Davide Rigon: In Fuji singen die Fans Lieder für mich
Die FIA WEC biegt so langsam auf die Zielgerade der diesjährigen Sommerpause ein. Am 14. Oktober wird beim 6-Stunden-Rennen im japanischen Fuji endlich wieder Gas gegeben. Und während durch die Toyota-Dominanz an der Spitze des Feld eher Langeweile angesagt ist, geht es in der GTE-Klasse derzeit mächtig zur Sache. Mitten drin ist auch Ferrari-Werkspilot Davide Rigon, der sich einen 488 GTE Evo mit dem Briten Sam Bird teilt. SPEEDWEEK.com traf sich mit dem sympathischen Norditaliener, um auf das Event voraus zu schauen.
Herr Rigon, lassen Sie uns zunächst noch kurz zurück auf den WEC-Lauf in Silverstone blicken. Wie bewerten Sie das Rennen aus Ihrer ganz persönlichen Sicht?
Davide Rigon: «Wir waren überrascht, dass wir im Rennen die Pace für den Sieg hatten. Das lag daran, dass wir Doppelstints mit den Reifen fahren konnten. Der Rennverlauf entwickelte sich positiv, doch dann hatte ich einen Kontakt mit einem LMP1. Da unsere Rückfahrkamera defekt war, musste mich mein Ingenieur im Funk kontinuierlich über die Verkehrssituation informieren. Der LMP1-Pilot bremste wohl etwas zu spät und hat mich leicht getroffen. Als Folge explodierte einer meiner Hinterreifen und beschädigte weite Teile der Fahrzeugseite. Das Ganze ist natürlich sehr schade, denn mein Wagenpartner Sam Bird und ich hatten eine bessere Pace als unsere Teamkollegen, die das Rennen sogar gewinnen konnten.»
Was erwarten Sie nun für den anstehenden Lauf im japanischen Fuji?
«Das wird sehr schwer werden. Die Teamkollegen haben in Silverstone triumphiert, was mich für Alessandro Pier Guidi und James Calado natürlich freut. Für mich als Wettbewerber ist das aber nicht so gut, denn wir werden in Fuji mit einer ähnlichen BoP antreten müssen. Unsere Stärke bei Ferrari ist es, dass wir sehr gut mit den Reifen arbeiten können. Somit sind wir in Bezug auf die Konstanz absolut spitze, jedoch nicht bei der ultimativen Rundenzeit. Dennoch fahren wir mit einer positiven Einstellung nach Fuji. Rennentscheidend könnte dort auch das Wetter werden. Das hat die Vergangenheit bewiesen. Mein Ziel für Fuji ist auf jeden Fall die Fahrt auf das Podium.»
Was macht die 4,563 Kilometer lange Strecke von Fuji aus? Und liegt Sie Ihrem Ferrari 488 GTE Evo?
«Fuji ist eine sehr technische Strecke. Beispielsweise hat die erste Kurve ein negatives Banking. Dort ist es sehr schwierig, den richtigen Bremspunkt zu finden. Auch die lange Rechtskurve im zweiten Sektor ist eher merkwürdig. Sie ist mit keiner anderen Kurve in der WEC-Saison vergleichbar. Jedoch mag ich diesen Streckenabschnitt sehr. Im engen Teil zurück zu Start/Ziel braucht man ein stabiles Heck. Die lange Gerade liegt unserem Ferrari dagegen überhaupt nicht. Hier sind wir durch die BoP so weit eingeschnürt, dass uns selbst die GTE-Am-Porsche um die Ohren fahren werden!»
Japan gilt als ganz besonderes Motorsport-Land. Können Sie eine spezielle Erinnerung mit uns teilen?
«Tatsächlich gibt es in Japan eine Fangruppe, die mich hinter unserer Box immer mit Liedern überrascht. Sie singen sogar in italienisch. Das beeindruckt mich wirklich sehr. Ich weiß auch gar nicht, warum ich überhaupt einen japanischen Fan-Club habe. Dabei handelt es sich ungefähr um 30 Leute, die zu allen meinen Rennen in Japan kommen. Die Japaner sind im allgemeinen nett und höflich. Ich genieße es wirklich sehr, wenn ich dort am Start stehe. Nur die kleinen Hotelzimmer mag ich nicht.»