«Kann nicht funktionieren»: Stuck sorgt sich um DTM
Hans-Joachim Stuck
Eine gute Woche ist es her, dass sich die DTM und die Super GT zum ersten gemeinsamen Event in Fuji getroffen haben. Audi und BMW trafen auf Nissan, Lexus und Honda und absolvierten vor knapp 52.000 Zuschauern zwei Rennen. Nicht nur Show, sondern ein Startschuss für eine gemeinsame Zukunft, so die Hoffnung der Beteiligten.
Doch jetzt hat sich DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck zu Wort gemeldet und zeichnet ein düsteres Bild der DTM-Zukunft. «Der Grundgedanke ist super, aber eine wirkliche Ausführung sehe ich nicht», sagte Stuck hinsichtlich des «Dream Race» und den Planungen der beiden Serien im kicker.
«Da müsste ja jedes Team mindestens vier Autos extra bauen, die dann in Japan bleiben, um dort zu fahren. Denn sie andauernd hin- und herzutransportieren wird viel zu teuer. Ich sehe Audi, BMW und Aston Martin nicht dauerhaft in Japan fahren – genauso wenig umgekehrt die Japaner in Europa.»
Stuck sorgt sich um die Tourenwagenserie, in der er 1990 selbst den Titel holte. «Seit Gerhard Berger am Ruder ist, geht vieles in die richtige Richtung - aber die Zukunft der DTM macht mir trotzdem Sorgen. Auf Dauer kann so eine Meisterschaft mit drei oder sogar weniger Marken nicht funktionieren.»
Aktuell ist neben Audi und BMW noch Aston Martin involviert. Einen latenten Überlebenskampf zeichnet die Serie seit einer gefühlten Ewigkeit aus, immer mal wieder steht sie kurz vor dem Kollaps, zuletzt nach dem Mercedes-Ausstieg 2018, der durch den Aston-Martin-Einstieg aber kompensiert wurde. Doch Berger mauert, wenn es um weitere Hersteller geht, verweist auf die generelle schwierige Situation der Autobauer.
Fakt ist: Im Moment ist kein vierter Mitstreiter in Sicht, und Berger weiß auch, dass ein Einstieg der Japaner eher ein Geduldsspiel denn ein Schnellschuss sein wird.
«Will man die DTM retten, muss man offen sein für neue Ideen», sagte Stuck und präsentiert auch gleich welche. Revolutionär sind die allerdings nicht.
«Fünf bis sieben Hersteller sollten es im Idealfall schon sein. Und dann die Kosten: Nicht nur in der Formel 1, auch in der DTM sind die notwendigen Summen schwer zu stemmen. Es muss billiger werden», sagte er.
Die Kosten sind in der Tat ein Problem, als solches von den Verantwortlichen aber auch erkannt. Über die Budgets in der DTM wird stets fleißig spekuliert, bei Audi und BMW sollen sie bei 50 Millionen Euro pro Jahr liegen.
Aston Martin hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass man 20 Millionen Euro zur Verfügung hat. Vor allem die Neulinge um R-Motorsport betonen immer wieder, wie wichtig eine Reduzierung der Kosten ist. Sie halten auch die Privatteams von einem Einstieg ab. WRT bekam das Paket als Audi-Kundenteam gestemmt, BMW hingegen hat 2019 kein Kundenteam gewinnen können und auch für 2020 noch keines bestätigt.
Stuck schlägt eine Umwandlung in eine «GTM» vor. «Und dann mit seriennahen GT3-Autos fahren – theoretisch haben elf Hersteller ein passendes Modell im Portfolio. Denn außer dem GT-Masters gibt es bei uns keine Sprintrennen mit GT3-Fahrzeugen, sondern nur Langstreckenrennen», sagte Stuck: «In Sachen Umwelt kann man auch über Hybrid-GT-Fahrzeuge nachdenken.»
Diese Idee kam beim angekündigten Mercedes-Ausstieg 2017 bereits auf – und erhielt von Berger eine Absage. Für ihn sind das in erster Linie zwei verschiedene Konzepte.
Stuck schlägt zudem für mehr Unterhaltung eine Reduzierung auf sieben Veranstaltungen vor, «dann aber richtig geile Motorsportwochenenden daraus machen mit Beteiligung verschiedener Rennserien wie DTM, GT-Masters, Rallyecross und mehr. Will man die DTM retten, muss man offen sein für neue Ideen.»
Angesichts der Tatsache, dass die DTM und das GT Masters bereits zwei gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt haben und auch die Rallycross-WM im Rahmenprogramm fuhr, ist auch diese Idee nicht neu.