Mercedes nach DTM-Skandal: «Das darf nicht einreißen»
Mercedes: Sauer nach dem Wehrlein-Aus
Klar, die Emotionen sind nach dem Aus von Pascal Wehrlein hochgekocht. Der 20-Jährige war nach dem zehnten Saisonrennen, in dem er nach nur einem Tag die Gesamtführung an Mattias Ekström abgeben musste, äußerlich zwar ruhig geblieben. Doch seinen Worten war anzumerken, wie tief der Frust in den ersten Stunden saß. In ihm brodelte es, er wählte Worte, die für ihn doch recht ungewöhnlich waren. Hart, aber nachvollziehbar.
«Wenn Audi die Meisterschaft auf diese Weise gewinnen will, dann haben sie heute wohl einen Krieg begonnen», sagte Wehrlein und sprach von einer «dreckigen» Aktion. Übeltäter Scheider sprach er zudem die Vorbildfunktion ab. «Ich hoffe, dass das harte Konsequenzen hat, und ich hoffe, dass jeder darüber berichtet.»
Das passiert derzeit in der Tat, die DTM steht seit Sonntag in den Schlagzeilen. Die sind durch den Audi-Funkspruch («Timo, schieb ihn raus») allerdings negativ und somit ein Rückschlag für die Tourenwagenserie, die seit Jahren um die Fans kämpfen muss.
Welche Folgen der Skandal um den Abschuss auf Ansage für die DTM nun hat? «Das ist schwierig zu sagen. Solche Szenen will niemand sehen. Wir wollen alle harten Tourenwagensport, aber eben auch fairen Rennsport. Nicht solche Situationen, wo auf Anweisung Kontrahenten ins Kiesbett geschickt werden. Das darf nicht einreißen», sagte Mercedes‘ DTM-Leiter Ulrich Fritz der «dpa».
«Das ist schlecht für unseren Sport. Ein Rennergebnis wurde verfälscht - ein Vorgang, der am Saisonende womöglich das Endergebnis beeinflussen kann», sagte ARD-Experte Norberrt Haug dem SID: «Es gibt im Sport viel Wichtigeres als Pokale, Trophäen, Siege und gewonnene Meisterschaften. Nämlich Stil, Respekt vor dem Gegner, Ehrlichkeit, Sportlichkeit und auch Mut und Kraft, zweiter Sieger werden zu können.»
Nicht nur bei Mercedes hofft man nun auf eine deutliche Strafe für die Anweisung von Audis Motorsportchef Wolfgang Ullrich, die beiden Boliden von Robert Wickens und Wehrlein abzuschießen. Die Sportkommissare haben die Vorfälle rund um eine mögliche unsportliche Anweisung per Funk durch das Audi Team Phoenix bzw. Audi Sport an das Sportgericht des DMSB zur weiteren Untersuchung weitergeleitet.
In einem ersten Schritt war Scheider bereits disqualifiziert worden. Die Sportkommissare hatten zudem klargestellt, dass die Kollision mit Absicht herbeigeführt wurde. Das hatte Scheider nach dem Rennen zurückgewiesen. In einem möglichen Verfahren ist nun von einer Geldstrafe bis zu einem Lizenzentzug alles möglich.
«Es muss im Urteil ein deutliches Zeichen geben, weil ein solches Verhalten nicht toleriert werden kann. Es darf überhaupt niemand mehr in die Versuchung geraten, über so etwas nachzudenken», so Fritz weiter.
Und wie geht Wehrlein selbst damit um? «Der Pascal ist Profi genug, um sowas auch zu verarbeiten. Im Fokus steht aber klar die Enttäuschung. Wir haben über das ganze Wochenende hinweg einen sehr soliden Job gezeigt. Er hat die Meisterschaft von Samstag auf Sonntag angeführt. Das ist extrem enttäuschend für ihn. Man kann nichts anderes tun, als darüber zu sprechen und die Emotionen sacken zu lassen», sagte Fritz.
Nach einigem Hin und Her hatte Ullrich am Sonntag den Funkspruch eingeräumt, sich dafür auch entschuldigt, gleichzeitig aber auch erklärt, er sei keine Anweisung gewesen und vor allem seinen Emotionen geschuldet gewesen. «Der Funkspruch hat sich für mich nicht besonders emotional angehört», sagte der frühere DTM-Star Manuel Reuter.
Wie geht es denn nun im Binnenverhältnis zwischen Audi und Mercedes weiter? So eine Entschuldigung sei der erste Schritt, sagte Fritz. «Im Interesse des Sports werden wir natürlich weiter versuchen zusammenzuarbeiten und das Beste aus der Situation zu machen.»