Timo Glock: Plötzlich DTM-Mitfavorit
Timo Glock
Als Timo Glock in den letzten Runden des vierten DTM-Saisonrennens in Spielberg dem Sieg entgegenfuhr, war etwas anders als sonst. Es war ein wenig ungewohnt für den ehemaligen Formel-1-Piloten. Wie er so die Gerade hochfuhr, da schossen ihm zahlreiche Gedanken durch den Kopf.
Es lief wie am Schnürchen, und so richtig viel zu tun hatte er nicht. Die Bremsen schonen, den Vorsprung verwalten, nachlegen, als sein Verfolger Mattias Ekström im Audi plötzlich eine halbe Sekunde schneller fuhr.
Ist Glock normalerweise jede Menge Adrenalin gewohnt, war das etwas anderes. «Das sind so Sachen, die ich nicht mehr gewohnt bin», sagte Glock.
Nicht mehr gewohnt ist er es auch, zum Kreis der Favoriten zu zählen. Dritter ist der 34-Jährige nach dem zweiten DTM-Wochenende mit dem Sieg und einem vierten Platz, mit 37 Punkten liegt er nur sechs Zähler hinter dem Führenden Mercedes-Piloten Paul di Resta. Auch wenn Glock nichts mehr davon hören will: Wäre er in Hockenheim nach seinem zweiten Platz nicht disqualifiziert worden, wäre er jetzt Spitzenreiter.
Warum läuft es in seinem vierten DTM-Jahr auf einmal so nach Plan, nachdem er in den vergangenen Jahren nach Problemen mit der Umgewöhnung von einem F1-Boliden auf einen Tourenwagen immer wieder mit fehlender Konstanz zu kämpfen hatte?
Eine Rolle spielt sicher der Wechsel zum BMW-Team RMG, den Meistermachern aus der Eifel. 2014 wurde Marco Wittmann, Glocks Teamkollege, mit dem Team von Stefan Reinhold Meister, die Mannschaft holte zudem den Teamtitel. Im vergangenen, für BMW schwierigen Jahr, wurde man immerhin Vizemeister.
Glock und BMW hatten sich von dem internen Wechsel von MTEK zu RMG neue Impulse, neue Eindrücke versprochen. Offenbar mit Erfolg. Die Herangehensweise ist ein wenig anders, sehr detailbesessen und fokussiert. Förderlich ist es natürlich auch, dass Glock viele Teammitglieder aus seiner Zeit bei Toyota kennt, darunter auch Reinhold. Mit seinem Teamkollegen Marco Wittmann fuhr Glock schon bei MTEK eine Saison lang zusammen.
Unter dem Strich bekommt Glock ein ausbalanciertes Auto. «Ein konstantes Auto ist das, was ich brauche. Ein Auto, mit dem du auf die Strecke kommst und das sofort funktioniert. Wir haben immer an kleinen Stellschrauben gedreht und immer einen Schritt nach vorne gemacht. Es gab keine Änderung, die nach hinten losgegangen ist», sagte Glock.
Ein Vorteil der bisherigen Lehrjahre: Glock weiß, wie schnell es in der DTM gehen kann. Wie schnell nach guten auch weniger gute Rennwochenenden folgen können. «Wir sind erst beim zweiten Rennwochenende, und es kommen noch sieben. Da kommen noch Strecken, die uns nicht so gut liegen werden. Das wird der Lausitzring sein, auch am Norisring waren wir noch nie so stark. Da heißt es, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Und das wird schwierig», sagte Glock und stellte klar: «Ich schaue nicht ansatzweise auf die Meisterschaft. Ich habe viel Spaß am Rennfahren, alles andere ist mir egal.»