MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Pleiten gegen Audi: Schlaflose Nächte beim BMW-Boss?

Von Andreas Reiners
Jens Marquardt

Jens Marquardt

Die Turbo-Ära der DTM geht ganz klar an Audi, BMW hatte in beiden Saisons keine Chance im Kampf um die insgesamt sechs Titel. Was sagt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt?

Sechs Rennen sind in der DTM noch zu fahren. Sechs von 18, ein Drittel der Saison ist also noch offen. Trotzdem steht bereits jetzt fest: BMW wird 2020 nicht mehr viel holen.

Der Hersteller-Titel? Geht an Audi. Der Teamtitel? Den machen die Audi-Teams unter sich aus. Und bei den Fahrern? Fährt ein Audi-Trio um die Krone, nach dem anstehenden siebten Rennwochenende in Zolder dürften sich auch die letzten rein rechnerischen BMW-Chancen endgültig erledigt haben.

Alle Titel an Audi

Heißt: Wie schon 2019 gehen alle drei Titel an Audi. Und damit ist auch die Ära der Vierzylinder-Turbomotoren eine Zeit der Audi-Dominanz. Oder anders gesagt: Zwei Jahre BMW-Chancenlosigkeit. BMW ist in der Class-1-Ära unter dem Strich die meiste Zeit hinterhergefahren. Klatsche, Lehrstunde, Demütigung - man kann sich aussuchen, wie man die beiden Jahre nennen kann.

Wobei: Im ersten Drittel der Saison 2019 agierten die Münchner noch halbwegs auf Augenhöhe, in die erste Hälfte der Saison fallen sechs der insgesamt acht Rennsiege, die es in den 30 Rennen bis heute für BMW gab.

Doch irgendwann hat BMW den Anschluss verloren. «Wir hatten ein schwieriges erstes Jahr mit dem Thema Zuverlässigkeit, das haben wir unterschätzt», räumt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ein. «Der Motor war zuverlässig, die Installation im Auto selbst nicht. Das haben wir jetzt aussortiert, in Sachen Topspeed sind wir einigermaßen auf Augenhöhe. Das ist aber erst mit einem Jahr Verzögerung», so Marquardt.

Über den Winter hat BMW kein Stein auf dem anderen gelassen, so wurde zum Beispiel unter anderem Ex-WRT-Mann Maurizio Leschiutta geholt, er sollte BMW als Einsatzleiter aus der Krise helfen. Auch der Kader wurde umgebaut, Lucas Auer und Jonathan Aberdein verpflichtet. Und die Zuverlässigkeit des Pakets wurde verbessert.

Doch auch das reichte nicht, um den Rückstand aufzuholen. «Wir sind jetzt dabei, mit dem stabilen Paket die Performance ranzubringen», so Marquardt. Doch klar: Wenn man einen Konkurrenten hat, der diese Baustellen nicht in diesem Ausmaß hat und die Zuverlässigkeits-Probleme schneller gelöst bekommt, zieht der davon.

Während der Audi RS 5 DTM 2020 wie ein Uhrwerk läuft, muss sich BMW während des kurzen Rennwochenendes aussortieren, kämpft dabei vor allem mit Problemen im Qualifying und kommt nur mit gewagten Strategien oder mit Glück zu Siegen. Der Rest: Ist vor allem bei den Fahrern Ratlosigkeit und Verzweiflung. Und Frust, denn mit dem Titelrennen hatte keiner von ihnen zu keinem Zeitpunkt etwas zu tun.

«Es ist ein schwieriges Thema, aber ich glaube, dass wir einen sehr guten Turbomotor entwickelt haben. Wir haben uns vielleicht letztes Jahr zu früh in Sicherheit gewiegt, dass unsere Installation funktioniert. Das erste Drittel war ruhig, die Probleme kamen in den letzten beiden Dritteln. Vielleicht wäre es besser gewesen, dass im ersten Drittel alles passiert wäre, dann hätte man es früher gelöst. Aber so hat es uns nach hinten geworfen», so Marquardt.

Wie das im Sport oft so ist: Wenn es nicht läuft, rollen normalerweise Köpfe. So muss im Fußball der Trainer irgendwann gehen. Mechanismen des Geschäfts nennt man das.

