202 Tage Pause: «Die DTM ist da, wo seid ihr alle?»
Die DTM startet in die neue Saison
Die Motoren dröhnen wieder. Die DTM gibt wieder Gas. Endlich wieder Motorsport. Das Aufatmen rund um den Saisonstart der Tourenwagenserie ist groß. Vor allem bei Fans und Fahrern. Immerhin standen die Räder mehr als ein halbes Jahr lang still.
Über sechs Monate. 202 Tage. Unfassbar eigentlich. Eine Winterpause, die im Grunde schon gar keine Pause mehr ist, sondern ein Einschnitt. Hinsichtlich der treuen Fans ist das kein Problem, die sind eh immer dabei. Doch bei vielen Zuschauern ist die DTM in dieser Zeit aus den Köpfen verschwunden. Aus den Augen, aus dem Sinn.
«Man darf sich dann auch nicht beschweren, wenn beim ersten Rennen vielleicht wieder weniger Zuschauer sind, weil man ein halbes Jahr von der DTM nichts gehört hat. Und so sehe ich das auch bei allen anderen Kanälen wie beim Fernsehen. Über 200 Tage zwischen dem letzten und dem ersten Rennen, das ist zu viel. Aber wir können es leider nicht ändern», sagte Timo Glock SPEEDWEEK.com. Timo Scheider sieht das ähnlich. «Dann kommen wir nach sechs Monaten hier hin, testen einmal und sagen: „Hey, die DTM ist da, warum haben wir keine volle Hütte? Wo seid ihr alle?“ Da gibt es großes Potenzial, das zu verbessern.»
Man muss freilich keinen Fahrer fragen: Alle wollen mehr fahren, früher fahren und nicht sechs Monate kaum im Auto sitzen, denn auch bei den Testfahrten wurde gekürzt. Die Hälfte des Fahrerfeldes kam lediglich beim einzigen offiziellen ITR-Test vor einem Monat in Hockenheim zum Einsatz. Da könnte man zum Beispiel ansetzen: «Ich weiß nicht, warum wir einen ITR-Test machen und das Fahrerlager nicht öffnen. Ich würde die Leute reinwinken und sagen; „Kommt her, schaut euch an, was wir machen.“ Macht die Boxen auf und lasst die Leute durchlaufen. Ich persönlich hätte da überhaupt kein Problem mit. Aber man probiert natürlich, das exklusiv zu halten», so Scheider.
Nun sind es zwar seit 2015 18 Rennen, die aber auf neun Stationen verteilt sind. Und die werden nun ab Mai bis Oktober ausgetragen, danach ist wohl wieder ein halbes Jahr lang Ruhe und die DTM verschwindet erst einmal wieder.
Die 2014 neu gegründete Fahrergewerkschaft hat das Thema natürlich auch angesprochen, allerdings ohne Erfolg. Denn Einfluss durch die Fahrergewerkschaft hält sich allerdings (noch) in Grenzen (Hier geht es zum Bericht).
«Wir sagen schon immer, dass wir gerne mehr Rennen fahren oder die Saisonpause ein bisschen kürzer halten wollen, damit da einfach ein bisschen mehr passiert. Aber auf der anderen Seite sagen die Hersteller, dass gespart werden muss. Und das ist dann schwierig miteinander zu vereinbaren», sagte Glock.
Nun gibt es natürlich andere Möglichkeiten, die Serie im Bewusstsein zu halten. Sei es zum Beispiel durch Diskussionen über ein neues Reglement. In der Formel 1 funktioniert das nach dem Motto «Negative PR ist auch PR» hervorragend. In der DTM wird viel hinter verschlossenen Türen besprochen. Und schließlich kurz vor dem Saisonstart serviert.
«Das ist irgendwie so gewollt. Ich glaube nicht, dass irgendwann mal irgendwo unsere Regeln öffentlich diskutiert werden. Also selbst wir von der DTMDA kriegen das eine oder andere mit, aber dann werden auch wieder Entscheidungen getroffen, in die wir nicht so involviert sind», so Glock.
«Am Ende sind wir die Fahrer. Wir wollen uns miteinbringen. Wir wollen ja keinem etwas wegnehmen, sondern nur die Show verbessern. Das ist unser Ziel. Weil wir auch in die Zukunft schauen und uns Sorgen um unseren Sport machen», so Glock weiter. Dabei ist die Sicht der Hersteller nicht unbedingt eine andere. Natürlich nicht ohne das obligatorische Aber. «Wir wollen alle so viel fahren wie möglich, ich auch», sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass. «Es ist aber immer auch eine Frage der Kosten.»