Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Strafen-Chaos: «Das ist nicht DTM-like»

Von Andreas Reiners
Langsamer fahren bei Gelb

Langsamer fahren bei Gelb

Nach der Strafe gegen Gary Paffett war der Mercedes-Pilot entsprechend sauer. Auch die anderen Piloten halten von der neuen Regelung nicht viel.

Toto Wolff versuchte, sich diplomatisch auszudrücken. Dabei hatte das Strafen-Chaos in Brands Hatch vor allem seine Mercedes-Speerspitze getroffen. «Es gibt ein Regelbuch, das sagt, dass du eine halbe Sekunde langsamer fahren musst als in der Runde, wo Gelb noch nicht war. Ob die halbe Sekunde richtig ist oder nicht, wage ich nicht zu sagen», sagte Wolff SPEEDWEEK.de. Der Hintergrund: Paffett hatte die halbe Sekunde während einer Gelbphase nicht eingehalten und bekam nachträglich eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Das Resultat: Paffett verlor seinen Podiumsplatz und wurde letztendlich Sechster.

Wir erinnern uns: Sowohl für das Missachten der Gelben Flaggen wie im Fall von Paffett als auch für das Verlassen der Strecke mit allen vier Reifen müssen die Fahrer in dieser Saison auf der Strecke eine Strafe absitzen, indem sie verlangsamen. Beim Abkürzen ist es eine Sekunde, bei den Gelben Flaggen sogar fünf Sekunden, wenn die Fahrer unter Gelb im jeweiligen Sektor nicht um eine halbe Sekunde verlangsamen. Mit der neuen Regelung soll eigentlich verhindert werden, dass die Piloten wie früher eine Stop-and-Go-Strafe absitzen müssen und so wesentlich mehr Zeit verlieren. Die Kritik an der Neuerung wächst jedoch, bereits in Hockenheim hatte sie für Verwirrung gesorgt.

Es gibt Handlungsbedarf

Paffett fand deutlichere Worte als sein Chef und schimpfte wie ein Rohrspatz, bezeichnete die Regelung als «unsinnig und gefährlich». Mit dieser Meinung steht der Mercedes-Mann nicht alleine da. Einen klaren Standpunkt vertritt auch Audi-Pilot Timo Scheider. «Man muss das Thema überdenken, es gibt da Handlungsbedarf», so Scheider zu SPEEDWEEK.de. Aus Fahrersicht könne es nicht sein, dass man so das ganze Feld blockieren und damit eine Gefahr darstellen könne. «Das ist nicht realistisch und auch nicht DTM-like», erklärte der 34-Jährige.

Das Problem ist auch ein technisches. Sowohl bei der Temporeduzierung unter Gelb als auch bei der eventuellen Laptime-Penalty. «Du schaust auf deine Split-Times. Weil das nur alle paar Meter aktualisiert wird, ist es unheimlich schwer, das abzuschätzen und hinzubekommen», so BMW-Pilot Timo Glock und Scheider ergänzte: «Wenn du dann unter deiner Zeit bist fährst du die nächste Runde nochmal langsamer. Das kann auch nicht im Sinne des Erfinders sein, dass man Pi mal Daumen probieren muss seine Strafe abzusitzen.» Es stellt sich dann nebenbei auch die Frage, wie man dem Zuschauer dieses Prozedere anschaulich erklären soll.

Eine Lösung für die Zukunft haben die Piloten aber auch (noch) nicht parat. «Ob es eine Chance gibt das abzuschaffen, wenn wir alle daran herum mäkeln, weiß ich nicht. Brands Hatch hat gezeigt, wie es nicht laufen sollte. Es geht nur, dass man Beispiele aufzeigt. Es ist hier sehr offensichtlich gewesen», so Scheider, der für eine Rückkehr zum alten Modus plädiert. «Früher haben wir eine Stop-and-Go-Strafe bekommen. Dann weiß jeder Bescheid, was los ist.»

Behutsam damit umgehen

Wolff ist auch bei dieser Frage diplomatisch. «Wenn alle drei Hersteller sich grundsätzlich einig sind, kann man das noch während der Saison ändern. Wir sprechen die ganze Zeit über Reglementthemen, aber wir wollen ganz behutsam damit umgehen und in Ruhe analysieren, was die richtigen Schritte sind», so der Österreicher.

Audis DTM-Projektleiter Dieter Gass hat Verständnis für Paffetts Ärger. «Da ist er nicht alleine. Das kann man dem Zuschauer nicht verständlich machen und es ist mitunter auch gefährlich. Es ist auch schwer für den Fahrer, das zu händeln», so Gass, der dem neuen Reglement aber eine Chance geben will. Wenn etwas nicht funktioniere, müsse man sich das zwar anschauen. «Man muss sich das nach ein paar Standardrennen anschauen. Und Brands Hatch ist ja nie ein Standradrennen.»

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