GERT56: «Als es darauf ankam, haben wir abgeliefert»
Schon im Training für das Acht-Stunden-Rennen auf dem Sepang International Circuit konnten der Österreicher Stefan Kerschbaumer, die Deutsche Lucy Glöckner und der Niederländer Pepijn Bijsterbosch als drittschnellstes Superstock-Team die ersten Punkte für den FIM Endurance World Cup 2019/2020 einheimsen.
Teammanager Karsten Wolf hatte sich vor dem Start zum zweiten Saisonlauf eine ausgeklügelte Strategie zurechtgelegt. Bei trockenen Bedingungen sollte Bijsterbosch auf dem im Süden der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur gelegenen Grand-Prix-Kurs ins Rennen starten, bei Regen sollte Glöckner diese heikle Aufgabe übernehmen.
In der Nacht zum Renntag hatte es geregnet und das Warmup begann bei auftrocknender Strecke, doch 15 Minuten vor Schluss setzte erneut Regen ein, der sich dann über nahezu den gesamten Tag ziehen sollte. Vom Mittwochtraining wusste man, wie schlecht die Strecke auftrocknete, daher wurde Glöckner als Startfahrerin nominiert.
Der Start war für 13:00 Uhr geplant, die Startaufstellung für 12:30 Uhr Ortszeit. Aus unerfindlichen Gründen gab die Rennleitung gegen 11:45 Uhr bekannt, dass die Startaufstellung um eine halbe Stunde vorgezogen werden würde. Damit sollten die Motorräder und Piloten fast eine Stunde im strömenden Regen auf Start-Ziel verbringen.
Durch den heftigen stundenlang anhaltenden Monsunregen, der in Teilen Malaysias für Hochwasser sorgte, musste der Start verschoben. Mit zwei Stunden Verspätung wurde das Teilnehmerfeld hinter dem Safety-Car auf die Reise geschickt, nur um nach wenigen Runden abzubrechen und die 50 Fahrer wieder ins Parc Fermé zu schicken.
Als endlich doch gestartet werden konnte, absolvierte Glöckner routiniert den ersten Stint. Anstatt an den Teamkollegen zu übergeben, blieb sie im Sattel, weil sie mit den Bedingungen bestens vertraut war. Erst für die letzten 20 Minuten übernahm Kerschbaumer das Steuer und beendete das Rennen als zweitbestes Stocksport-Team and er 14. Stelle.
Mit den drei Zählern aus dem Training und den 24 für Platz 2 schob sich die BMW-Mannschaft aus dem sächsischen Pirna, die in der abgelaufenen Saison knapp am Titel vorbeigeschrammt war, mit nunmehr 61 Punkten hinter Titelverteidiger Moto AIN (98) und BMRT 3D Maccio Racing (63) an die dritte Stelle der Zwischenwertung.
«Sepang war das wohl größte Abenteuer in der Geschichte von GERT56 und wir haben es in allen Bereichen mit Bravour gemeistert», zeigte sich Teammanager Wolf nach dem erfreulichen Resultat hocherfreut. «Der Teamauftritt und die Logistik wurden professionell gemeistert und wir haben uns von unserer besten Seite gezeigt.»
«Über die Leistungen auf der Strecke brauchen wir nicht diskutieren, das war perfekt, was alle drei gezeigt haben. Zunächst hatten wir noch etwas Bedenken, nachdem die ersten Trainings nicht ganz zu unserer Zufriedenheit gelaufen waren, denn Lucy, Steff und Pepi mussten die Piste erst lernen und Sepang ist doch etwas schwieriger zu fahren.»
«Aber als es darauf ankam haben alle abgeliefert. Mir war wichtig, dass wir bereits Zusatzpunkte im Qualifying sammeln, da wir letztes Jahr gesehen haben, dass jeder Punkt entscheiden kann. Dieses Ziel haben wir erreicht. Das Rennen haben wir strategisch auf richtig gute Beine stellen können und jedes einzelne Teammitglied hat perfekt funktioniert. Podest und auf WM-Rang drei verbessert, diesen Schwung nehmen wir jetzt mit in die Winter-Pause. Wir freuen uns jetzt alle auf Zuhause und wünschen allen ein frohes Weihnachtsfest und dann im kommenden Jahr wieder volle Attacke in Le Mans!»
«Was für ein komisches Rennen! So richtig wusste keiner, was Sache ist, wie lange nun gefahren wird und was überhaupt der Stand der Dinge ist. Bei meinem ersten Boxenstopp hat mich das Team gefragt hat, ob ich draußen bleibe, habe ich natürlich ja gesagt», erzählte die flotte Rennamazone aus Krumhermersdorf.
«Beim zweiten Boxenstopp hatte ich völlig den Überblick verloren. Ich wusste nicht, an welcher Stelle wir liegen oder wie viel Zeit noch ist. Hätte ich gewusst, dass es nur noch 20 Minuten sind, wäre ich auch noch weitergefahren. Es war ein Mega-Erlebnis, die Strecke ist traumhaft. Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat. Wir haben all unsere Erwartungen, ich bin überglücklich!»
«Das zweite Saisonrennen in Folge haben wir mehr mit dem Wetter zu kämpfen gehabt, als mit dem Rennen selbst. Es war ein Tanz auf rohen Eiern, aber wir sind fehlerlos geblieben. Es war erneut eine erstklassige Teamleistung. Man hat bei anderen Teams gesehen, wie leicht es war, Fehler zu machen. Wir haben hier ordentlich gepunktet und jetzt den dritten WM-Rang übernommen. Jetzt aber freuen wir uns auf Zuhause und auf Weihnachten!», ergänzt Kerschbaumer.
«Was für eine Woche in Sepang! Wir hatten alles dabei: Gewitter, unglaubliche Hitze, Monsunregen. Das Rennen selbst war wieder eines, was man sich nicht ausdenken kann. Das Team hat aber perfekt reagiert und jede Entscheidung wurde von allen getragen. In nur zweieinhalb Stunden Rennzeit war es klar, dass wir nicht alle zum Fahren kommen würden, aber wichtig war das Teamresultat», nahm es Bijsterbosch gelassen, dass er nicht zum Einsatz kam.