MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

GERT56: «Wir haben den Fokus voll auf Le Mans gelegt»

Von Helmut Ohner
Der verstorbene Thomas Thierolf (Mitte) mit Karsten Wolf und Crewchief Holger Homfeldt

Der verstorbene Thomas Thierolf (Mitte) mit Karsten Wolf und Crewchief Holger Homfeldt

Nicht kalkulierte Zusatzkosten, die kurzfristige Absage des Bol d’Or und die Verlegung des WM-Finales nach Estoril stellt viele Privatteams wie das German Endurance Racing Team 56 vor große Probleme.

Schon einmal mussten die Teams der Endurance-Weltmeisterschaft umplanen, weil das ohnedies bereits verschobene 24-Stunden-Rennen in Le Mans um eine Woche vorverlegt wurde. «Wir haben alle Buchungen für die Sattelzugmaschinen gekündigt und sämtliche Urlaubsanträge bei den jeweiligen Arbeitgebern unserer Teammitglieder storniert und mit viel Mühe auf den neuen Termin umgebucht», zählte Karsten Wolf, Teammanager vom German Endurance Racing Team 56, einen Teil der Arbeiten auf, die nach der Verschiebung notwendig wurden.

Diese Woche erhielten die Teams erneut Post von den Organisatoren der Weltmeisterschaft, in der die kurzfristig Absage des Bol d’Or und die Verlegung des Finales nach Estoril (Portugal) – ein Kurs, für den es keine referenzwerte bezüglich Getriebeübersetzung oder Reifenwahl gibt – verkündet wurde, ohne die permanenten Teams in diese Entscheidung einzubeziehen. Eine Vorgehensweise, die auf Unverständnis stieß und für viele Diskussionen sorgte. «Am Mittwoch haben wir erfahren, dass wir für die Einfahrt in das Fahrerlager einen negativen Covid-19-Test benötigen, der nicht älter wie 72 Stunden ist. Doch wer testet am Wochenende und was passiert mit den Kosten? Bei 150 Euro je Test und 20 Personen sind das zusätzliche 3000 Euro?»

«Die Terminverlegung trifft unsere Mannschaft besonders hart», ärgert sich Wolf. «Unsere Fahrer Kerschbaumer und Bijsterbosch fahren zum Estoril-Termin die IDM-Rennen in Hockenheim und einige Mechaniker haben anderweitige Verpflichtungen oder können ihre Urlaube nicht mehr umplanen. Das Finale der Weltmeisterschaft an das Westende Europas zu legen zieht für alle nicht nur zusätzliche Kosten für Treibstoff und Maut nach sich, sondern es muss außerdem auch noch das Risikogebiet Spanien durchquert werden. Was ist, wenn nach der Rückreise Leute in Quarantäne müssen und zwei Wochen Verdienstausfall haben?»

«Unser Fokus liegt jetzt einmal auf dem Le Mans-Wochenende. Dieses Rennen wollen wir unbedingt gewinnen, um uns bei der Vergabe des Weltcup-Titels der Stocksport-Kategorie in eine optimale Ausgangsposition zu bringen», so die unmissverständliche Ansage in Richtung des führenden Teams Moto AIN. «Die physische Belastung durch die durchgehende Maskenpflicht ist kaum abschätzbar, bin ich doch froh, wenn ich das Ding nach einer halben Stunde Einkauf wieder los bin. Nach Le Mans werden wir uns beraten und wie immer klug Risiken und Chancen gegeneinander abwägen.»

«Die Absage des Bol d‘Or war absehbar, muss doch der Veranstalter die Strecke anmieten, und das ist ohne Zuschauer sicher nicht darstellbar. Ich wäre ein Befürworter eines <Big finals> in Le Mans gewesen. Zwei Rennen an einem Standort ist ja zurzeit im Trend und erleichtert logistisch vieles. Ein 12 Stunden Rennen am Samstag und ein 8 Stunden Rennen am Sonntag mit getrennter Wertung wären auch 20 Stunden Fahrzeit. Und man hätte mit vielen Punkten und dann 4 Rennen auch einen Weltmeister in einem vergleichsweise sicheren Umfeld finden können. Ob Estoril dies in einem Monat mit verschlechternden Covid-19-Vorzeichen und einem sicher sehr kleinen Starterfeld leisten kann, wird sich zeigen. Aber wie gesagt, mit uns redet ja niemand.»

Nach dem überraschenden Ausstieg von Pirelli aus der Endurance-WM übernimmt der Deutschland-Ableger des italienischen Reifenherstellers für GERT56 by GS Yuasa in Le Mans den Support. «In Estoril wird Pirelli Deutschland allerdings fehlen, überschneidet sich doch dieser Termin mit der IDM in Hockenheim. Noch mehr fehlen wird uns aber Thomas Thierolf, der vor drei Wochen verstorben ist. Er war als Pirelli-Mann an unserer Seite als wir noch am Anfang standen. Er war im gesamten Fahrerlager beliebt und gleichermaßen geschätzt, er war nicht nur unser Partner, er ist zu unserem Freund geworden. An dieser Stelle unser herzlichstes Beileid an die Familie, mach‘s gut Thomas und Danke!»

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