DTM-Fans kritisieren Kalender: «Ihr spinnt ja»
Aus dem Kalender geflogen: Oschersleben
Denn die DTM macht in der kommenden Saison nur noch fünfmal Halt in Deutschland. Auftakt und Finale finden traditionell in Hockenheim statt, dazu kommt das Saisonhighlight auf dem Norisring, das gemeinsame Event mit dem GT Masters und der Formel 4 auf dem Lausitzring sowie der Nürburgring.
Aus dem Kalender flog dafür Oschersleben. Erstmals seit 1984 gibt es so nicht mindestens sechs Rennwochenenden auf Strecken in Deutschland, die nördlichste Strecke Deutschlands in der Magdeburger Börde ist erstmals seit 2003 nicht dabei. Und das, obwohl der Vertrag noch bis einschließlich der kommenden Saison gelaufen wäre.
«Das schmerzt uns sehr. Gerade weil wir davon ausgegangen sind, dass es einen bestehenden Vertrag gibt und es keinerlei Anzeichen gab, dass es in den vergangenen Jahren eine Verschlechterung gegeben hat, weder was die Qualität der Rennstrecke, noch was die Zuschauerzahlen angeht», sagte Thomas Voss, Geschäftsführer der Motorsport Arena, dem MDR.
Doch die ITR hatte sich bei den Verhandlungen auf eine Vertragsklausel berufen, die gezogen wurde. Dabei soll es angeblich um die Anzahl der verkauften Tickets gehen, offenbar hätte man in Oschersleben mehr Karten verkaufen müssen. In dieser Saison waren 66.000 Zuschauer über das Rennwochenende gezählt worden, 2014 waren es 65.000 gewesen. In Budapest, das für Oschersleben in den Kalender rückt, waren 2014 bei dem Comeback der DTM nach 26 Jahren 33.000 Zuschauer vor Ort gewesen. «Alle Verträge mit den Rennstrecken beinhalten Klauseln und Bedingungen, dass beide Seiten den Vertrag beenden können, auch wenn die Vertragslaufzeit noch läuft», sagte DTM-Sprecher Lorenz Liechti auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com.
«Wir sprechen über eine Rennserie, die von drei Automobilherstellern gestützt wird. Und Automobile werden nicht nur in Deutschland verkauft, sondern auch im Ausland. Dass man sich internationalisieren will, da habe ich Verständnis für», zeigte Voss Verständnis für die Entscheidung, wieder in Ungarn zu fahren.
Die drei Hersteller BMW, Mercedes und Audi haben zudem ihre Werke ganz in der Nähe. Das Audi-Werk in Gyor befindet sich beispielsweise nur eineinhalb Autostunden entfernt. Hinzu kommt, dass sich die Verantwortlichen im vergangenen Jahr bis auf den «ausbaufähigen» Zuschauerzuspruch nur positiv über Ungarn äußerten.
Die Fans sehen das naturgemäß ein wenig anders und äußerten in den sozialen Medien ihren Unmut. «Ihr streicht Oschersleben? Weiter so! Dann könnt ihr das D in DTM auch gleich streichen!», schrieb ein Fan. Neben einigen auch positiven Stimmen und Vorfreude logischerweise vor allem aus Ungarn ließen sich die deutschen Fans, speziell natürlich die aus der Region um Oschersleben, negativ aus.
«Oschersleben raus - Ungarn rein???? Ihr habt sie nicht mehr alle!!!! Kein Oschersleben, ihr spinnt ja!! Fahre seit über zehn Jahren nach Oschersleben und dann DAS. Ihr könnt euch eure Tickets sonst wo hin schieben. Von Jahr zu Jahr hat Oschersleben immer mehr Zulauf an Fans und ihr nehmt die einzige Strecke im Norden raus!!!! Unglaublich und total unverständlich!!!!!!!!!!!!!» Dies sind ein paar der Kommentare, die die Fans auf der Facebook-Seite hinterlassen haben.
«Dass kritische Kommentare kommen werden, war uns bewusst, damit haben wir gerechnet. Wenn wir eine gewisse Abwechslung bieten wollen, dann kommt es bei neun Rennwochenenden zu Verschiebungen. Am Ende waren das ganze verschiedene Kriterien und der Auswahlprozess war nicht ganz einfach», sagte Liechti.
«Wenn man nur neunmal fährt und den Anspruch hat, dass man international präsent sein und verschiedene Märkte bearbeiten will, dann war genau das ein Teil der Diskussion, die geführt wurde», so Liechti. Ebenfalls zu den Faktoren für die Entscheidung gehörten Dinge wie die Streckenbeschaffenheit aus der Sicht Fahrer, Teams und Hersteller, der Eventcharakter, die Ticketverkaufszahlen sowie die TV-Eignung bis hin zu TV-Quoten. «Im Vorstand sitzen die drei Motorsportdirektoren. Und die haben nicht in erster Linie die Marketinginteressen auf der Agenda, sondern die überlegen sich, wie die Strecke ist, was mit den Autos gemacht werden kann, was sinnvoll ist», sagte Liechti. So oder so: Unter dem Strich stand das schlechtere Ende für Oschersleben.
Was nun aber keine in Stein gemeißelte Entscheidung für die Zukunft ist. 2017 könnte Oschersleben also wieder in den Kalender zurückkehren. Schließlich war auch Budapest trotz eines laufenden Kontraktes in der abgelaufenen Saison wieder aus dem Kalender gestrichen worden. «Das geht nur, indem man ständig im Gespräch bleibt mit der ITR. Wir haben jetzt nicht alle Brücken abgebrochen und werden das auch nicht tun. Wir haben von Seiten der ITR auch eine Bestätigung, dass man mit uns weiter im Gespräch bleiben will. Ich hoffe, dass ist jetzt nur mal ein Jahr aussetzen und dass man dann auch wieder langfristig miteinander arbeiten kann», sagte Voss.