Frust und Ärger: Kritik an den DTM-Überholhilfen
Hinter der Spitze wird es mit dem Überholen schwierig
Mike Rockenfeller sagt, wenn ihm in der DTM etwas nicht passt. Der Meister von 2013 ist lange genug dabei, um gutes Racing bewerten zu können. Oder was man verändern muss, um näher dorthin zu kommen.
Für ihn ist deshalb klar: Die Anpassungen beim verstellbaren Heckflügel und beim Überholknopf Push-to-Pass waren gut gedacht, aber am Ende nicht gut gemacht. Oder nicht gut genug.
Denn die einstigen Überholtools sind zu Verteidigungs- beziehungsweise Strategie-Tools verkommen, die das Überholen nicht einfacher, sondern schwieriger machen.
An der Spitze sorgt die Tatsache, dass der Führende beide Tools nicht einsetzen darf, für Spannung, wie das Herzschlagfinale beim vierten Saisonrennen auf dem Lausitzring zeigte, als Sieger René Rast 0,089 Sekunden Vorsprung auf Nico Müller hatte. Dich dahinter geht es oft mau zu, wie Rockenfeller kritisiert.
«Die neuen Regeln machen das Racing wirklich langweilig. Jeder im Feld drückt andauernd den Knopf, um sich zu verteidigen. Das macht das Überholen wirklich schwierig», sagte Rockenfeller. Denn der Effekt wird ausgeglichen, wenn beide die Hilfen nutzen, was im Mittelfeld ständig vorkommt. «Als wenn wir das System gar nicht hätten», so Rockenfeller.
Er findet, dass man, wenn es in die falsche Richtung geht, korrigieren sollte. «Die DTM hat die Regeln geändert, und es sieht so aus, als sei das nicht der richtige Weg. Es ist aber nichts dabei, eine Entscheidung zurückzunehmen.»
Sein Vorschlag: Die Rückkehr zum Ein-Sekunden-Fenster, also zur Regelung von 2018, als man bis auf eine Sekunde am Vordermann dran sein musste, um DRS nutzen zu können. 2019 waren es sowohl beim DRS als auch beim neu eingeführten Push-to-Pass drei Sekunden, seit dieser Saison gibt es bei der Nutzung keine Vorgaben außer der Anzahl der DRS- und PtP-Einsätze.
Meister Rast findet, dass die neuen Regeln im Kampf um den Sieg Sinn ergeben. «Aber Mike hat Recht: Wenn man im Mittelfeld liegt und alle DRS und Push-to-Pass nutzen können, dann sind Überholmanöver schwierig.» Eine Lösung hat er aber nicht parat: «Es ist schwer zu sagen, welche Lösung richtig und welche falsch ist.»
Audis Motorsportchef Dieter Gass kann den Frust seiner Fahrer nachvollziehen. «Ich verstehe seine Frustration. Ich weiß aber nicht, ob man diesen Kampf gewinnen kann, es perfekt zu hinzubekommen. Wenn man etwas verändert, macht man eine Sache besser, die andere dafür schlechter. Wenn man das ideale System finden will, wird das Reglement sofort kompliziert und die Fans verstehen es nicht mehr. Dann würde es die Kritik geben, dass es zu kompliziert ist. Ich bin mir nicht sicher, ob eine Regeländerung eine bessere Lösung bringen würde.»