«Eine der größten Krisen»: Auch WRT schlägt Alarm
Natürlich kennt sich Vincent Vosse mit Herausforderungen aus. Schließlich geht er seit mehr als zehn Jahren eine nach der anderen an. Anders kann man es in der heutigen Zeit nicht ausdrücken, wenn sich ein Privatteam erfolgreich mit den Widrigkeiten des Motorsports auseinandersetzt.
Also mit allen Dingen, die nicht auf der Strecke geschehen, denn seit 2009 ist sein W Racing Team in diversen Rennserien unterwegs, und das auch noch erfolgreich.
WRT hat sich in erster Linie im GT-Sport einen Namen gemacht, mischt seit 2019 aber auch in der DTM mit. All das muss finanziert werden, und Vosse hat als Teamchef mit seiner Mannschaft bis dato einen guten Job gemacht.
Doch gewisse Dinge hat man schlicht nicht in der Hand. Wie jetzt die Coronavirus-Pandemie.
Ernst Moser, Teamchef des Audi-Werksteams Phoenix Racing, hatte bei SPEEDWEEK.com bereits erklärt, wie prekär die Lage bei ihm ist. Mini-Trost: Die DTM-Abteilung hat eine Grundabsicherung durch den Vertrag mit Audi, die federt die Krise durch den Coronavirus aber auch kurzfristig ab. Zwei, drei Monate, dann wird es kritisch, sagte Moser.
Bei einem reinen Privatteam ist die Lage noch einmal eine andere, eine Werksunterstützung gibt es nicht. Doch Vosse kämpft wacker gegen die Krise an.
«Wie alle Menschen versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen. Unser Programm ist umfangreich, und wir waren mehr oder weniger bereit», sagte Vosse bei «Endurance-Info.com». In der vergangenen Woche sollte WRT bei den DTM-Testfahrten mitmischen, die allerdings abgesagt wurden.
WRT will 2020 in der Tourenwagenserie erstmals drei Autos stellen. Fahrer sind die Rookies Ed Jones und Fabio Scherer sowie Ferdinand von Habsburg. «Daneben haben wir drei Audi R8 LMS GT3 im Sprint, drei im Endurance und zwei im ADAC GT Masters. Das Ziel ist es, vier Autos in Sprint und Endurance zu haben. Ich habe also noch etwas zu tun», sagte Vosse.
Einnahmen generiert WRT aktuell noch mit «AMP Belgium», einer Firma, die rund 90 Chassis im Jahr baut. «Dies ermöglicht uns einen kleinen Vorrat. Wir haben noch ein paar Leute in der Werkstatt, die arbeiten, organisieren und vorbereiten», so Vosse.
Doch klar ist, dass ein Team wie WRT eine monatelange Pause kaum stemmen kann. «Am liebsten wäre mir, wenn es Anfang Juni wieder weitergeht. Alle sind sich einig, dass dies Auswirkungen haben wird, aber wir dürfen nicht zu negativ sein», sagte Vosse: «Die Art und Weise, wie Menschen das Leben sehen, wird sich ändern. Jeder hat eine Meinung zu diesem Thema. Wir sind alle in einer Zeit, in der wir uns nach etwas Positivem sehnen.»
Vosse weiter: «Wir stehen vor einer der größten Krisen und ich denke, es wird wirklich große Auswirkungen haben, wenn es keine Saison 2020 geben wird, woran ich aber keine Sekunde denke. Wir können zufrieden sein, wenn wir 80 Prozent unseres Gesamtprogramms absolvieren. Ich unterschreibe sofort, damit die Saison im Juni beginnt.»