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Totengräber der DTM: Audi wehrt sich gegen Vorwürfe

Von Andreas Reiners
Audi muss für die Entscheidung, sich aus der DTM zurückzuziehen, eine Menge Kritik einstecken. Audis Motorsportchef Dieter Gass wehrt sich.

Keine Frage: Audi musste in den vergangenen Wochen ordentlich einstecken. «Totengräber der DTM» hieß es unter anderem, nachdem die Ingolstädter ankündigten, ihr DTM-Engagement nach der Saison 2020 zu beenden. Vor allem die Tatsache, den Fokus vor allem auf die Formel E zu richten, hatte zahlreiche Fans auf die Palme gebracht.

Für viele Traditionalisten ist die Elektrorennserie immer noch ein rotes Tuch, weil sie alles sei, nur kein Motorsport, so die Kritiker, und umweltfreundlich auch nicht. Bei DTM-Fans steht sie spätestens seit 2017 auf dem Index, als auch Mercedes entschied, auf den Erfolg der Formel E zu wetten, auch hier zu Lasten der Tourenwagenserie.

Daniel Abt kritisierte zuletzt die Entwicklung der DTM, in der sein Vater mit seinem Abt-Team engagiert ist. «Wenn man sieht, wie sich der Motorsport entwickelt hat, was es für Tendenzen gab, bin ich der Meinung, dass nicht genug getan wurde, um sich für die Zukunft aufzustellen. Deshalb war es für meinen Geschmack abzusehen, was kommt», sagte er.

Formel E nicht der Bösewicht

Kritik an der Formel E kann er hingegen nicht nachvollziehen. «Das Gefährlichste wäre jetzt, wenn man sagt, dass die Formel E schuld ist, dass Audi aussteigt, das ist natürlich Blödsinn, die Formel E ist nicht der Bösewicht. Die DTM ist als Produkt offenbar nicht mehr gut genug gewesen.»

Auch Audis Motorsportchef Dieter Gass wehrt sich jetzt gegen die Totengräber-Vorwürfe.

«Da muss man sich mal das Gesamtbild anschauen. Wenn Audi nicht gewesen wäre, wäre die DTM schon viel früher beendet worden», sagte Gass im Gespräch mit dem Motorsport Magazin. Er betonte, dass der Rückzug aus Unternehmenssicht unumgänglich gewesen sei.

Und für ihn am Ende auch nicht mehr überraschend, auch wenn mit Markus Duesmann ein neuer Vorstandsvorsitzender das Ruder übernahm, der einige Berührungspunkte mit dem Motorsport hat. Doch die Coronakrise war der Sargnagel für das DTM-Engagement.

Hinzu kam: Bereits im Januar war Aston Martin nach nur einem Jahr wieder aus der DTM ausgestiegen. «Man kann darüber diskutieren, inwiefern das erfolgreich war und ob sie durch ihren Ausstieg der Totengräber waren. Ich würde es so sehen, dass Audi die Marke war, die die DTM in den letzten Jahren am meisten gepusht hat», sagte der 57-Jährige.

Er nannte als Beispiel den Fakt, dass Audi bereits 2019 ein Kundenteam an den Start gebracht hat, außerdem sei man die einzige Marke, «die für 2020 ein neuntes Auto bringt, um wieder das Starterfeld aufzufüllen. Uns vorzuhalten, dass wir der Totengräber der DTM seien, finde ich ziemlich unfair. Wenn Audi nicht gewesen wäre, wäre die DTM schon viel früher beendet worden».

In den eigenen Spiegel schauen

Auch gegen BMW schoss Gass zurück. BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich hatte in der Süddeutschen Zeitung Audi kritisiert, nicht nur für die Entscheidung, sondern auch für die Art und Weise.

«Und ich finde es nicht nur erstaunlich, sondern auch unsportlich, auszusteigen und mit uns als zweitem Partner davor nicht zu sprechen. Das hat mich wirklich umgehauen, das gibt's einfach nicht!», schimpfte Fröhlich, Einen persönlichen Kontakt mit Markus Duesmann, dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Audi AG, gab es auch nicht, auch wenn der vor seinem Wechsel nach Ingolstadt Vorstandsmitglied bei BMW war.

Wie SPEEDWEEK.com weiß, gab es Versuche der Kontaktaufnahme sehr wohl, allerdings von Duesmann in Richtung Oliver Zipse, dem BMW-Vorstandsvorsitzenden. Das kam aber nicht zustande.

Gass bestätigt das: «Die Flughöhe von Herrn Duesmann ist Herr Zipse, nicht der Herr Fröhlich. Da hat es einige Initiativen gegeben, das Gespräch zu suchen, die nicht positiv beantwortet wurden. Da muss man vielleicht mal ein bisschen in den eigenen Spiegel schauen, anstatt über Audi herzuziehen.»


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