Glock: «Mick Schumacher findet seine eigene Richtung»
Mick Schumacher
Mick Schumachers Vorfreude war deutlich zu spüren. Klar: Das dritte Rennwochenende auf dem Norisring ist sein erstes Heimspiel in der neuen Formel-3-Saison. Nicht nur das: Möglicherweise feiert Schumacher vor heimischem Publikum seinen ersten Sieg in der Nachwuchsserie. Seine gute Form stellte er zuletzt in Budapest unter Beweis, als er als Dritter erstmals 2018 auf das Podium fuhr. In der Gesamtwertung liegt er mit 37 Punkten auf Platz acht. Rookie Enaam Ahmed (Hitech) ist mit 83 Zählern Spitzenreiter.
«Ich freue mich auf den Norisring, denn das ist natürlich noch einmal eine andere Geschichte als Budapest», sagte der 19-Jährige und sprach von einem «positiven Weg». Den sieht auch DTM-Star Timo Glock bei Mick. Er kennt den Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher seit 2011, beobachtet die Schumacher-Karriere intensiv. Zuletzt in Budapest, als Mick mit der Formel 3 im Rahmenprogramm der DTM fuhr.
«Er hat sich im Winter sehr gut vorbereitet, er findet seinen eigenen Weg, seine eigene Richtung. Er hat einen großen Schritt in Richtung Erwachsensein getan, wenn man ihn so sieht», sagte Glock SPEEDWEEK.com.
Erwachsen nicht nur als Persönlichkeit, sondern auch als Fahrer, findet Glock. «Er versteht es gefühlt besser, das Auto besser zu platzieren, besser auf das Auto einzugehen, auch vom Fahrstil her. Er probiert verschiedene Dinge aus, fährt andere Linien, kürzere Wege. Es sieht viel kontrollierter aus, mit mehr Selbstvertrauen im Auto.»
Eine unübersehbare Schwäche hat Schumacher weiterhin: das Qualifying. Oft verpasst Mick die vorderen Startreihen, beraubt sich so selbst einer guten Möglichkeit, tatsächlich mal ganz vorne ein Wörtchen mitzureden.
«Wenn du auf diese eine Runde nicht das 100-prozentige Vertrauen hast, dann kann es sein, dass du nicht das letzte herausholen kannst. Dass man zu viel will und die Runde nicht sauber hinbekommt», weiß Glock. Sein Rat: «Nicht verrückt machen lassen. Im Rennen ist er ja da. Nicht verkrampfen auf der Runde, locker bleiben, entspannt.»
Aber in vielen Dingen beweist er, dass er in den vergangenen Jahren viel gelernt hat. In Budapest posierte er immer wieder mit Fans, sogar ein deutscher Schumi-Fanclub war vor Ort. Mick geht souverän damit um, ist immer für die Fans da. Es hat den Eindruck, dass ihn der Rummel nicht stört, obwohl sich viel um seine Person dreht. Weit mehr als bei anderen Fahrern.
«Er genießt es mehr, er geht besser damit um, das raubt nicht so viel Energie. Es ist wichtig, einen Weg zu finden, energiesparend damit umzugehen. Wenn die nächsten Schritte anstehen, Formel 2 und vielleicht Formel 1, dann ist er darauf vorbereitet«, sagte Glock. Der 36-Jährige weiß, dass es in der Königsklasse nicht nur um das Fahren geht. PR-Termine, Interviews, Pressekonferenzen - das ist auch ein Thema in der Formel 1. «Wenn du reinkommst, von null auf 100 in die Öffentlichkeit, ist das so, als ob dir einer einen Eimer über den Kopf stülpt. Für ihn ist es ein Vorteil, dass er schon jetzt damit umgehen kann», so Glock.
Sein Rat an Mick ist simpel: «Er muss einfach seinen Weg gehen. Spaß daran haben, was er macht, der Rest kommt von alleine. Nur er kann wissen, wann er wofür er bereit ist.»