Ekström, Auer und Co.: Die heißesten Fahrer-Gerüchte
Mattias Ekström
Man kennt sie aus der Formel 1: die Silly Season. Spektakuläre Spekulationen, Gerüchte ohne Ende, von haltlos bis heiß. Alles kann, nichts muss. Selbst kleinste Andeutungen und Möglichkeiten werden aufgebauscht, die unmöglichsten Wechsel werden möglich gemacht. Gründe gesucht, warum eine Personalie Quatsch oder doch sinnvoll ist.
Dabei ist nichts so alt wie das Gerücht von gestern. Ein hin und her. Silly eben: Dumm, dämlich, albern. Eben weil manche Dinge an den Haaren herbeigezogen sind.
In der DTM ist das anders, da ist die Silly oft eher eine Serious Season. Komplett bescheuerte Spekulationen gibt es im Grunde keine, Wechsel zwischen den Herstellern auch so gut wie gar nicht. Der letzte Seitenwechsler war Edoardo Mortara, der zur Saison 2016 von Audi zu Mercedes ging. Davor war Jamie Green der letzte, er ging 2013 den umgekehrten Weg.
Klar ist: Hauruck-Aktionen werden so gut es geht vermieden, es wird oft auf Kontinuität gesetzt und dabei an Stellschrauben gedreht. Sprich: Einzelne Cockpits neu besetzt. Trotzdem ist auch in der DTM Jahr für Jahr die große Frage: Welche personellen Konsequenzen ziehen die Hersteller? Oder orientieren sich die Fahrer um? SPEEDWEEK.com mit einem Überblick.
Aston Martin: Sie sind automatisch auf dem Markt gewesen und damit nicht uninteressant für Audi, BMW und auch Neueinsteiger Aston Martin: die Mercedes-Piloten. Ein Trio um Champion Gary Paffett (HWA), Ex-Meister Pascal Wehrlein (Mahindra Racing) und Edoardo Mortara (Venturi) fährt künftig in der Formel E. Damit haben die drei gut zu tun, Überschneidungen im Kalender der DTM gibt es aber keine.
Bei Daniel Juncadella, Lucas Auer und Paul di Resta ist die Zukunft noch offen. Auer und vor allem di Resta wurden beim Finale in Hockenheim mit einem Cockpit bei Aston Martin in Verbindung gebracht. Klar: Als Neuling wird die britische Kultmarke auf erfahrene Fahrer setzen wollen. Di Resta ist Brite und außerdem ist das bisherige Mercedes-Werksteam HWA in das Projekt involviert. Das Duo würde fraglos Sinn machen.
Das wird aber nicht alles sein. Denn zum Start bringt Aston Martin zwei Autos, mittelfristig aber vier. Dafür könnte man sich aus anderen Programmen wie der WEC bedienen, wo die Saison im Juni 2019 endet. Dort fährt zum Beispiel Ex-DTM-Pilot Maxime Martin. Auch Nicki Thiim, Sohn von DTM-Legende Kurt Thiim, wäre dann eine mögliche Lösung.
Audi: Das heißeste Gerücht: Mattias Ekström feiert 2019 sein Comeback. Wunschdenken? Nicht unbedingt. Audi hat die Unterstützung für sein Rallycross-Team eingestellt, der Schwede sucht nach Alternativen für sich und seine Mannschaft. Audi-Boss Dieter Gass bestätigte Gespräche mit dem zweimaligen Meister, der einen Rücktritt vom Rücktritt nie ausgeschlossen hat.
Ekström könnte den Platz von Robin Frijns übernehmen, der in die Formel E gewechselt ist. Zwar gibt es keine Überschneidungen der beiden Serien, ein Doppelprogramm wäre trotzdem, vor allem im Frühjahr, eine enorme Herausforderung.
Und sonst? Vizemeister Rene Rast wird trotz eines hoch dotierten Angebots aus der Formel E bleiben, auch Mike Rockenfeller und Nico Müller werden ihren Platz wohl behalten. Schaut man auf die Tabelle, dürften Loic Duval und Jamie Green als 17. und 18. als Wackelkandidaten gelten.
Ist Green trotz der Horrorsaison eigentlich über jeden Zweifel erhaben, enttäuschte Duval wie schon 2017. Möglicher Ersatz: GT3-Pilot Kelvin van der Linde oder GT-Masters-Pilot Dries Vanthoor. Beide absolvierten in der Vergangenheit bereits DTM-Tests für Audi.
BMW: Gesetzt sind für 2019 Marco Wittmann, Timo Glock und Philipp Eng, der eine starke Rookie-Saison hinlegte. Auch der zweite BMW-Rookie Joel Eriksson konnte für das eine oder andere Highlight sorgen, wie seinen ersten Sieg beim Chaosrennen in Misano. Wackelkandidaten sind rein sportlich gesehen Ex-Meister Bruno Spengler (Tabellenzwölfter) und Augusto Farfus (16.).
BMW-Boss Jens Marquardt hält sich wie immer bedeckt, was Personalfragen betrifft. Er verriet zumindest, dass die Münchner beim Young Driver Test dem Dänen Mikkel Jensen eine Chance geben werden. Er fuhr in dieser Saison zusammen mit dem Sat.1-Experten Timo Scheider im GT Masters. Auch BMW-Werksfahrer Jens Klingmann gehörte in den vergangenen Jahren immer zum Kandidatenkreis.
WRT: Dann wäre da noch das W Racing Team. WRT bringt als Audi-Kundenteam 2019 zwei Autos an den Start. Logisch, dass man da vor allem zunächst im eigenen Umfeld schaut. In der Blancpain-GT-Series fahren unter anderem der frühere Formel-1-Pilot Will Stevens, Dries Vanthoor, Alex Riberas und der Deutsche Christopher Mies. Alle sind damit automatisch auch DTM-Kandidaten.
Eine weitere Möglichkeit: Eine Art «Paydriver» aus der Formel 2 oder Formel 3. Nachwuchsfahrer mit Sponsoren, die sich für höhere Aufgaben in der DTM empfehlen können und gleichzeitig für WRT Geld mitbringen, um das Projekt zu finanzieren. WRT-Teamchef Vincent Vosse bestätigte in Hockenheim, dass dies durchaus eine Möglichkeit sei.
Noch ein Kundenteam: WRT wird beim Thema Kundenteam nicht alles gewesen sein. BMW führt noch Gespräche, ROWE könnte 2019 mit zwei M4 DTM an den Start gehen. Und: Möglicherweise stattet auch Audi noch ein weiteres Team aus. EKS, die Mannschaft von Mattias Ekström? Ja, der Schwede hatte das zuletzt ziemlich deutlich ausgeschlossen. Aber in einer Silly Season ist nichts unmöglich.