Hans-Joachim Stuck «will mehr»: So lief sein Comeback
Hans-Joachim Stuck
Hans-Joachim Stuck mag 70 Jahre alt sein, genug vom Rennsport hat die Motorsport-Legende aber noch lange nicht. Denn «Strietzel» kehrte am vergangenen Wochenende in ein Rennauto zurück, feierte sein Comeback. Stuck saß beim Debüt der neuen GT2 European Series in Monza in einem KTM X-Bow GT2.
«Es war super, es hat einen riesigen Spaß gemacht», sagte Stuck im Gespräch mit SPEEDWEEK.com: «Es war richtig geil. Das hat alles super gepasst. Ich kann nur sagen: Ich will mehr», so Stuck.
Sein Wunsch geht in Erfüllung. Denn wie er uns verrät, wird er an drei der vier kommenden Rennwochenenden der Saison (mit Ausnahme von Spa) ebenfalls an den Start gehen, das sei bereits mit KTM-Vorstand Hubert Trunkenpolz geklärt. «Ich werde bis auf Spa alle Rennen fahren. Für mich ist das wie ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk», sagt er.
Mal sehen, wie das wird
Wie waren denn die ersten Runden bei seinem Comeback? Er hatte zuletzt im Oktober 2020 bei Renn-Taxifahrten in einem Rennauto gesessen, einen Renneinsatz absolvierte er zuletzt 2017 beim Legenden-Rennen des Audi-TT-Cup. «Monza ist eine herausfordernde Strecke, mit viel Hochgeschwindigkeit, da ist hohe Präzision gefragt», sagt Stuck und gibt zu: «Anfangs habe ich da schon gesagt: ‚Stucki, jetzt geht es wieder los, mal sehen, wie das wird.‘ Es war in dem Moment, in dem es losging, aber alles wieder da.»
Er teilte sich das Cockpit mit dem Österreicher Kris Rosenberger. Im Qualifying zum ersten Lauf fuhr Stuck auf Platz fünf. Im 50-minütigen Rennen am Samstag wollte er dann aber einen raushauen – und flog in der Variante Ascari ab. «Bei dem Abflug habe ich etwas versucht, aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Und das zeigt, dass man die Eier hat, etwas zu probieren», sagt Stuck, der den Wagen zwar noch in die Box fahren konnte, mit einer gebrochenen Spurstange ging dann aber nichts mehr.
Im zweiten Rennen am Sonntag wurde das Duo Rosenberger/Stuck Gesamtsiebter und in der Am-Klasse Zweiter. Dabei ließen beide beim Fahrerwechsel eine Menge liegen, denn als Rosenberger beim Pflichtboxenstopp an Stuck übergab, verlor das Duo leider sehr viel Zeit und fiel damit weit zurück.
Von den Fahrerkollegen gab es anerkennende Worte, da man Stuck die Einsatzzeit im Auto nicht ansah. «Da noch mithalten zu können, ist ein schönes Gefühl. Wenn ich sehe, im Qualifying bin ich mit 70 eine Sekunde langsamer – da brauche ich mich nicht verstecken», sagt er.
Dabei hilft auch das Auto. Der 1.048 Kilogramm schwere KTM X-Bow GT2 von Stuck ist mit einem 2,5-Liter-Fünfzylinder-TFSi-Motor von Audi ausgestattet und kommt auf immerhin 600 PS. «Mit ABS, Traktionskontrolle und Servolenkung sind die Autos körperlich aber nicht so anstrengend», sagt Stuck.
Ein Selbstläufer ist das natürlich trotzdem nicht. «Man fährt ein Rennen, man muss spät bremsen, früh beschleunigen, dazu kommen die g-Kräfte – aber sowas hat man im Blut, der Rennbazillus lebt immer noch», so Stuck.
«Der ist immer noch fit»
Stuck zurück im Rennauto: Wie kam es überhaupt dazu? Teamchef Hans Reiter von Reiter Engineering hatte für die GT2 European Series noch ein Cockpit frei und Stucks Sohn Johannes, der auch für KTM fährt, gab laut Stuck den unverblümten Tipp: «Warum nehmt ihr nicht meinen Alten? Der ist immer noch fit.»
Ja, warum eigentlich nicht? Stuck zögerte keine Sekunde: «Da habe ich gesagt: ‚Ja klar, auf jeden Fall. Und das hat alles gepasst wie die Faust aufs Auge.»
Reiter Engineering setzte übrigens 2011 beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring den Lamborghini Gallardo ein, in dem Stuck mit seinen Söhnen Johannes und Ferdinand das letzte große Rennen seiner Karriere bestritt.