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Weltmeister Manuel Lettenbichler: Besser als erhofft

Von Carsten Steffen
Obwohl er den Auftakt der Hard-Enduro-WM in Israel verpasst hat, eroberte KTM-Werksfahrer Manuel Lettenbichler beim Abschluss in Spanien den Titel. Das exklusive Interview von SPEEDWEEK.com.
Manuel, wie hast du die Saison erlebt?

Das war eine mega gute Saison für mich. Ich bin ohne große Erwartungen in die Saison gegangen, weil ich ja fast fünf Monate mit dem Meniskusschaden raus und ich wirklich frustriert war, als ich den ersten Lauf beim Minus 400 in Israel aussetzen musste. Aber es war die richtige Entscheidung, dort nicht an den Start zu gehen.

Beim zweiten Lauf in Serbien hast du gleich ein Ausrufezeichen gesetzt.

Ja, ich war mir selbst nicht sicher, nach der Verletzung gleich einen Mehrtagesevent und eine Rallye zu bestreiten. Die Zeit auf dem Bike hat mir fast ganz gefehlt. Vor dem Rennen war ich nur ein paarmal beim Motocross und für Hard-Enduro habe ich nur einmal trainieren können. Ansonsten bin ich nur mit der Fitness nach Serbien, die ich zuvor in der Reha im Red Bull Athletics Performance Center aufbauen konnte. Ich wäre schon sehr zufrieden gewesen, wenn ich das Rennen in Serbien ins Ziel gebracht hätte – also bin ich mit sehr flachen Erwartungen angetreten. Es hat dann aber relativ gut funktioniert, weil ich gleich am ersten Renntag ums Podium mitgefahren bin. Dass ich das Rennen dort gewinne, hätte ich nie gedacht. Somit war das natürlich das ideale Comeback nach der Verletzung. Gut, ich habe danach ein paar Tage nicht mehr gehen können, weil das Knie wieder ziemlich angeschwollen war, aber das hat sich dann beruhigt. Das Xross kann ich übrigens wärmstens empfehlen: Es ist extrem gut organisiert, die Tracks sind richtig gut gemacht, ein super Paddock und noch dazu ein schönes Hotel.

Beim Erzbergrodeo warst du wieder komplett hergestellt?

Vom Knie her schon, aber ich war vorher krank, hatte Freitagnacht Hustenanfälle und war daher nicht wirklich optimal beieinander. Beim Erzberg hast du natürlich maximalen Druck, wie jedes Jahr. Dass sie die Streckenführung in der Nacht vorher geändert haben, hat mich nicht gerade begeistert, ich war ziemlich genervt. Nicht nur Motorex Highway, sondern auch vor Carl’s Dinner hatten sie einige Passagen umgesteckt. Ich war der Erste dort und habe bei mindestens vier bis fünf Stellen die Linie bauen müssen. Das hat wenig mit einem normalen Renngeschehen zu tun. Den Sieg dort dennoch mit nach Hause nehmen zu können, war natürlich sehr cool.

Wie bist du beim Abestone in Italien zurechtgekommen?

Michele Bosi hat dort von der Organisation her noch einmal einen richtig krassen Schritt nach vorne gemacht. Er lernt immer dazu und ich denke, dass es im nächsten Jahr optimal werden kann. Das Rennen selbst war richtig hart, Billy Bolt war da noch dabei, aber hatte schon Probleme mit dem Handgelenk. Das war mit knapp 20 Minuten Vorsprung auf den Zweiten natürlich ein herausragender Sieg.

Also war das Selbstvertrauen vor den Romaniacs wieder komplett hergestellt?

Offen gestanden vielleicht etwas zu sehr. Und ich habe dort mit dem technischen Defekt am ersten Tag auch gleich einen Dämpfer bekommen. Ich habe nach der 2-Stunden-Zeitstrafe das Beste draus gemacht und bin vom 17. noch auf den 6. Platz vorgefahren. Mit meiner Schadensbegrenzung dort bin ich zufrieden.

Beim TKO in den USA lief es auch unrund?

Ja, dort habe ich mir gleich beim Prolog die Ferse geprellt. Mich hat es bei einer Reifenpyramide leicht nach oben rausgehebelt und ich bin dann aus gut zwei Metern Höhe auf dem Asphalt gelandet. Das hat mich in die Realität zurückgeholt. Trystan Hart ist dort megastark gefahren, mehr war bei mir nicht drin, daher bin ich mit dem zweiten Platz dort sehr zufrieden.

Hart hat dich auch in seinem Heimatland beim Outliers stark unter Druck gesetzt.

Das Duell dort mit Trystan war eines der besten meiner Karriere. Sicher hatte ich mit Bolt letztes Jahr das ein oder andere knackige Duell, aber das mit Trystan beim Outliers war schon sehr intensiv. Daher war das ein Sieg, der richtig gutgetan hat. Trystan hat dieses Jahr viel gelernt, er ist ein ruhiger Fahrer, der sich nicht stressen lässt. Ich würde mich freuen, wenn er nächstes Jahr die ganze Saison mit dabei wäre. Er hat auf jeden Fall das Zeug für Siege und Podiumsplätze.

Wie fällt dein Fazit zum letzten Rennen, dem Hixpania in Spanien, aus?

Kurz und knapp: Da haben wir das Ding klargemacht! (Lacht) Ich war sehr erleichtert. Es war ein sehr zähes, physisch anstrengendes Rennen. Nach diesem Jahr war das sehr erleichternd, den Titel zu bekommen. Auch einen Tag später habe ich das noch nicht so richtig realisiert. Von dem Protest in Rumänien habe ich mich nicht beeindrucken lassen – daran konnte ich eh nichts ändern. Ich finde die Entscheidung mit den zwei Stunden gerechtfertigt, auch wenn die Regeln der WM an der ein oder anderen Stelle noch nicht ausgereift sind.

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