Wolff über Wehrlein: «Wollen eine Lösung finden»
Pascal Wehrlein
Pascal Wehrlein ging zuletzt in die Offensive. Bot sich an. Betonte, sein Traum sei weiterhin die Formel 1. Und: Nach dieser Saison läuft sein Vertrag mit Mercedes aus. Er ist ab 2019 also auf dem Markt, kann über seine Zukunft selbst bestimmen.
«Mein Ziel ist die Formel 1, das hat für mich oberste Priorität und ich werde dafür auch alles geben. Ich bin motivierter als je zuvor, ich bin reifer, besser trainiert und ehrgeiziger. Und hoffentlich auch schneller als früher.» Seit 2012 wird er von Mercedes gefördert. Vielleicht wäre der Schritt weg tatsächlich der richtige, um auch in seiner Karriere den nächsten Schritt zu machen.
Wehrlein: «Es geht darum, was für einen selbst Priorität hat. Und das ist die Formel 1. Dafür habe ich mit dem Motorsport angefangen. Davon träume ich, seit ich ein kleiner Junge bin. Deswegen würde ich gern zurück. Und ich weiß, dass ich den Sprung schaffen kann.»
So richtig zeigen konnte er sich in dieser DTM-Saison aus verschiedenen Gründen auch noch nicht. Nach 14 von 20 Rennen ist es Gesamtplatz acht, auf einen Sieg wartet er noch. Und das, obwohl der Mercedes in dieser Saison das Maß der Dinge in der Tourenwagenserie ist. Vier Teamkollegen stehen besser da. Aber er weiß, dass viele Dinge schiefgelaufen sind, er also auch besser dastehen könnte. «Wenn man auf die Punkteausbeute schaut, dann sieht es schlechter aus, als es eigentlich ist», sagte er.
Trotzdem, und auch wenn der Vertrag ausläuft: Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff will den 23-Jährigen halten.
«Die beiden Jahre mit Manor und Sauber sind nicht so gelaufen, wie Pascal oder ich oder auch jeder andere das erwartet hatte. An seinen Fähigkeiten besteht für mich kein Zweifel. Er ist ein großartiger Fahrer. Deshalb haben wir ihn auch wieder in der DTM. Er ist ein Teil der Mercedes-Familie. Ich wäre sehr glücklich, wenn wir eine Lösung für ihn finden könnten», sagte Wolff.
Die Frage ist nur: Wie soll die aussehen?
In der Formel 1 sind die Türen beim Werksteam zu, dort gehören Lewis Hamilton und Valtteri Bottas die Cockpits. Angesichts des verrückten Fahrermarkts scheint in dieser Saison eine Menge möglich, auch wenn Wehrlein wohl nur Außenseiterchancen hat, weil auf jedes freie Cockpit gleich mehrere Bewerber kommen. Wie auch bei den Mercedes-Kundenteams Force India und Williams. Bei Williams wird man sowieso wieder zahlungskräftige Fahrer benötigen.
Ein ähnliches Problem wie mit Wehrlein hat Wolff auch mit den Mercedes-Nachwuchspiloten Esteban Ocon und George Russell. Jahrelang unterstützt und aufgebaut, ist es für beide schwierig mit der Königsklasse. Ocon droht bei Force India für 2019 das Aus, auch der junge Brite Russell könnte nächstes Jahr ohne Formel-1-Job dastehen.
«Wenn die Fahrer als Mercedes-Fahrer stigmatisiert sind, ist das vielleicht nicht unbedingt das beste Verkaufsargument. Weil ich im Herzen Rennfahrer bin denke ich, dass das beste Talent die Unterstützung verdient und entwickelt werden muss. Ich hoffe, dass wir Lösungen für diese Jungs finden», so Wolff, der am liebsten ein drittes Auto einsetzen würde.
«Und dann macht es verpflichtend, dort einen jungen Fahrer mit weniger als zwei Jahren Formel-1-Erfahrung reinzusetzen. Die Kosten wären nicht wahnsinnig hoch, aber der Effekt. Die Startaufstellung wäre voll und wir hätten fantastische Shows mit den "New Kids on the Block“, die nach oben kommen.»
Wehrlein muss derweil weiter warten, die Möglichkeiten sondieren. Die DTM mit einem anderen Hersteller zum Beispiel. Oder die Formel E. Er ist für alles offen, wenn es mit der Formel 1 nicht klappt: «Dann ist alles eine Option.»