Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Manuel Reuter wird 60: «Es war eine geile Zeit»

Von Gerhard Kuntschik
Manuel Reuter 2005 mit Mika Häkkinen

Manuel Reuter 2005 mit Mika Häkkinen

Manuel Reuter wird am heutigen Montag 60 Jahre alt. Im Interview spricht der frühere DTM-Star über seine Karriere, die DTM und strittige Rennentscheidungen.

DTM-Fans erinnern sich gern an einen Langzeit-Star dieser Serie: Manuel Reuter. Neben dem ITC-Titel 1996 mit dem Opel Calibra V6 und zwei Triumphen in den 24 Stunden von Le Mans (1989 Sauber-Mercedes, 1996 TWR Joest-Porsche) blieb der gebürtige Mainzer der DTM später als TV-Kommentator für die ARD verbunden.

Das seit 1997 in Saalfelden (Salzburg) lebende Mitglied der Fahrerkommission der FIA wird am 6. Dezember 60 Jahre alt. SPEEDWEEK.com hat mit Reuter gesprochen.

Du kamst 1985 mit 24 Jahren aus der Formel 3 in die DTM. Wieso ging es nicht weiter in Richtung Formel 1?

Letztendlich war der Grund ein finanzieller. Dazu kam aber, dass ich im zweiten F3-Jahr früh einen schweren Unfall im Flugplatzrennen in Erding hatte. Ich brach mir das Fersenbein, das Auto war ein Totalschaden, danach war es auch mit Flugplatzrennen für Formel-Autos vorbei. Ich lag lang im Krankenhaus und war froh, dass ich gegen Saisonende noch für Ford fahren konnte, da gewann ich auf dem Nürburgring. Darauf bekam ich einen Tourenwagen-Vertrag von Ford. Mit dem Geld konnte ich meine F3-Schulden zurückzahlen.

Das war ja damals ein Juniorenteam mit Dir, Frank Biela und Bernd Schneider – im Nachhinein eine «goldene Generation»…

Du sagst es, ja.

Neben der langen Tourenwagenkarriere warst Du auch im Sportwagen höchst erfolgreich. Was war spannender, herausfordernder?

Rückblickend muss man sagen, dass die Sportprototypen dieser Zeit, ob der Sauber oder der Porsche 962, ganz tolle Autos mit extremer Leistung und viel Downforce waren. Du durftest keinen Fehler machen, musstest physisch und psychisch alles geben. Das waren noch Alu-Monocoques, da konnte ein Unfall richtig übel ausgehen. Das sahen wir leider an Gartner, Bellof, Winkelhock. Man muss sich vorstellen, wir hatten damals noch eine H-Schaltung, aber in der Endstufe mit 1000 PS. Das war schon brutal. Genauso war es aber eine Herausforderung, mit dem Sierra mit 300 Kilo Blei im Auto schnell zu fahren. Später war dann die Zeit mit dem Calibra eine besondere. Wenn ich heute mit jungen Fahrern spreche, meinen die schon, die Sportwagenzeit damals wäre geil gewesen…
Die Opel-Zeit mit Rosberg, Stuck, Lehto war ja auch nicht ohne…
Das war eine Blütezeit der DTM in Deutschland und Europa. Mit den Alfa als Gegner, mit Larini, Nannini, Fisichella. Das war eine Mega-Epoche mit Hightech ohne Ende, keinen Restriktionen im Testen usw.

Zwei Le-Mans-Siege in sieben Versuchen sind eine tolle Quote. Welcher war für Dich wertvoller?

Wertvoll ist relativ. 1996 mit ITC-Titel und Le-Mans-Sieg war mega für mich. Aber auch der Erfolg im Silberpfeil 1989, noch ohne Schikanen auf der Hunaudières, war schon etwas Besonderes. Wenn ich meine persönliche Leistung einschätze, war schon 1996 sehr stark.

Wie siehst Du die neue GT3-DTM?

