Marco Wittmann und die Formel 1: Nur mit Geldkoffer
Marco Wittmann: In der DTM auf Titelkurs
Jens Marquardt musste schmunzeln. Wer Erfolg hat, ist begehrt. Und manchmal verselbständigen sich dann auch Gerüchte, die es kurz zuvor noch gar nicht gab. Und die auf den ersten Blick auch wenig Hand und Fuß haben.
Auf dem Nürburgring kam nach Wittmanns nächstem Husarenritt die Frage auf, ob er denn möglicherweise ein Kandidat für die Formel 1 sei. Dass es von der DTM aus auch in die Motorsport-Königsklasse gehen kann, hatte Paul di Resta nach seinem Titelgewinn 2010 vorgemacht.
Wittmann kommt von der Formel 3, die Voraussetzungen würden passen. «Zunächst einmal freuen wir uns, dass er bei uns an Bord ist und den Job so macht, wie er ihn macht. Was in Zukunft passiert, schauen wir uns an, wenn es soweit ist», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt nur. «Bisher ist er mit uns zusammen sehr glücklich. Und wir hoffen, dass wir das noch lange fortsetzen können», so Marquardt über die Zukunftspläne mit dem Youngster.
Timo Glock ist sich auch sicher: «Wenn er die Chance hat, glaube ich nicht, dass BMW ihm im Weg stehen würde. Er hat in der Formel 3 bewiesen, dass er schnell ist. Ich würde ihm gönnen, mal so ein Auto fahren zu können», sagte Glock, der selbst sechs Jahre lang in der Formel 1 fuhr und dann in die DTM wechselte. Sein Cockpit bei Marussia verlor er wegen finanziellen Problemen seines Teams. Er kennt also auch die Kehrseite.
«Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten hast du nur, wenn du einen Koffer voll Geld hast. Du kommst nur rein, wenn eines von den Top-Teams sagt: ‚Du bist es‘ oder du findest jemanden der dir ein Jahr bezahlt. Dann ist es aber nicht gesagt, dass du weiterfährst. Das Schlimme ist, dass du fünf bis zehn Millionen bezahlst. Das ist dann aber nur für ein Jahr. Wenn dann einer mit einem dickeren Geldkoffer ankommt, dann fährt der», sagte Glock.
Deshalb müsse sich jeder junge Nachwuchsfahrer die Frage stellen: «Wenn ich einen Werksvertrag habe, soll ich den opfern für ein Jahr Spaß, für das ich einen Arsch voll Geld mitbringen muss? Wenn ich sein Manager wäre würde ich ihm raten, bei BMW zu bleiben», so Glock.
Die «Gefahr», dass Wittmann das Abenteuer Formel 1 sucht, ist relativ gering. Zum einen sind die Top-Teams besetzt. Zum anderen muss Wittmann ja auch erst einmal selbst wollen. Wir haben nachgefragt: «Für mich zählt in erster Linie die DTM. Ich bin sehr glücklich bei BMW zu sein. Ich verschwende keinen einzigen Gedanken an die Formel 1», sagte Wittmann.
Denn auch der Fürther kennt die Probleme mit den Geldkoffern. «Formel 1 ist heute nicht mehr ganz so einfach mit den vielen Fahrern, die viel Geld mitbringen. Erstens ist es sehr schwer, überhaupt dorthin zu kommen. Und zweitens dann auch wirklich Fuß zu fassen. Ein Jahr später kann ein anderer Fahrer kommen und die Millionen auf den Tisch packen und dann bist du weg vom Fenster. Egal, wie gut du bist.»