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BMW statt Audi: Das «geklaute» DTM-Supertalent

Von Andreas Reiners
Sheldon van der Linde

Sheldon van der Linde

Sheldon van der Linde sorgt in der DTM als Rookie im Moment für Furore. BMW ist mit der Verpflichtung ein Coup gelungen, denn eigentlich gehörte der Südafrikaner zur Audi-Familie.

Den Coup hatten viele Beobachter wahrscheinlich gar nicht als solchen wahrgenommen. Doch die Verpflichtung von Sheldon van der Linde durch BMW im vergangenen Winter war ungewöhnlich. Denn die Wurzeln des Südafrikaners lagen eigentlich bei Audi.

Zumindest fuhr er jahrelang unter Audi-Flagge, wurde 2014 und 2015 Champion im VW-Cup, 2016 fuhr er im Audi Sport TT Cup, 2017 im TCR Germany – in einem Audi RS3 LMS.

Der 20-jährige wurde im Vorjahr unter anderem Zweiter in der Gesamtwertung des GT Masters und stand als Dritter bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps auf dem Podium – beides in einem Audi.

Testfahrten absolvierte er im Winter aber in einem BMW – und die Münchner schlugen zu, als er in einem Shootout drei Konkurrenten ausstach: die Werksfahrer Mikkel Jensen und Nick Catsburg sowie den Briten Nick Yelloly.

Der Hintergrund des Wechsels: Audi hatte kein freies Cockpit für van der Linde zur Verfügung, weshalb sich Manager Dennis Rostek für seinen Schützling anderweitig umsah. «Ich habe mit offenen Karten gespielt und Audi gesagt, dass ich auf die Suche gehen werde.»

Das Resultat: BMW hat sich da ein echtes Juwel geangelt, das im Eiltempo Tempo aufgenommen hat. Ohne große Anlaufzeit, ohne große Anpassungsschwierigkeiten. Abgeklärt, locker.

Sat.1-Kommentator Eddie Mielke und Experte Timo Scheider hatten bei ihrem Fahrer-Check bei SPEEDWEEK.com den Jungen bereits auf dem Zettel. «Der Name van der Linde verspricht viel. Er ist für viele Experten ein Geheimfavorit», hatte Mielke erklärt. Und Scheider meinte: «Er ist BMW-Rookie, aber ein riesiges Talent. Mein Gefühl sagt mir: Auf den müssen wir aufpassen.»

DTM-Chef Gerhard Berger gab bei SPEEDWEEK.com zu: «Ihn hatte ich gar nicht auf dem Radar, wusste gar nicht wo er herkommt. Einer der spannendsten Nachwuchspiloten. Dieser Junge kommt aus dem Nichts und mischt bereits munter bei den Großen vorne mit.»

Van der Linde holte beim zweiten Event in Zolder seine erste Pole, sammelte in vier Rennen 21 Punkte und belegt Gesamtrang zehn – eine ordentliche Ausbeute für den Neuen.

Sein Geheimnis? Ist relativ simpel. Sheldon zu SPEEDWEEK.com: «Für mich ist es kein Unterschied, in welchem Auto ich sitze. Bist du in einem Rennauto schnell, kannst du es auch im anderen sein. Den Ansatz wähle ich immer und er zahlt sich aus. Aber natürlich muss ich noch viel lernen.» Was sich bei seinem fünften Platz am Sonntag in Zolder zeigte, als er seinen dritten Rang am Ende des Rennens verlor – Probleme mit dem Reifenmanagement.

Das ist aber nicht alles, denn es gibt noch einen van der Linde. Kelvin ist 22 Jahre alt, fährt im GT Masters. 2018 taten die Brüder das noch gemeinsam in einem Auto. «Er ist mein Mentor. Alles, was ich kann, habe ich von ihm gelernt», sagt Sheldon.

Beide führen die Familientradition erfolgreich fort. Bereits ihr Großvater Hennie fuhr als erfolgreicher Tourenwagen-Pilot zahlreiche Titel in Südafrika ein, ihr Vater Shaun feierte unter anderem in BMW Tourenwagen Erfolge in der Heimat, aber auch in Europa.

Ihr Onkel Etienne war ebenfalls in unterschiedlichen nationalen und internationalen Rennserien unterwegs. «Es ist eine Ehre in der DTM zu fahren, davon habe ich lange geträumt. Ich fühle mich in einem neuen ‚Zuhause‘ bei BMW sehr wohl. Ohne sie wäre ich heute nicht in der DTM.»

Wer ist der schnellere der beiden Brüder? Sheldon: «Ich muss ‚ich‘ sagen. Aber wir sind tatsächlich auf dem gleichen Level.» Und daneben auch WG-Partner in Kempten im Allgäu: Weit weg von der Heimat Südafrika, von den Eltern, dafür aber auch ungestört. «Das ist ziemlich entspannt. Eine berufliche Rivalität haben wir ja nicht.»

Noch nicht. Denn Sheldon weiß, dass Kelvin das Zeug für die DTM hat. Was 2019 fehlte, war ein freies Audi-Cockpit. Sheldon: «Er hat bewiesen, dass er zu den schnellsten Rennfahrern gehört. Ich hoffe, dass Audi ihm eine Chance gibt. Er hat es verdient.»

Es sei denn, BMW ist mal wieder schneller.


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