Pascal Wehrlein: Vom Ingenieur zum Glück gezwungen
Pascal Wehrlein bei der Zieldurchfahrt
Pascal Wehrlein lauschte andächtig der Hymne und grinste verschmitzt: Sein Reifenpoker war voll aufgegangen. Im Nassen war der 20-Jährige ins Rennen gegangen und hatte seine Konkurrenten, die auf Regenreifen gestartet waren, am Ende ausgestochen.
Für Wehrlein war der Husarenritt beim fünften Saisonrennen auf dem Norisring der zweite DTM-Erfolg seiner Karriere. «Der erste Sieg ist immer sehr speziell. Aber ein Sieg ist natürlich immer etwas Besonderes, vor allem mit diesem Team. Denn wir haben zwei schwierige Jahre hinter uns, und das ist ein großartiges Resultat», sagte Wehrlein.
Ganz nebenbei war der erste Lauf des dritten Events auf dem Stadtkurs in Nürnberg eine eindrucksvolle Demonstration der traditionellen Mercedes-Dominanz auf dem 2,3 Kilometer langen Kurs: Die Stuttgarter feierten dank Wehrlein, Robert Wickens, Gary Paffett und Christian Vietoris einen Vierfach-Triumph. Für Mercedes setzte sich so eine fast schon unheimliche Siegesserie in Nürnberg fort: Laurent Aiello gewann 2002 im Audi, seitdem beherrscht Mercedes das fränkische Monaco quasi nach Belieben.
Wehrleins Taktik, auf den Standardpneus zu starten, war die die Entscheidung seines Ingenieurs. Es war vor allem eine knifflige, deshalb war der 20-Jährige auch eher skeptisch. Doch sein Ingenieur blieb sehr hartnäckig. Zum Glück. «Am Anfang war es richtig schwierig, das Auto auf der Strecke zu halten. Es war insgesamt ziemlich aufregend. Am Ende haben meine Reifen auch stark abgebaut», sagte Wehrlein, der trotz der schwierigen Verhältnisse auf den Slicks schnell unterwegs war.
«Mein Ziel war, nach den Stopps immer noch auf Platz eins zu halten. Das war dann rennentscheidend», sagte er. In der Tat hatten seine Mercedes-Teamkollegen auf immer mehr abtrocknender Strecke auch auf die Standardreifen wechseln müssen, kamen aber hinter Wehrlein zurück auf die Strecke.
Wehrlein hatte die restliche Mercedes-Armada zwar direkt hinter sich, musste jedoch auch keinen wirklichen Angriff mehr abwehren. «Am Ende ging es darum, keine Fehler mehr zu machen. Sonst hätten die anderen mich gekriegt. Außerdem wollen wir uns ja nicht gegenseitig rauskegeln», sagte Wehrlein.