Corona-Sorgen: Wie sehr trifft die Krise die DTM?
Die DTM will 2021 in eine neue Ära starten
Gerhard Berger weiß um die Gefahr. Denn die Infektionszahlen steigen mal wieder: Am Freitag zählte das Robert-Koch-Institut in Deutschland 11.242 Neuninfektionen, die Hotspots schießen geradezu aus dem Boden, die Angst vor einem Lockdown wie im Frühjahr und unabsehbaren wirtschaftlichen Auswirkungen geht wieder verstärkt um. Dabei kämpfen viele Branchen immer noch gegen die Folgen der Krise im Frühjahr.
Auch im Motorsport. Und damit auch in der DTM, die ihre Saison unter einem strengen Hygiene- und Sicherheitskonzept seit Anfang August in Rekordzeit durchpeitschen konnte.
Doch das Finale in Hockenheim wackelt. Fest steht, dass ohne Fans ausgetragen wird, wenn es denn überhaupt ausgetragen wird. Eine Absage der Veranstaltung vom 6. bis 8. November ist weiterhin nicht ausgeschlossen.
Inmitten der wieder aufkommenden Corona-Sorgen stellt Berger die Weichen für eine neue DTM. Keine einfache Aufgabe. «Nach den jetzigen Zahlen muss jeder nervös sein und muss Angst haben, dass sich die Krise eine Zeit lang in das nächste Jahr trägt. Ich bin es auch», sagte er in Zolder auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com, ob er sich Sorgen mache, in dieser ungewissen Zeit neue Weichen stellen zu müssen.
Denn klar: Die Teams stehen ab 2021 im Mittelpunkt, sie müssen ohne umfassende Werksunterstützung auskommen und ihr Budget mit Hilfe von Fahrern, Sponsoren und Partnern aufstellen. «Wir wissen alle, dass die Auswirkungen der Krise erst nächstes Jahr in den Zahlen zu spüren sein werden. Deshalb ist 2021 ein kritisches und schwieriges Jahr», so Berger.
Phoenix-Teamchef Ernst Moser sagte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Wir haben 2020 relativ gut überstanden, denn im März, als die Coronakrise anfing, waren die meisten Verträge alle unterschrieben. Die meisten haben sie auch eingehalten. Aber wenn wir noch einmal eine Verschärfung der Krise erleben, wird es 2021 noch schwieriger als in diesem Jahr.»
Seine Planung sehe gut aus, sagte er, und er will auch an der neuen DTM teilnehmen, «allerdings kann uns Corona theoretisch komplett aus den Angeln heben», so Moser.
«Geld finden war noch nie einfach», sagte wiederum Rosberg-Teamchef Kimmo Liimatainen zuletzt über die generelle Sponsorensuche in Zeiten der Coronakrise. «Mit Corona ist es noch schwieriger. Firmen, die Geld für Marketing hatten, müssen jetzt zweimal schauen. Da ist es zum Beispiel bei Kurzarbeit schwer zu rechtfertigen, dass man Geld in den Motorsport steckt. Aber es nützt nichts, wir müssen weiterarbeiten: Wir haben das Netzwerk und nicht den schlechtesten Namen», so Liimatainen.
Berger muss aktuell neben einem Reglement auch einen Kalender zusammenstellen. Und sich entscheiden, wie der aussehen soll.
«Normalerweise würde ich gerne früh anfangen, um dem Fan wieder richtigen Motorsport zu bieten», erklärte Berger. «Ich glaube aber, dass das kein guter Rat ist. Ich glaube eher, dass wir spät beginnen werden, um uns möglichst viel Zeit zu geben, Corona hinter uns zu lassen.» Wann das sein wird, weiß im Moment allerdings niemand.