«Ich bin verantwortlich»

Klar ist: Für Jubelstürme sorgt das Abschneiden in der Turbo-Ära bei den Verantwortlichen nicht. Marquardt weiß: «Ich bin verantwortlich. Mein Vorstand freut sich natürlich nicht. Wir arbeiten wirklich hart, alles auszusortieren. Das müssen wir zeigen, nicht nur dem Vorstand, sondern auch den Fans».

Eine gestörte Nachtruhe bereitet ihm das aber nicht. «Schlaflose Nächte habe ich keine, das bringt ja nichts. Es ist aber schon so, dass wir uns intensiv zusammensetzen und schauen, was wir noch herausholen können», sagte er. Viel mehr als der eine oder andere Rennsieg wird es nicht mehr werden.

Um die Dominanz von Audi mal statistisch zu untermauern, haben wir die DTM-Bilanz der Ingolstädter in der Class-1-Ära.

2019

12/18 Rennsiege (Quote 66,6%)
12/18 Pole-Positions (66,6%)
12/18 schnellste Runden (66,6%)
40/54 Podiumsplatzierungen (74,0%)
40/54 Top3-Platzierungen Qualifying (74,0%)
3/3 Meistertitel (100%)

Fahrer:
Die meisten Rennsiege: 7/18 René Rast (38,8%)
Die meisten Podien: 13/18 René Rast (72,2%)
Die meisten Starts von der Pole: 7/18 René Rast (38,8%)
Die meisten Punkte-Ergebnisse Rennen: 16/18 Nico Müller (88,8%)

Mit zwölf Siegen, zwölf Pole-Positions, zwölf schnellsten Runden, 40 von 54 möglichen Podiumsplatzierungen und allen drei Meistertiteln gelang der Marke die insgesamt erfolgreichste DTM-Saison der Unternehmensgeschichte. 1991, 2015 und 2016 hatte Audi jeweils zehn Rennen gewonnen.

Im Sonntagsrennen in Brands Hatch starteten alle acht Audi RS 5 DTM von den besten acht Startplätzen. Acht Autos derselben Marke ganz vorne hatte es in der DTM zuvor nur ein einziges Mal gegeben: 2016 in Budapest, ebenfalls durch Audi.

Im Sonntagsrennen auf dem Nürburgring feierte Audi einen Siebenfacherfolg – damit egalisierte die Marke den bisherigen Rekord (BMW/Zandvoort 2015).

2020*

10/12 Rennsiege (Quote 83,3%)
12/12 Pole-Positions (100%)
11/12 schnellste Runden (91,6%)
29/36 Podiumsplatzierungen (80,5%)
36/36 Top3-Platzierungen Qualifying (100%)
2/3 Meistertitel (66,6%)

Fahrer:
Die meisten Rennsiege: 5/12 Nico Müller (41,6%)
Die meisten Podien: 9/12 Nico Müller, Robin Frijns (75,0%)
Die meisten Starts von der Pole: 5/12 Robin Frijns (41,6%)
Die meisten Punkte-Ergebnisse Rennen: 12/12 Robin Frijns, Nico Müller, René Rast (100%)

*nach 12 von 18 Läufen

2019 bis 2020*

22/30 Rennsiege (Quote 73,3%)
24/30 Pole-Positions (80,0%)
23/30 schnellste Runden (76,6%)
69/90 Podiumsplatzierungen (76,6%)
76/90 Top3-Platzierungen Qualifying (84,4%)
5/6 Meistertitel (83,3%)

Fahrer:
Die meisten Rennsiege: 9/30 René Rast (30,0%)
Die meisten Podien: 20/30 René Rast, Nico Müller (66,6%)
Die meisten Starts von der Pole: 10/30 René Rast (33,3%)
Die meisten Punkte-Ergebnisse Rennen: 18/30 Nico Müller (60,0%)

Während der Class-1-Ära hat Audi mit zwölf Siegen in Folge (2019, Brands Hatch, Sonntagsrennen bis einschließlich 2020, Lausitzring II, Samstagsrennen) einen neuen DTM-Rekord erzielt. Ein Jahr und 13 Tage waren die Vier Ringe in der DTM ungeschlagen.

*nach 12 von 18 Läufen

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