Günther Bauer: Stürze verdaut, Speed ist zurück
Günther Bauer hat sein Formtief überwunden
Die bisherige WM-Saison von Günther Bauer bestand aus mehr Tiefen als Höhen. Nach einem imposanten Training beim Auftakt-GP in Moskau folgte im Rennen nach 200 Metern der erste herbe Dämpfer. Zusammen mit Daniil Ivanov knallte er spektakulär in die Streckenbegrenzung, kam aber vergleichsweise glimpflich mit starken Prellungen davon. Er konnte am weiteren Rennverlauf zwar teilnehmen, jedoch war das beste Bike hinüber, der Körper geschunden und die Moral am Boden.
Es sollte nicht der einzige Sturz in Moskau bleiben. Mats Järf kegelte ihn vom Motorrad und Bauer schlug erneut hart auf dem Eis auf. Fragwürdige Disqualifikationen und ein weiterer Sturz beim nächsten Russland-GP in Togliatti halfen nicht, ihn wieder in Form zu bringen.
Im Training in Togliatti waren selbst die Russen erstaunt über den Speed von Günther Bauer, doch im Rennen sollte es nicht richtig laufen.
Zunächst sah es so aus, als wenn der Fluch in Almaty am Wochenende nach dem Togliatti-GP anhalten sollte. Am Samstag saß Bauer zwischen den Rennen mit starken Magenkrämpfen gekrümmt in seiner Box und hatte mehr mit sich als mit den Gegnern zu kämpfen. Am Anfang des Rennens war sein Bike deutlich zu langsam. Die Gegner zogen ihm reihenweise auf der Geraden davon, obwohl er auf der Ideallinie mit Vollgas unterwegs war. Im Laufe des Rennens bekam sein Team die Probleme in den Griff und am zweiten Renntag sah man wieder den alten Günther Bauer.
Der Bayer konnte den Speed der Russen mitgehen, startete gut und konnte sich auch von hinten nach vorne kämpfen. Mit acht Punkten, es hätten auch ein paar mehr sein können, qualifizierte sich der ehemalige Vizeweltmeister zum ersten Mal in der Saison 2015 für das Halbfinale. Der Kampf um den Einzug ins Finale blieb ihm jedoch verwehrt, da auf das Halbfinale und den Endlauf aufgrund der schlechten Eisbedingungen verzichtet werden musste.
«Dennoch war es schön vom Ergebnis her da zu sein, wo ich hin will», freute sich Bauer nach dem Rennen. «Endlich hat mal wieder alles geklappt. Zuvor war irgendwie der Wurm bei mir drin. Die drei Stürze auf russischem Eis waren auch nicht unbedingt eine Motivationsspritze.»
Auch wenn es sportlich wieder gut lief, blieb für Bauer nach dem Rennen keine Zeit zum Entspannen. Sein 16-jähriger Sohn Luca fuhr am Sonntag in St. Johann sein erstes Rennen. Günther Bauer saß in der Sportbar des Medeo-Stadion vor dem Computer und drückte ständig die Aktualisierungs-Taste auf seinem Laptop, um das Ergebnis-Live-Update aus St. Johann zu verfolgen. Luca schlug sich beachtlich, gewann seinen ersten Lauf gegen gestandene Fahrer und schaffte es bis ins Halbfinale.
«Ich glaube es ist ganz gut, dass er sein erstes Rennen ohne mich gefahren ist, er muss seine Erfahrungen selber sammeln», weiß Bauer. «Zudem waren meine Mechaniker Mandy und Mischka vor Ort, insofern war er bestens betreut.»