Wir müssen alle froh sein, dass es die DTM noch gibt. Ich hab‘ ja in der Vergangenheit den einen oder anderen „Schlagabtausch“ mit Gerhard (DTM-Chef Berger Anm.) gehabt, weil ich glaube, dass zu lang am Class 1-Reglement festgehalten wurde. Ich sagte schon früh, dass aus verschiedenen Gründen das GT3-Format zu überlegen wäre. Nachteil ist jetzt, dass wir mit DTM und GT Masters zwei Konkurrenten in Deutschland haben.

Wenn man alle Serien berücksichtigt, gibt es zu viele GT3-Meisterschaften?

Wenn du dir die Startfelder ansiehst, wohl nicht. Als Außenwirkung wäre es wahrscheinlich schöner, weniger Quantität und mehr Qualität zu haben, besonders auf den deutschsprachigen Raum bezogen.

Warst Du heuer einmal Gast bei der DTM?

Nein.

Was sagst Du zum Formel-1-Finale?

Es ist toll, dass es so lang so spannend blieb.

Du bist weiterhin im Motorsport als Manager aktiv?

Ja, als sportlicher Leiter bei Rutronic Racing, einem Team, das aus dem Gentlemen-Bereich kommt. Wir wurden 2019 Meister im GT Masters und verloren den Gesamtsieg 2020 im letzten Rennen. Wir waren auch heuer im Masters und machten für Porsche einen Einsatz auf der Nordschleife sowie in den 24 Stunden Spa, in denen leider Kévin Estre den schweren Unfall hatte. Ich bin da bei Rutronic sehr stark involviert.

Wer beeindruckt Dich von den jüngeren Fahrern besonders?

Ich kenne ja Kelvin van der Linde gut und denke, er ist schon eine Messlatte im GT3-Auto.

Auch im Hinblick auf den Norisring?

Ich weiß nicht, ob er da nicht etwas schlecht beraten war. Aber nur einem die Schuld zu geben, ist wohl auch nicht ganz richtig. Es war schon in Hockenheim absehbar, dass es ruppiger werden könnte. Womit wir beim Thema Stewards und Rennleitung wären. Da müsste man einmal im Vier- oder Sechsaugengespräch Klartext reden. Wenn Fouls ungestraft und unkommentiert stehenbleiben, schaukelt sich die Sache hoch. Das sieht man ja auch in der Formel 1. Das kann schnell aus dem Ruder laufen. In der Fahrerkommission war es ein Thema, dass klar kommuniziert wird, was geht und was nicht. Wenn Alex (Wurz, Präsident der GPDA) unter seinen Fahrern eine Meinungsfindung herbeiführt, könnte die GPDA mit Masi (F1-Rennleiter, Anm.) reden und zu einer nachvollziehbaren und umsetzbaren Linie kommen.

Apropos Wurz, mit Deinem Le-Mans-Siegpartner von 1996 und ITC-Gegner hast Du weiter Kontakt?

Ja, nicht nur in den Kommissionen. Seine Toyota-Mannschaft kommt ja immer zum Wintertraining auf den Brandlhof in Saalfelden, da sehen wir uns auch.

Du bist seit Langem ein erfolgreicher Triathlet. Bist Du immer noch aktiv?

Aufgrund der aktuellen Situation derzeit nicht. Aber ich bin, denke ich, immer noch gut in Schuss!

Wie beschäftigt bist Du in der FIA-Fahrerkommission?

Wir hatten erst kürzlich wieder eine Online-Konferenz. Wegen der Pandemie ist alles schwieriger. Und außerdem ist fast jeder von uns auch in anderen Kommissionen dabei, so dass es manchmal nicht einfach ist, zusammenzufinden. Ich bin auch Mitglied der GT-Kommission.

In Zeiten des Lockdowns in Österreich wird es am 6. Dezember wohl keine große Feier geben können. Aber später vielleicht?

Für mich ändert sich ja nicht viel! Die Zahl sieht dann anders aus, aber ich bin ja eher ein ruhiger Typ. Und das Thema Covid wird uns wohl noch länger bleiben.

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