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Spengler: Wenn ein Ex-Champion abgeschrieben wird

Von Andreas Reiners
Bruno Spengler

Bruno Spengler

Bruno Spengler war der erste BMW-Champion nach der Rückkehr der Marke in die DTM 2012. Zuletzt lief es nicht mehr so für den Kanadier. SPEEDWEEK.com sprach mit dem 35-Jährigen.

Es ist schwierig, Bruno Spengler komplett verärgert zu erleben. Oder unhöflich, schlecht gelaunt. Da ist es auch völlig egal, wie es sportlich läuft. Ja klar. Natürlich ist er «angepisst», wie er es selbst nennt. Charmant bleibt der Kanadier trotzdem.

Der 35-Jährige ist zwar seit vergangenem Jahr verheiratet, die Frauenherzen lässt er immer noch höherschlagen. «Jede Frau findet Bruno toll. Wenn ein Mann mit diesem französischen Akzent Deutsch spricht – wundervoll», sagt zum Beispiel Sat.1-Moderatorin Andrea Kaiser.

Mit diesem Akzent muss Spengler allerdings seit einigen Jahren oft erklären, warum es nicht mehr läuft. Seit 2005 fährt er in der DTM, zuerst für Mercedes, 2012 ging er zum damaligen Rückkehrer BMW und wurde auf Anhieb Meister.

Seitdem wurde es immer schwieriger. 2013 noch Dritter, 2014 Elfter, dann Fünfter, 15., 13., Zwölfter. Woran liegt es, dass ein Ex-Champion, der vor seinem Titel zweimal Vize und zweimal Dritter wurde, so eine Durststrecke mitmacht? Ein Faktor: In der DTM gibt es – anders wie zum Beispiel in der Formel 1 – keine über Jahre dominierende Marke. Was auch so gewollt ist, was aber auch dazu führt, dass Ex-Champions manchmal eben jahrelang nicht mehr um den Titel fahren. Ein wichtiger Grund, der bei Spengler hinzukam: Er bekam zuletzt jedes Jahr – aufgrund der internen Teamwechsel bei BMW - einen neuen Renningenieur.

Spengler im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Die DTM ist eng, und es fehlt die Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen. Wenn du einen neuen Ingenieur hast, dauert es drei, vier Rennwochenenden, bis es sich einspielt. Und dann ist die Meisterschaft praktisch rum.»

Eine Einheit mit dem Renningenieur

Klar: Fahrer und Ingenieur müssen eine Einheit sein, sich im Idealfall blind verstehen. Es muss schnell gehen, die Zeit am Rennwochenende ist begrenzt: Zack, zack, zack – da bleibt kaum Zeit für Abtasten oder Eingewöhnung. Denn in der Zeit haben sich die Markenkollegen schon in Stellung gebracht und für den Titelkampf positioniert. «Es soll keine Ausrede sein, aber es ist ein Fakt, dass es nicht gut ist. Es war immer frisch, immer neu. Und die Ergebnisse kamen dann nicht, und das ist natürlich frustrierend», so Spengler.

Mehr noch: «Du bist total angepisst und versuchst zu verstehen, warum es so ist. Warum es nicht läuft, was die Gründe dafür sind. Du weißt gleichzeitig aber auch, dass es im Motorsport eben manchmal so ist. Es läuft eben nicht immer so, wie man sich das vorstellt.»

Spengler hakt so etwas schnell ab, das beschäftigt ihn einen Abend, eine Nacht, und das Thema ist erledigt. Er ist keiner, der ewig zweifelt, ob nun an sich selbst oder am Schicksal oder dem Renngott. «Du musst schauen, dass du immer bereit bist, denn bessere Tage kommen. Ich hatte schon viele gute Tage, deshalb mache ich mir keinen großen Kopf.» Doch klar: Kommen im Sport die Krisen, werden die Stars, die früheren Champions, gerne abgeschrieben. Heutzutage geht das schnell. «Und die Leute denken dann, dass du fertig bist. Dabei ist das gar nicht so», so Spengler.

Ein recht aktuelles Beispiel hat der passionierte Golfer auch parat: Golf-Legende Tiger Woods, der im April im Alter von 43 Jahren und nach langer Durststrecke mal wieder das Masters gewann und damit die Sportwelt überraschte. «Wie viele Leute haben ihn kritisiert und niedergemacht und gesagt, er habe keine Chance? Es hat mich so gefreut, dass er es allen gezeigt hat, dass er noch da ist.»

Spengler will es in der DTM seinen Kritikern und den Zweiflern auch zeigen und beweisen. Seine Betonung liegt aber auf dem «Will-Gefühl», es ist bei ihm «kein Muss. Ich will gewinnen. Aber natürlich will ich das auch immer noch, wenn ich mehrere Rennen gewinne. Der Ansatz bleibt immer gleich.»

Aus Niederlagen lernt man mehr

Er zieht aus Niederlagen einen großen Nutzen. Spengler glaubt, dass man bei einer Siegesserie möglicherweise nicht so intensiv analysiere, was man besser machen könne. «Deshalb glaube ich, dass man aus Niederlagen mehr lernt als aus Siegen.»

Was die Aufmerksamkeit betriff – die ist für ihn nicht einmal sekundär. Er weiß, dass das Rampenlicht schnell kommt, wenn es läuft, dass es aber auch genauso schnell wieder erlischt, wenn es nicht läuft. «Es ist zwar nicht egal. Aber du weißt, wenn die Aufmerksamkeit da ist, dass sie auch schnell wieder weggehen kann. Deshalb ist das relativ. So ist das Geschäft eben heute. Wenn du dich darauf zu sehr fokussierst und zu viel erwartest, ist das falsch. Du musst sich darauf fokussieren, was wirklich wichtig ist.»

Neuer Anlauf - und neuer Renningenieur

Das ist das Hier und Jetzt. Denn 2019 folgt ein neuer Anlauf, Spengler freut sich auf die neue Ära in der DTM, bei BMW, die er für die Münchner als Entwicklungsfahrer entscheidend mit vorbereiten konnte. Seit 2005 fuhr er immer mit dem gleichen V8-Sauger, und es gab noch nie so krasse Veränderungen von einer Saison zur nächsten, mit so vielen Neuerungen und Änderungen wie jetzt.

Die Krux beziehungsweise der Running Gag: Jetzt ist er zu RMG gewechselt, und was hat er dort?

Genau, einen neuen Renningenieur. Der Kanadier muss lachen. «Das Gute ist: Ich weiß ja jetzt wirklich, wie es mit einem neuen Ingenieur ist.»

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