dann in Ihrer Karriere unterstützt?
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Motorsport kann sehr teuer sein, deshalb war eine der wichtigsten Sachen, dass sie mir geholfen haben, das Rennfahren zu finanzieren. Aber auch als Mentoren haben sie mir geholfen. Mein Großvater war immerhin Hot Rod Weltmeister. Mein Vater war immer sehr hart, mein Großvater zwar ähnlich konsequent, aber nicht ganz so hart wie mein Vater, der mich immer wieder angetrieben hat zu kämpfen. Mein Großvater war immer sehr stolz und glücklich. Als ich ins BMW Motorsport Junior Programm aufgenommen wurde, sagte er zu mir, dass ich unbedingt zu BMW gehen und das ernst nehmen sollte. Deshalb habe ich auch meine Priorität auf BMW gelegt, und ich durfte ja auch schon in jungen Jahren DTM-Tests und GT-Tests fahren. Dazu kommt die Unterstützung durch Mentoren wie Jörg Müller oder Dirk Adorf und einige andere großartige Persönlichkeiten. Da macht BMW einen sehr guten Job.
Wie kam der Kontakt zu BMW zustande? Nach einem sehr erfolgreichen Jahr in der britischen Formel 4 bekam ich eine Einladung, nach München zu kommen und mit den Verantwortlichen des Juniorprogramms über meine Pläne zu sprechen. Ich habe auch andere Junioren getroffen. Später hatten wir ein Shootout in Dijon mit sechs anderen Junioren. Für mich waren es zwei sehr erfolgreiche Tage, nach denen ich gefragt wurde, ob ich in das Programm einsteigen und ein BMW Motorsport Junior werden möchte. Ich war glücklich und bin dann in der britischen Formel 3 Zweiter geworden. In diesem Jahr habe ich auf die Formel-Autos verzichtet, um mich zu 110 Prozent auf BMW zu konzentrieren. Jetzt fahre ich GT-Autos und war in Moskau im DTM-Renntaxi im Einsatz. Ich habe mein erstes Rennen im ADAC GT Masters gewonnen und bin sehr froh, für ein so legendäres Team wie Schnitzer gefahren zu sein.
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Ihr langjähriger Weggefährte Lando Norris ist in diesem Jahr Formel-3-Europameister geworden und klopft an die Tür zur Formel 1. Sie haben sich dagegen für den Wechsel in den Sportwagen entschieden. Sind Sie zufrieden mit diesem Schritt? Ich hatte in meiner Karriere ein paar sehr starke Konkurrenten. Lando war mein Teamkollege und steht jetzt auf dem Sprung in die Formel 1. Ich bin auch mit Max Verstappen gefahren. Ich habe Lando oft besiegt, aber so sehr wir auch Konkurrenten auf der Strecke waren, so sehr sind wir auch gute Freunde. Ich freue mich sehr für ihn, dass er einen McLaren-Vertrag bekommen hat und Formel-1-Testfahrer wird. Für mich ist der GT-Sport gut, das macht mir Spaß, besonders in so einem unglaublichen Team wie Schnitzer mit Charly Lamm und allen Mechanikern, die so unheimlich professionell arbeiten. Natürlich wäre es toll gewesen, auch in diesem Jahr weiter Formel-Autos zu fahren, vielleicht in der Formel-3-Europemeisterschaft oder der GP3, und zusätzlich im GT-Bereich zu starten. Aber das wäre schwierig und sehr teuer geworden. Ich komme aus einer Bauern-Familie, wir haben Kühe und Schweine. Und da ist es schwer, Geld für den Rennsport zusammenzubekommen. Ich bin zufrieden und werde natürlich alles daran setzen, in die DTM zu kommen, mich darauf und auf die Formel E zu konzentrieren. Ich will alle davon überzeugen, dass ich alles mitbringe, um so einen Platz zu verdienen. Wie ist das Verhältnis zu den anderen Junioren? Ich denke, wir sind alle gute Freunde und respektieren uns gegenseitig. Wenn wir aber auf der Strecke sind, wollen wir immer jeden Konkurrenten schlagen. Wir sind auf einem guten Weg und wollen jedem zeigen, dass wir es wert sind, für BMW zu fahren. Leider bin ich in diesem Jahr nicht so viel mit den anderen Junioren gefahren, da ich hauptsächlich mit Philipp Eng im Schnitzer-Auto unterwegs war.
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Wie würden Sie Ihren Charakter in drei Stichworten beschreiben – auf und neben der Rennstrecke? Feurig, mitreißend und professionell. Was machen Sie neben dem Rennfahren? Ich arbeite Vollzeit im Abrissunternehmen meines Vaters und fahre zum Beispiel Kipp-Lastwagen. Daneben verbringe ich noch viel Zeit im Simulator und arbeite an meiner Fitness. Ich fahre gerne Mountainbike und mag Extremsport, alles, was ein bisschen verrückt ist.
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Und was ist mit Fußball? Eher wenig, da habe ich zwei linke Füße. Haben Sie ein Vorbild im Motorsport? Einer meiner wichtigsten Sponsoren ist Nicky Grist, er war der Beifahrer von Colin McRae. Colin war eine meiner Inspirationen im Motorsport, wegen seiner Leidenschaft und der Fähigkeit, dann alles zu zeigen, wenn es nötig ist. Nicky hat mir einige persönliche Geschichten erzählt, wie verrückt er war und welche Wege er gehen musste, um Weltmeister zu werden.
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Was war Ihr schönster Karriere-Moment und was Ihr schlimmster? Das ist für mich ziemlich bizarr. Mein bester und schlechtester Moment zugleich war mein schwerer Unfall im Kart, als ich gegen Max Verstappen gefahren bin und Lance Stroll, der jetzt auch in der Formel 1 ist, in mein Kart krachte. Ich hatte mir ein paar Rückenwirbel gebrochen, fünf Rippen, die Schulter an zwei Stellen und das Schlüsselbein, dazu kamen ein Lungenriss und innere Blutungen. Ich lag in Italien etwa drei Monate im Krankenhaus und hing an Beatmungsmaschinen, weil ich nicht selber atmen konnte. Meine ganze Familie kam dorthin, für alle war es eine sehr schwere Zeit, denn es bestand die Gefahr, dass ich es vielleicht nicht überleben würde. Das ganze wurde dann aber zu einer sehr guten Sache für mich, denn ich habe mich komplett erholt und mein Comeback gefeiert, mit purem Willen, und obwohl mir viele gesagt haben, ich würde niemals in ein Rennauto zurückkehren, sondern sollte besser meinen linken Fuß trainieren, um doch Fußball zu spielen. Ich wollte aber unbedingt wieder ins Auto und allen beweisen, dass ich auch so einen heftigen Unfall hinter mir lassen kann. Ich denke, dass ich nach dem Unfall stärker zurückgekommen bin, außerdem hatte ich viel Zeit, darüber nachzudenken, was ich in meiner Karriere machen, was ich erreichen möchte. Dass ich es in so kurzer Zeit zurück geschafft habe, macht den Unfall auch zum vielleicht besten Moment meiner Karriere, da ich aus einem so schlimmen Ereignis etwas so gutes machen konnte.
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