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René Rast: Der völlig verrückte «Volldepp»

Von Andreas Reiners
René Rast

René Rast

Um es auf den Punkt zu bringen: René Rast würgt sein Auto beim Start ab, fährt dem Feld hinterher und siegt am Ende mit fast 35 Sekunden Vorsprung.

Andrea Kaiser machte sich einen Spaß aus dem Patzer von René Rast. Und nahm sich dabei selbst auf die Schippe, bediente das Klischee der Frau, die kein Auto fahren kann. Rast habe sich so angestellt wie sie beim Anfahren am Berg, meinte die Sat.1-Moderatorin.

Das Schöne: Da konnte der Audi-Pilot nicht mehr großartig kontern. Er hatte seinen Boliden beim Start zum siebten Saisonrennen auf dem Norisring schön absaufen lassen. Abgewürgt.

Rast fühlte sich dabei nicht wie eine Frau, sondern «wie ein Volldepp. Es war wie bei einem normalen PKW auch. Ich hatte zu wenig Gas und habe die Kupplung zu schnell kommen lassen. Und dann dauert es natürlich etwas, bist das Auto neu startet», so Rast.

Das einzige, was er in dem Moment tun konnte: Hoffen und bangen. «Du schaust in den Rückspiegel und hoffst einfach nur, dass keiner in dich reinkracht.» Die Fahrer können in dieser Saison die Autos nicht mehr vorspannen, starten also ohne Handbremse, das Startprozedere ist schwieriger geworden, was sich durch zahlreiche Fehler zeigt, wie der nun von Rast. Wobei so ein verhunzter Start schon extrem ist.

Im Grunde können die Fahrer die Starts vor den Rennen zweimal im Training üben. Rast hatte dabei extrem Wheelspin: «Heute dachte ich, dass ich mal etwas cleverer bin und an meiner Startprozedur etwas ändere. Ein bisschen defensiver, etwas weniger Leistung und Gas. Aber das hat nicht funktioniert.»

Dafür dachte er sehr schnell: Das Rennen ist durch, keine Chance mehr. Dabei stand er immerhin auf Startplatz drei, nach dem Start fuhr er dem Feld hinterher.

Die Wahnsinns-Show begann unmittelbar nach dem Fehlstart. Rast überholte ein paar Autos, ehe gelbe Flaggen kamen, da Pietro Fittipaldi mit seinem WRT liegenblieb. Rast und das Team entschieden: Ab in die Box, Reifenwechsel, das war in Runde drei. In Runde vier kam das Safety Car. «Da haben wir Glück gehabt», sagte Rast: «Es war aber auch einfach eine richtige Entscheidung, weil die jeder so hätte treffen können in dem Moment.»

Die Spitzengruppe ging das Risiko im Gegensatz zum hinteren Teil des Feldes nicht ein, Rast nahm das Geschenk durch das Safety Car an, übernahm im bereinigten Feld gegen Mitte des Rennens die Führung und gewann am Ende mit 34,4 Sekunden Vorsprung, dem größten Vorsprung in der Geschichte der DTM am Norisring.

Völlig verrückt.

In Gefahr geriet der Sieg zu keinem Zeitpunkt. Schwerstarbeit ist es im Auto trotzdem. Nicht nur körperlich, sondern vor allem mental.

Tausend Gedanken schossen Rast durch den Kopf. «Hoffentlich kommt kein Safety Car. Muss ich das Auto schonen? Soll ich die Reifen schonen? Was soll ich machen? Höre ich irgendwelche komischen Geräusche? Du fängst an zu denken, und dann fängst du an, Fehler zu machen. Da musst du dich wirklich konzentrieren und versuchen, dich jede Runde auf die Rundenzeit oder auf das Auto zu konzentrieren. Ansonsten verlierst du ganz schnell den Fokus.»

Rast hat jetzt 118 Punkte auf dem Konto und dabei 21 Zähler Vorsprung auf seinen Verfolger Nico Müller. Gedanken daran verschwendet er keine. Er verwies auf das Vorjahr, als Timo Glock im Titelkampf vorne war. Am Ende wurde er nur Fünfter. «Es kann noch eine Menge passieren, es ist noch früh in der Saison.»

Rast beendete nicht nur seinen Norisring-Fluch (vor seinem Sieg ging er in vier Rennen leer aus), auch der Shitstorm wegen des Bayern-Logos hat sich gelegt. Keine Schläge, keine Eier, keine Buhrufe. Rast lachte: «Ich war positiv überrascht.»

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