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DTM: Chaos nach dem Funkspruch-Skandal

Von Andreas Reiners
Timo Scheider vor Pascal Wehrlein

Timo Scheider vor Pascal Wehrlein

Der Funkspruch von Audi schlägt in der DTM hohe Wellen. Die Schuldfrage bleibt vorerst ungeklärt, die Verantwortlichen rudern fleißig zurück.

Der Skandal um den Audi-Funkspruch hat am Sonntag die DTM schwer erschüttert. Vom zweiten Saisonsieg des Schweden Mattias Ekström sprach am Ende niemand mehr, alles drehte sich um die deutlich vernehmbaren, folgenschweren Worte in der letzten Runde des zehnten Saisonrennens in Spielberg: «Timo, schieb ihn raus», hieß es via Audi-Teamfunk.

Wenige Sekunden später hatte Scheider den Worten offenbar Folge geleistet, und seine beiden Mercedes-Kontrahenten Robert Wickens und Pascal Wehrlein durch einen Domino-Effekt abgeschossen. Der Youngster ging so im Kampf um den Titel gegen Scheiders Markenkollegen Ekström leer aus. Der Schwede hat 111 Punkte auf dem Konto, Wehrlein nun weiterhin 94.

Was sich danach abspielte, nahm bisweilen groteske Züge an. In einem ARD-Interview hatte Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich, der den erkrankten Dieter Gass vertrat, die Schuld auf sich genommen. Er gab zu, dass er sich über das Mercedes-Manöver, Scheider auszubremsen und danach zu blocken, sehr geärgert habe.

«Dann habe ich laut gebrüllt: Jetzt schieb ihn halt raus. Sorry, es kann sein, dass der Funk in dem Moment auf war», sagte Ullrich. Er wisse aber auch nicht, wie das zu dem Fahrer kommen konnte.
Auf der anschließenden Pressekonferenz war von Schuld keine Rede mehr. Da sagte Ullrich klipp und klar, dass er es nicht gewesen sei.

«Es ist nur der Ingenieur, der zum Fahrer spricht und ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gesagt hat. Es gibt in solch einer Situation keinerlei Ansagen zum Fahrer.»

Wiederum nur wenige Minuten später, nach Gesprächen mit der Audi-Medienabteilung, hörte es sich erneut etwas anders an. «Es ist keine Frage, dass wir am Boxenstand sehr emotional sind», sagte Ullrich. Und natürlich habe man die Aktion von Mercedes heiß diskutiert.

«Und da können auch die Worte «Mach was» gefallen sein. Aber keiner der Funksprüche geht direkt zum Fahrer», so Ullrich weiter. Direkten Kontakt zum Piloten habe nur der Renningenieur. Was denn nun?

Vor allem, so Ullrich, habe Scheider nichts Schlimmes getan. «Ich sehe da keinerlei Absicht.» Von wem die Ansage nun kam? Diese Frage konnte Ullrich nicht beantworten. Oder er wollte nicht. «Wir werden uns jetzt zusammensetzen und schauen, wie das passiert ist.»

Im Mercedes-Lager sah man die Sache naturgemäß noch emotionaler. «Es war ein harter Kampf, der aber fair geführt wurde», stellte DTM-Leiter Ulrich Fritz hinsichtlich des Manövers gegen Scheider klar. «Was danach passierte ist nicht fair. Das war Absicht, das haben wir alle gehört.» Das Schlimme für Fritz: «Selbst wenn man solch einen Funkspruch bekommt, muss man ihn nicht durchführen.»

Seiner Meinung sei es nicht genug, nur über eine Strafe für Scheider nachzudenken. Was dem zweimaligen Meister blüht, diskutieren die Sportkommissare in Spielberg und werten dafür neben den Aussagen des Fahrers und des Teams zahlreiches Material aus.

Was sagt Scheider zu den Vorwürfen? «Ich habe mich beschissen gefühlt und es tut mir auch leid. Schließlich weiß ich, wie es ist, im Titelkampf zu sein», so der zweimalige Meister, der sich zwischenzeitlich seine Daten angeschaut hatte. «Da sieht man, dass ich nichts anders gemacht habe als in den Runden zuvor auch.»

Stattdessen habe Wehrlein Speed herausgenommen, da er sich offenbar zu sicher gewesen sei. Das habe dann zu einem Domino-Effekt geführt. Der dann natürlich «doof» ausgesehen habe. In der Tat sah das Ganze recht doof aus. Verbunden mit dem Funkspruch und den danach getätigten Aussagen hat sich die DTM ein klassisches Eigentor geschossen.

Pascal Wehrlein war jedenfalls restlos bedient. «Ich finde das sehr dreckig von Audi. Es bekommt jeder seine Strafe, es kommt alles wieder zurück. Heute ist der Tag, an dem Timo Scheider seine Vorbildfunktion für unseren Sport verloren hat.»

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