Formel 1: FIA spricht Urteil

Teamorder-Verbot: Am Ende nur für die Köpfe der Fans?

Von Andreas Reiners
René Rast und Nico Müller

René Rast und Nico Müller

Die DTM verbietet in der Saison 2020 die Teamorder. Heißt: Von den Herstellern soll es keine Eingriffe mehr von außen geben. Welche Änderungen auf der Strecke dürfen wir erwarten?

Gerhard Berger ist bei dem Thema Teamorder stets die Hutschnur geplatzt. Vor allem dann, wenn es früh in der Saison passiert ist. Der Eingriff von außen durch den Hersteller war in den vergangenen Jahren nicht verboten, dafür aber eigentlich verpönt, vor allem bei den Fans äußerst unbeliebt.

Interne Unterstützung gehört zur DTM dazu, und sie ist auch kein Problem, wenn ein Markenkollege, der nichts mehr mit dem Titel zu tun hat, dem anderen beim Kampf um die Meisterschaft hilft. Echtes Racing ist das nicht, aber nun mal Bestandteil einer Rennserie, in der die Hersteller immer noch sehr im Mittelpunkt stehen.

Doch 2019 kochte das Thema extrem hoch, als Audi in der zweiten Saisonhälfte sportlich überlegen war und es in Brands Hatch einen Nicht-Angriffspakt zwischen René Rast und Nico Müller gab, beide sind nicht nur Markenkollgen, sondern waren zu dem Zeitpunkt auch Titelrivalen. Audi musste dafür eine Menge Kritik einstecken, alle Parteien versuchten, zu beschwichtigen, der Ärger war groß.

Damit soll 2020 nun Schluss sein.

«Wir haben das Reglement etwas verschärft. Mir lag es schwer im Magen im vergangenen Jahr, dass es keine klare Anweisung gibt, Teamorder nur dann zu akzeptieren, wenn ein Fahrer sich dafür entscheidet», sagte Berger bei Sat.1.

Diese Art von Unterstützung habe es immer gegeben, «auch zu meiner aktiven Zeit», so Berger: «Eine Anweisung eines Teams hätte ich aber nie akzeptiert. Das sehe ich als unsportlich und als einen Eingriff in einen sportlichen Erfolg an.»

Heißt konkret: «Wenn ein Fahrer das von sich aus sagt und es selbst entscheiden kann und auch keine Maßnahmen fürchten muss, ist das für mich okay. Das haben wir versucht, im Reglement noch transparenter zu gestalten», so Berger: «Wenn er im Nachhinein sagt, ich habe das unter Zwang gemacht, ist das reglementswidrig.»

Bedeutet: Ein Fahrer müsste seinen Arbeitgeber also anschwärzen. Denn Beweise wird man durch das in der DTM geltende Funkverbot kaum sammeln können. Etwaige Szenarien und die Verhaltensweisen waren früher im Vorfeld besprochen worden, und natürlich wissen auch die Fahrer, wie weit sie gehen dürfen und wie weit besser nicht.

Audis Motorsportchef Dieter Gass glaubt, dass die neue Regelung vor allem wichtig für die Außenwirkung der Serie sein wird. Ob sich dadurch auf der Strecke auch tatsächlich etwas ändern wird? Das ist offen.

Oder anders gefragt: Ob Müller Rast mit der neuen Regelung in Brands Hatch angegriffen hätte? Der erhoffte Effekt durch die neue Regelung ist klar: Dass vielleicht doch etwas mehr gewagt wird als braves Hinterherfahren, und dass die Teamorder-Diskussionen dadurch im Keim erstickt werden. Ob die Fahrer gegen den Markenkollegen tatsächlich mehr Risiko eingehen, bleibt abzuwarten. Manche Dinge sind schließlich auch unausgesprochen recht eindeutig.

Gass geht deshalb davon aus, dass es einen Unterschied zu früher «eher in der Öffentlichkeit» geben werde: «Da soll sich niemand mehr fragen müssen, ob es Stallregie war oder nicht. Natürlich werden wir auch jetzt keine überharten Zweikämpfe mit Kollisionen unter Markenkollegen sehen. Eine gigantische Änderung auf der Rennstrecke erwarte ich nicht, aber es ist gut, wenn das Thema durch die Regeländerung aus den Köpfen der Leute gehalten wird.»

Auch er bestätigt: «Man muss sich darauf verlassen, was man sieht und was die Fahrer letztendlich sagen. Ein Pilot müsste also sagen, dass wir ihm das aufgetragen haben. Und das wird es nicht geben. Früher gab es andere Situationen, in der heutigen Welt ist es nicht mehr möglich, dass ein Fahrer, sollte es so Anweisungen geben, das nicht zugibt. Die Fahrer haben allerdings weiterhin die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, einen Teamkollegen vorbeizulassen.»

Ein Selbstläufer war das Ganze übrigens nicht. «Es gab schon noch Diskussionen», sagte Gass. Dabei ging es darum, dass am Ende tatsächlich auch alle die Vorgaben befolgen.

Das gesunde Misstrauen innerhalb der DTM-Familie also. Gass: «Vom Grundsatz bin ich ein großer Fan der Regel, denn diese Art von Motorsport wollen wir haben. Wir wissen aber auch, dass es ein Tool ist, das Meisterschaften entscheiden kann. Mir war es deshalb wichtig, dass sich jeder dran hält.»


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