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LMP1-Motorenstreit: Jetzt schlägt Mecachrome zurück

Von Oliver Müller
Der Ginetta-LMP1 bei den 24h von Le Mans

Der Ginetta-LMP1 bei den 24h von Le Mans

Die beiden Ginetta LMP1 aus der FIA WEC werden zukünftig vom AER-Twinturbo angetrieben. In der Kontroverse meldet sich nun der ehemalige Motorenpartner Mecachrome zu Wort, um seine Sicht der Dinge zu erläutern.

Der Motorenstreit in der LMP1-Klasse der FIA WEC entwickelt sich mittlerweile zu einer regelrechten Seifenoper. Am vergangenen Freitag hatte LMP1-Hersteller Ginetta verkündet, nicht mehr mit dem 3.4L-V6-Turbo von Mecachrome antreten zu wollen. Als neuer Motor wurde der V6-Twinturbo von AER gewählt, der auch in den beiden BR1 von SMP Racing im Einsatz ist. Ginetta gab in seiner Stellungnahme an, durch den Wechsel nun mehr Power zur Verfügung zu haben und erklärte, dass Mecachrome zuvor bestätigte, nicht die notwendigen Änderungen vornehmen zu können.

Inmitten der Kontroverse steht zudem das Einsatzteam CEFC TRSM Racing, das aufgrund fehlender Sponsor-Gelder aus China die Qualifikation und das Rennen beim Saisonauftakt im belgischen Spa-Francorchamps auslassen musste. Zwar traten die beiden Ginetta-LMP1 beim folgenden WEC-Rennen in Le Mans an, jedoch fuhren die G60-LT-P1 genannten Boliden der Klassen-Konkurrenz hinterher.

Inzwischen hat sich auch Ex-Motorenpartner Mecachrome zu den Geschehnissen geäußert. Zunächst bewertete der französische Hersteller die von Ginetta abgegebenen Kommentare als überraschend. Mecachrome erklärte, dass eine erste Motorenspezifikation für den Prologue in Le Castellet sowie für die Rennen in Spa-Francorchamps und Le Mans vereinbart gewesen wäre. Nach Le Mans sollte eine zweite Variante des Aggregats verwendet werden, bevor für Le Mans 2019 sogar eine dritte Ausbaustufe hätte gefertigt werden sollen.

«Beim Prologue hatten wir noch keinen Vertrag für die WEC-Saison. Dort liefen die Autos nur dank der finanziellen Unterstützung von Ginetta. Die finanziellen Probleme setzten sich in Spa fort. Und Ginetta entschied, trotz der Anwesenheit am Veranstaltungsort, sich nicht zu qualifizieren oder das Rennen zu fahren. Dieser Mangel an Fahrzeit im Vorfeld von Le Mans hat dazu geführt, dass wir das Auto im Laufe des Le-Mans-Testtages und der Rennwoche weiterentwickelt haben. Trotz eines längeren Aufenthaltes in der Box, der nicht allein auf Motorprobleme zurückzuführen ist, schaffte es ein Auto ins Ziel. Das andere Fahrzeug musste das Rennen wegen eines Elektroproblems aufgeben, welches nicht dem technischen Rennteam von Mecachrome anzulasten war», erklärt Mecachrome Motorsport Direktor Bruno Engelric.

«Es gab regelmäßige Beschwerden darüber, dass der Motor im Vergleich zu anderen auf dem Markt befindlichen Einheiten nicht stark genug sei. Aber Ginetta und Mecachrome waren sich vom ersten Tag an einig, dass das Hauptziel darin bestand, Le Mans mit der ersten Motorspezifikation zu beenden. Wären wir mit zusätzlichen 50 PS gefahren, so wäre das Endergebnis gleich oder möglicherweise schlechter gewesen. Zuverlässigkeit muss im Langstreckenrennsport an erster Stelle stehen - vor allem mit einem brandneuen Paket. Denn es braucht Kilometer, um Motor und Chassis zu verstehen und zu entwickeln», fährt Engelric fort.

«Aus technischer und Performance-Sicht hat Mecachrome seine versprochenen und vereinbarten Verpflichtungen vom ersten Tag an erfüllt. Die geschäftlichen und finanziellen Probleme vor Beginn der Saison haben der Geschäftsbeziehung nicht geholfen. Auf der technischen Seite und trotz der fehlenden Tests bzw. des Mangels an Streckenzeit haben wir das geliefert, was wir uns vorgenommen haben», so Engelric weiter.

Am Ende hatte Mecachrome dann auch noch eine Spitze gegenüber dem neuem Motorenpartner AER auf Lager. «Wir sind überrascht, dass Ginetta und Manor sich für einen Motor entschieden haben, der seit Jahren entwickelt wurde, aber im Juni in Le Mans nicht ins Ziel kam», meinte Engelric.

Der Wechsel hin zu AER kam für das Ginetta-LMP1-Projekt zu spät, um beim anstehenden Lauf der FIA WEC in Silverstone (19. August) antreten zu können. Ginetta plant aber weiterhin den Renneinsatz beim darauf folgenden Event im japanischen Fuji (14. Oktober). Es wird interessant zu beobachteten sein, ob die beiden G60-LT-P1 dann tatsächlich mit von der Partie sein werden.

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