Misano-Krise: Berger gibt Kindheitsliebe nicht auf
Die Tribünen in Misano waren zum Großteil leer
Gerhard Berger kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Die DTM fuhr am vergangenen Wochenende erstmals in Assen. Für den Österreicher war das Debüt der Tourenwagenserie in der «Cathedral of Speed» ein Erfolg.
Zuschauerzahlen werden von den Verantwortlichen nicht mehr veröffentlicht, doch es sollen über 30.000 Fans am Wochenende in Assen gewesen sein – was für eine Auslandsveranstaltung, dazu als Premiere – sehr ordentlich ist.
«Ich verstehe gar nicht, warum die Formel 1 hier nicht fährt. Denn es ist eine der besten Strecken, die ich je gesehen habe. Highspeed-Kurven, gute Sicherheitsbedingungen, sehr gut organisiert, ein großes Fahrerlager, große Parkplätze, gute Hotel-Infrastruktur. Perfekt, ich bin sehr positiv überrascht», sagte Berger.
In Zeiten, in denen sich die DTM internationaler aufstellen will, sind das wichtige Schritte. Selbstläufer sind die Besuche im Ausland, selbst wenn es das benachbarte ist, nämlich längst nicht mehr.
Für Berger ist es «eine Frage des richtigen Promoters. Sie pushen hier sehr, und man sieht es an den Zuschauerzahlen». Sowohl in Assen als auch in Zolder haben die Organisatoren für die Events getrommelt, haben Werbung geschaltet, Aktionen gestartet. Was sich auszahlte.
Am Ende dürften die meisten Leute aus der Region mitbekommen haben, dass DTM-Rennen dort stattfinden. In Zolder waren es wohl über 20.000 Zuschauer am zweiten Rennwochenende im Mai. Auch das ist ein guter Start. Und mit ein Grund, warum der Vertrag nun auch für 2020 bestätigt wurde.
Ein großes Problemkind bleibt Misano. Das Italien-Gastspiel zündete auch im zweiten Jahr nicht. Und das trotz des Gaststarts von MotoGP-Superstar Andrea Dovizioso. Wir erinnern uns: Auch 2018 war besonders, damals trug die DTM dort ihr ersten Nachtrennen aus. Rund 5000 Fans sollen es damals (bei bescheidenem Wetter) nur gewesen sein, 2019 waren es bei strahlendem Sonnenschein nicht viel mehr, der Zuspruch soll an der Fünfstelligkeit gekratzt haben. Was immer noch viel zu wenig ist.
Für die Katz war der Dovizioso-Auftritt für die DTM aber nicht, wie Berger erklärt. «Das hat viel geholfen, was die Schlagzeilen rund um das Rennen betraf. Zuschauermäßig hatte er aber fast gar keinen Einfluss.» Auch die Ticket-Aktion von Ducati nicht. Der italienische Motorradhersteller (gehört zur Audi-Familie) hatte Eintrittskarten verschenkt.
Italien ist und bleibt also das Sorgenkind. Neben Brands Hatch, wo sich die Rückkehr 2018 auch nur schleppend verkaufte. Kassensturz respektive ein Vergleich wird aber erst Mitte August gemacht, wenn die DTM zum zweiten Mal dort gefahren ist.
Berger gibt sich kämpferisch: «Ich will Italien nicht aufgeben, denn ich liebe Italien, seit ich ein Kind war. Sie haben noch nicht den richtigen Weg gefunden, wie sie es machen.»
Dass es eine andere Kultur sei, will Berger so nicht stehen lassen, stattdessen gibt es eine Ansage an die Organisatoren: «Nein, es ist eine Frage der Leute, die es pushen. Italien hat Motorsport-Historie, hat eine der stärksten Motorsport-Kulturen. Man braucht Leute, die es gut promoten. Wie hier in Assen. Hier gibt es Raum für weitere großartige Events.»