DTM vs. Super GT: Sind die Japaner wieder chancenlos?
DTM und Super GT treffen sich in Fuji
Rene Rast hat im Motorsport schon fast alles gesehen. Es gibt aber Dinge, die haben für ihn heute noch, auch mit 33 Jahren, noch einen echten Seltenheitswert.
Rennen fahren komplett ohne Druck zum Beispiel. Wie beim Saisonfinale in Hockenheim, als er bereits als Meister feststand. Oder nun beim «Dream Race», der ersten gemeinsamen Veranstaltung von DTM und Super GT (23./24. November ab 6.25 Uhr live in SAT.1) in Fuji.
Heißt: Einfach nur genießen, anders genießen, das ganze Drumherum aufsaugen, nicht unbedingt gewinnen müssen. Man setzt dann andere Prioritäten.
«Der Druck ist geringer, wir wollen vor allem Spaß haben. Klar wäre es großartig, auf dem Podium zu stehen, aber wir wollen vor allem den Fans eine gute Show bieten. Es ist nicht das vorrangige Ziel, die Rennen zu gewinnen», sagte Rast, der zum vierköpfigen Audi-Aufgebot gehört. Neben dem Champion sind in Japan auch Mike Rockenfeller, Loic Duval und Benoit Treluyer dabei.
«Am Ende sind wir alle da, um eine gute Show und gutes Racing abzuliefern. Das ist das Ziel, und um in der Zukunft mehr solcher Events zu haben», sagt Marco Wittmann, der mit dem früheren Formel-1-Fahrer Kamui Kobayashi und Ikone Alex Zanardi das BMW-Trio bildet.
Die DTM tritt also mit insgesamt sieben Boliden an, DTM-Neuling Aston Martin hat seine Teilnahme abgesagt, um sich in Ruhe auf den Neustart 2020 vorbereiten zu können. Aus der Super GT werden alle 15 Autos der Hersteller Honda, Lexus und Nissan am Start sein.
Ein erstes Stelldichein gab es bereits in Hockenheim, als die drei Marken jeweils einen Boliden zum Finale geschickt haben. Honda, Lexus und Nissan zahlten damals eine Menge Lehrgeld, vor allem im Regen. Man muss dazu sagen: Die drei Autos waren Testboliden, da die Saison der Super GT zu dem Zeitpunkt noch lief.
Die Autos der beiden Serien sind sich zwar bereits recht ähnlich, technisch auf einem Niveau werden sie aber erst 2020 sein, wenn auch die Super GT mit dem aktuellen Class-One-Reglement fährt, das die DTM seit 2019 nutzt.
Der größte Unterschied waren in Hockenheim aber nicht unbedingt die Autos, sondern die Reifen. Genutzt wurden die Hankook-Pneus der DTM, für die Super GT war das nicht nur komplettes Neuland, sondern eine harte Herausforderung, da es in Japan einen Reifenkrieg verschiedener Hersteller gibt und die Pneus ein wichtiger Performance-Punkt sind.
Mit Podiumsplätzen hatten Honda, Lexus und Nissan nichts zu tun, im Trockenen schaffte der frühere Formel-1-Weltmeister Jenson Button mit Rang neun die beste Platzierung. «Wir dachten, wir hätten mehr Power und mehr Abtrieb, aber das zählt alles nicht, wenn du die Reifen nicht zum Arbeiten bekommst», sagte er: «Wir haben mehr Setup-Arbeit gemacht als in einer ganzen Saison in der Super GT. Aber die Erfahrungen können den Super-GT-Teams auch für die Zukunft in Japan helfen.»
Der Brite, der in Fuji nicht dabei sein wird, meinte auf die Frage, was die DTM erwarte: «In Fuji geht es holpriger zu, aber ansonsten ist es recht ähnlich. Sie werden mit der Balance des Autos kämpfen, um sich an die Strecke anzupassen.»
Wie sieht also das Kräfteverhältnis in Fuji aus, beim Heimspiel der Japaner, wo auch mit den Hankook-Reifen gefahren wird? «Das ist schwer zu sagen. Die Japaner haben einen Vorteil, was die Strecke betrifft. Aber beim Finale in Hockenheim hat man gesehen, dass sie vor allem im Regen Probleme hatten, da haben wir einen Vorsprung», sagt Rast.
Er ist sich sicher: «Sie haben bei den Reifen gelernt, sie haben sich verbessert. Es dürfte sich unter dem Strich ausgleichen, denke ich. Wir selbst können mit dem Setup auch keine riesigen Schritte machen.»
Wittmann geht davon aus, dass es über das Wochenende eine enge Kiste wird. «Sie haben jetzt Erfahrungen mit den Reifen gesammelt, im Trockenen hatten sie sowieso gutes Potenzial gezeigt. Sie werden gut dabei sein, mitten im Kampf und es wird ein guter Mix werden.»
Wichtig: In Hockenheim hatten die Verantwortlichen nach einer eingehenden Prüfung auf eine Balance-of-Performance verzichtet. Damals wäre das aber sowieso nur bei den Super-GT-Autos möglich gewesen, da sich die DTM-Autos noch im laufenden Wettbewerb befanden.
Da das «Dream Race» eine Showveranstaltung ist, könnte das BoP-System theoretisch auch bei Audi und BMW zum Einsatz kommen, um das Feld anzugleichen. Evaluiert wird das am Donnerstag und Freitag, wenn die ersten Tests und die freien Trainings auf dem Programm stehen.
Wie wird in Fuji gefahren?
Der Zeitplan entspricht weitestgehend dem DTM-Format: Zwei Rennen über jeweils 55 Minuten und eine Runde am Samstag sowie am Sonntag. Bei einem Pflicht-Boxenstopp werden die Hankook-Einheitsreifen gewechselt. Während in der DTM allerdings maximal neun Mechaniker für den Boxenstopp zugelassen sind, dürfen in Fuji jeweils nur sieben Profis Hand anlegen.
Eine weitere Abweichung vom bekannten DTM-Format erwartet die Fahrer beim Start. Während in der DTM die Autos, wie etwa in der Formel 1, stehend starten, wird beim Dream Race ein rollender Start durchgeführt – wie in der Super GT.
Die aus der DTM bekannten Überholhilfen DRS (Drag Reduction System) und Push-to-Pass kommen nicht zum Einsatz. Möglichkeiten zum Überholen wird die ehemalige Formel-1-Rennstrecke mit seiner langen Start-Ziel-Geraden dennoch bieten.